Werbung

Nachricht vom 21.01.2013    

Jugendarbeit kostet den Kreis über 30 Millionen Euro

Kreis Neuwied. Der Aufwand für die Betreuung vernachlässigter Kinder nimmt Jahr für Jahr zu. Gleichzeitig fährt das Land seinen Anteil an der Kostendeckung kontinuierlich zurück. Die Last für den Kreis wird immer größer. Knapp 800.000 Euro Mehrkosten entstehen für die Finanzierung der Gehälter der Beschäftigten, verursacht durch die Ausweitung des Betreuungsangebots auf Kleinstkinder.

Wenn Kinder vernachlässigt werden, müssen sich die Behörden um sie kümmern. Der Aufwand für den Kreis Neuwied wird immer größer.

"Insgesamt ist festzustellen, dass die Personalkosten für Kindestagesstätten mittlerweile etwa 50 Prozent des gesamten Jugendhilfeaufkommens im Landkreis Neuwied ausmachen. Der weitere große Kostenblock ist die Hilfe zur Erziehung, gefolgt von der Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Minderjährige und junge Erwachsene", so zog der Erste Kreisbeigeordnete Achim Hallerbach das Fazit in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses. Im Mittelpunkt standen die Beratungen der Haushaltsansätze für den Bereich der Jugendhilfe.

Im Jahr 2013 erwartet das Kreisjugendamt ein Ausgabevolumen von 20 Millionen Euro. Darin nicht enthalten ist die Kostenerstattung, die der Landkreis Neuwied für das Jugendamt der Stadt zusätzlich zu leisten hat. Diese betrug im Jahr 2012 knapp 13,5 Millionen Euro, so dass sich der Gesamtbetrag für die Jugendarbeit für den Kreis auf über 30 Millionen Euro beläuft.

Die Personalkosten in Kindertagesstätten stellen zugleich auch einen ständig weiter wachsenden Posten im Jugendhilfeetat des Kreisjugendamtes dar. Für das Jahr 2013 wird mit einer Steigerung von 788.000 Euro gegenüber dem Vorjahr kalkuliert. Hier wirkt sich zum einen der Ausbau des Betreuungsangebotes in Kindertagesstätten mit dem bevorstehenden Rechtsanspruch ab Vollendung des ersten Lebensjahres im August 2013 aus. Zum anderen wurde allerdings deutlich, dass sich die Einführung der Elternbeitragsfreiheit für den Landkreis Neuwied zu einem Zuschussgeschäft entwickelt.

"Da das Land Rheinland-Pfalz nicht sämtliche Einnahmeausfälle ausgleicht, die sich aus der Einführung der Elternbeitragsfreiheit ergeben, fehlt allein im Etat 2011 nach aktuellen Berechnungen eine Summe von mehr als 600.000 Euro im Haushalt des Landkreises Neuwied", erklärt Achim Hallerbach gegenüber dem Jugendhilfeausschuss.

Bei den Hilfen zur Erziehung war zum einen festzustellen, dass sich die erhebliche Zahl an Hinweisen auf Gefährdung von Kindern, die das Kreisjugendamt Neuwied erhält, auch in der Nachfrage nach Hilfen niederschlägt.

"In etwa 30 bis 40 Prozent der Fälle, in denen das Kreisjugendamt einem Hinweis auf Kindeswohlgefährdung nachgeht, muss im Anschluss eine Hilfe eingesetzt werden", ergänzt der Leiter des Kreisjugendamtes, Jürgen Ulrich.



Durchgängig nachteilig wirkt sich eine Zuständigkeitsreglung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes für den Landkreis Neuwied aus: Allein im Jahr 2012 muss das Kreisjugendamt Neuwied neun kostenintensive Heimfälle übernehmen, nachdem die Eltern der betroffenen Kinder in den Landkreis Neuwied gezogen waren. Ulrich: "Dem gegenüber steht kein einziger Fall, in dem das Kreisjugendamt eine laufende Hilfe abgeben konnte."

In der Diskussion im Jugendhilfeausschuss wurde deutlich, dass es sich damit auch nicht um einen einmaligen Effekt handelt, sondern die konstant hohe Anzahl an Fallübernahmen den Jugendhilfeetat jeweils über mehrere Jahre belastet.

