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Nachricht vom 20.03.2020    

Der neue Glücksspielstaatsvertrag und das Affiliate-Geschäftsmodell

Die deutsche Online Casino-Fangemeinde musste in den letzten Jahren einiges über sich ergehen lassen. Ein Flickenteppich von Regelungen in den einzelnen Bundesländern stand teilweise im völligen Widerspruch zum EU-Recht. Gerichte schlugen sich mal auf die Seite der Kunden, mal auf die Seite staatlicher Verbotspolitik. Spätestens das Chaos um die Verlängerung von Glücksspiellizenzen in Schleswig-Holstein sorgte vollends für Verwirrung. An den Fakten hat das behördliche Hin und Her wenig geändert.

Foto: pixabay.com

EU-rechtskonforme Glücksspielangebote sind für deutsche Internet-Nutzer nach wie vor problemlos verfügbar. Und sowohl im Internet als auch im Fernsehen werden Online Casinos fleißig beworben. Ein Zustand, der die Behörden kräftig in Verlegenheit bringt. Sie haben sich jetzt endlich zu einer Entscheidung durchgerungen und wollen mit einem neuen Glücksspielstaatsvertrag für einheitliche Rahmenbedingungen sorgen. Die Neuregelung soll 2021 in Kraft treten, erste Details sind aber schon jetzt bekannt geworden. Sie sorgen teilweise für Verunsicherung in der Branche. Denn schon jetzt ist klar, dass die Reform weitreichende Auswirkungen auf die Marktstruktur haben könnten. Eröffnet sie Online Casinos neue Perspektiven, oder wird sie deutsche Unternehmen in Bedrängnis bringen?

Affiliates setzen weiterhin auf Online Casinos
Der Unternehmergeist in der Branche scheint jedenfalls bislang ungebrochen. Das legt ein Blick auf die Affiliate-Szene nahe, die Informationsangebote zu Online Casinos zur im Internet zur Verfügung stellt. Affiliates sehen offensichtlich weiterhin Potential, denn neue Webseiten wie CasinoBlox, die auf den deutschen Markt spezialisiert sind, werden praktisch im Monatsrhythmus veröffentlicht. Es scheint unwahrscheinlich, dass dieses Engagement kurzfristig ausgelegt ist. Denn bis eine Seite sich mit einem hochwertigen Informationsangebot das Vertrauen der Nutzer erarbeitet hat, vergeht viel Zeit. Und in einem dynamischen Umfeld wie dem Online-Glücksspielmarkt erfordert die Pflege und Aktualisierung der Daten einen hohen Aufwand. Dieser lohnt sich nur, wenn eine längerfristige Marktpräsenz etabliert werden kann.

Welche Rolle nehmen Affiliates zukünftig ein?
Veränderungen auf dem Markt betreffen also unmittelbar auch die Affiliate-Unternehmen. Einige Beobachter gehen davon aus, dass ihre Bedeutung mit der neuen Reform abnehmen könnte. Denn möglicherweise wird die Zahl der verfügbaren Online Casinos im Rahmen der Lizenzvergabe deutlich reduziert. Allerdings scheint unwahrscheinlich, dass Affiliates ganz vom Markt verschwinden. Denn die Kunden von Online Casinos werden weiterhin das Bedürfnis nach anbieterübergreifenden Informationen haben. Insbesondere die Möglichkeit, verschiedene Plattformen nach objektiven Kriterien zu vergleichen, wird von ihnen geschätzt. Das dürfte zukünftig verstärkt der Fall sein, denn die neue Regelung dürfte den Aufwand für die Eröffnung eines neuen Kundenkontos im Online Casino erheblich vergrößern. Eine Konsolidierung auf dem Casino-Markt könnte also mit einer Konsolidierung auf dem Affiliate-Markt einhergehen. Trotzdem wird es sowohl von Nutzerseite als auch von Betreiberseite weiterhin Nachfrage nach den Diensten von Affiliate-Unternehmen geben.

Marktveränderung: Erdbeben oder Sturm im Wasserglas?
Wie drastisch die Veränderungen auf dem Markt für Online Casinos ausfallen werden, ist aktuell noch völlig offen. Es könnte auch große Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern geben, denn die Lizenzvergabe erfolgt auf Länderebene. Eine zentrale Abstimmung der Politik ist bislang nicht vorgesehen. Die Bundesländer könnten sich dafür entscheiden, die Zahl der Online-Anbieter ähnlich stark zu begrenzen wie die der Spielbanken. Allerdings würden sie damit womöglich einzelnen Anbietern eine Art Monopolstellung einräumen und einen Wettbewerb unterbinden. Das würde zu einem starken Rückgang der Vielfalt auf dem deutschen Casino-Markt führen und dürfte daher bei der Nutzergemeinde auf großen Widerstand stoßen. Denkbar wäre auch, dass die Länder sich für eine liberale Lizenzpolitik entscheiden, so dass es keine großen Änderungen in der Anbieterstruktur gibt. Schließlich ist auch eine Mischung dieser Ansätze denkbar, so dass je nach Bundesland große Unterschiede im Casino-Angebot bestehen könnten.

Reaktionen von Branchenvertretern
Die Reaktionen der Branchenvertreter ließen nicht lange auf sich warten. So begrüßt der Deutsche Sportwettenverband DSWV grundsätzlich die Modernisierung der Glücksspielregelung. Allerdings kritisiert er in einer Stellungnahme, dass den Behörden zu wenig Ermessensspielraum eingeräumt werde. So könne möglicherweise nicht angemessen auf zukünftige Veränderungen der Marktbedingungen reagiert werden. Unrealistisch sei auch die Vorgabe, Online-Werbung zukünftig nur noch zu bestimmten Uhrzeiten zu erlauben. Auch der europäische Branchenverband EGBA meldete sich zu Wort. Der EGBA sieht die Gefahr, dass einzelne Regelungen den Bedürfnissen deutscher Verbraucher nicht gerecht würden. Das könnte dazu führen, dass Teile der Bevölkerung auf illegale Angebote ausweichen und die Bemühungen um mehr Sicherheit im Online-Glücksspiel so untergraben würden. Der EGBA fordert die Landesregierungen daher dazu auf, einige der geplanten Einschränkungen neu zu bewerten.

Vorbereitung auf neue Regelung
Unterdessen ist das Gesetzesvorhaben weiterhin auf Kurs. Wenn es in den kommenden Monaten von den Länderparlamenten verabschiedet und von der EU-Kommission genehmigt wird, dürfte es pünktlich vor Auslaufen des bisherigen Glücksspielstaatsvertrages am 30. Juni 2021 in Kraft treten. Egal ob es noch zu Korrekturen kommt, müssen sich die Betreiber von Online Casinos schon jetzt auf zahlreiche Veränderungen einstellen. Besonders die Umsetzung der Anforderungen für das neue Sperrsystem dürfte einen erheblichen technischen Aufwand bedeuten. Denn schließlich gilt es hier, zahlreiche datenschutzrechtliche Bedenken und Sicherheitsanforderungen angemessen zu berücksichtigen. Dementsprechend hoch dürfte auch der finanzielle Aufwand für diese Maßnahme ausfallen. Für kleine Unternehmen könnte das zukünftig eine unüberwindbare Zugangshürde zum deutschen Markt darstellen. Auch Spielentwickler müssen Angebote wie virtuelle Spielautomaten künftig möglicherweise an die speziellen Anforderungen des deutschen Marktes anpassen. Der Aufwand hierfür dürfte sich in Grenzen halten, trotzdem könnte es bei einigen Titeln zu Einschränkungen bei der Verfügbarkeit kommen.

Die deutsche Online Casino-Gemeinde blickt daher gespannt auf die neuen Entwicklungen. Bei aller Kritik sehen viele Beobachter durchaus die Chance, dass der deutsche Markt von der neuen Rechtssicherheit profitiert. Bis dahin gilt es allerdings noch, viele Unsicherheiten zu überwinden. Sowohl die Glücksspielanbieter als auch ihre Affiliates und andere Partnerunternehmen müssen sich also auf Herausforderungen einstellen. Wie gut das gelingt, ist nicht zuletzt vom Willen aller Beteiligten zur Kooperation abhängig. (PRM)



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