Wenig zufriedenstellend ist aus Sicht des 1. Kreisbeigeordneten Achim Hallerbach auch die Beteiligung des Landes Rheinland-Pfalz. Nachdem das Land Rheinland-Pfalz 2002 seine Beteiligung an den Kosten für Hilfen zur Erziehung zurückgefahren hatte, ist der dem Kreisjugendamt Neuwied zur Verfügung stehende Anteil kontinuierlich gesunken. "Während ehemals das Land Rheinland-Pfalz 25 Prozent der Kosten für Hilfen zur Erziehung und Eingliederungshilfe übernommen hat, decken die Zuwendungen des Landes nunmehr gerade noch 13,85 Prozent dieser Aufwendungen. Anders ausgedrückt: Würde der Landkreis Neuwied noch die Beteiligung des Landes Rheinland-Pfalz vor 2002 erhalten, hätten wir heute eine Mehreinnahme von 880.000 Euro", unterstreicht Hallerbach.

Mit Blick in die Zukunft wurde insbesondere darauf hingewiesen, dass die hohe Zahl von Fallübernahmen natürlich auch in den nächsten Jahren nachwirken wird. Ebenso ist durch den Ausbau des Platzangebotes in Kindertagesstätten mit weiter steigenden Aufwendungen zu rechnen.

In der Diskussion wurde deutlich, dass auch hier letztlich nur eine insgesamt bessere Finanzausstattung der Kommunen helfen kann. Die Erwartungshaltung an die rheinland-pfälzische Landesregierung bezüglich des neuen kommunalen Finanzausgleichs sei zu Recht hoch, sagte Hallerbach.


Lokales: Neuwied & Umgebung

Jetzt Fan der NR-Kurier.de Lokalausgabe Neuwied auf Facebook werden!


Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


"Wir Westerwälder" unterstützt das Pendlernetz von ADAC und Schwarz Mobility Solutions

Westerwald. Mit dieser Plattform baut der Club sein Angebot für eine klimaschonende Mobilität weiter aus. "Mit dem Pendlernetz ...

Programm "MindMatters" fördert psychische Gesundheit an Schulen

Koblenz. Zu der Fortführung des Prpgramms haben sich die Barmer, die Unfallkasse Rheinland-Pfalz, das Bildungsministerium ...

Ein Abend mit dem Tierschutz Siebengebirge in Unkel

Unkel. Warum gibt es immer noch so viele verwilderte Hauskatzen? Warum stehen die Tierheime und Tierschutzvereine vor dem ...

Mehr als nur "Pretty in Pink": Flamingos im Zoo Neuwied

Neuwied. Rosaflamingos sind, ihrem exotischen Aussehen zum Trotz, auch in Europa beheimatet. Besonders in Südfrankreich, ...

Eine Gefühlsexpedition mit Elefant Nola in Dierdorf

Dierdorf. Referentin Isabelle Klein vom Mutwerk Stärkenschmiede nimmt die Kinder spielerisch mit auf eine Gefühlsexpedition. ...

Blaulichtmeile in Kölsch-Büllesbach

Kölsch-Büllesbach. Dabei findet sich sowohl etwas für die großen als auch für die kleinen Besucher, diese können sich an ...

Weitere Artikel


Sechs Tage fahren mit dem KarnevalsTicket

Köln/Kreis Altenkirchen/Neuwied. Auch in diesem Jahr gibt es wieder ein tolles Ticketangebot zu Karneval: Wer an Weiberfastnacht ...

Gelungene Premiere der AKROKIDS

Oberhonnefeld/Straßenhaus. Zur Premiere des diesjährigen Showtanzes hatten die AKROKIDS Straßenhaus e.V. eingeladen. Erneut ...

Blutspender in Kurtscheid geehrt

Roswitha Eul, Leiterin der Blutspendegruppe Kurtscheid und Jörg Backhaus, Leiter des Blutspendedienstes, freuten sich bei ...

6d der IGS Selters entsandte „Botschafter“ nach Prag

„Am Sonntag, den 9.12.2012 war es endlich so weit. Die Klasse 6d flog mit fünf ausgewählten Kindern (ein Mädchen und vier ...

Bären verlieren den Auftakt in Grefrath

Patrick Lomascolo erhielt eine Matchstrafe, Jan-Niklas Linnenbrügger verletzte sich im letzten Spielabschnitt. In Grefrath ...

FSJ-Bundesbeauftragter besuchte Marienhaus-Gruppe in Waldbreitbach

Im Juli vergangenen Jahres war er schon einmal auf dem Waldbreitbacher Klosterberg. Damals würdigte Dr. Jens Kreuter, der ...

Werbung