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Nachricht vom 20.10.2023    

Zukunftskonzept nach der Insolvenz: Ist das DRK Krankenhaus Neuwied gerettet?

Von Angela Göbler

Aufatmen in Neuwied, Ernüchterung in Altenkirchen: Wie geht es weiter mit den DRK-Krankenhäusern der Region nach der Insolvenz der DRK Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz? Am Donnerstag (19. Oktober) hat die Trägergesellschaft ein Zukunftskonzept vorgelegt, das gewaltige Einschnitte für den Standort Altenkirchen ankündigt, für die Klinik in Neuwied jedoch einer Stärkung der vorhandenen Geriatrie-Abteilung verheißt.

Das DRK Krankenhaus Neuwied scheint gerettet. (Foto: Archiv Angela Göbler)

Neuwied. Welche Einschnitte für das DRK-Krankenhaus Altenkirchen zur Debatte stehen, hatten die Kuriere bereits berichtet. Hier soll faktisch nur die Kinder- und Jugendpsychiatrie bestehen bleiben, ja sogar gestärkt werden, während die übrigen Disziplinen nach Hachenburg verlagert werden.

Anders sehen die Planungen für den Krankenhausstandort Neuwied aus: "Zur weiteren Optimierung der klinischen Prozesse", so heißt es in einer Presseerklärung der DRK Trägergesellschaft Süd-West, "soll der Standort Alzey in der bestehenden Fachabteilungsstruktur im operativen Bereich ausgebaut werden und in Neuwied wird die bereits vorhandene Geriatrie gestärkt." Dieses skizzierte Ziel des Zukunftskonzepts gehe dabei aus einer umfassenden Analyse aller Standorte und deren wirtschaftlicher Lage hervor. "Zur Auswertung wurden verschiedene Szenarien für die DRK Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz im Kontext der Gesundheitsreform der Bundesregierung sorgfältig geprüft und abgewogen", so heißt es weiter.

Erleichterung in Neuwied
Im Neuwieder Kreishaus macht sich nun vorerst Optimismus breit: "Geschafft!" Mit spürbarer Erleichterung hat Landrat Achim Hallerbach die Nachricht aufgenommen, dass es eine Zukunft für die DRK-Krankenhäuser in der Region und damit den Standort Neuwied zu geben scheint. "Das DRK gibt ein klares Bekenntnis auch zu unseren Gunsten ab. Mit der Perspektive für unser DRK Krankenhaus Neuwied und dem wichtigen Ausbau des Schwerpunktes Geriatrie, dem gerade in der ländlichen Struktur unserer Heimat eine immense Bedeutung zukommt, werden Arbeitsplätze nachhaltig gesichert und die medizinische Infrastruktur in Stadt und Landkreis Neuwied bleibt in Ergänzung des Schwerpunkt-Versorgers Marienhaus-Klinikum weiterhin gewährleistet", betont der Landrat.

Die weiteren Eckpunkte des Zukunftskonzepts für die DRK Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz hat deren Geschäftsführung und die mit der Sanierung beauftragten Unternehmen WMC Healthcare und BRL bereits in Mitarbeiterversammlungen in den betroffenen Klinikstandorten in Altenkirchen, Alzey, Hachenburg, Kirchen (Sieg) und Neuwied vorgestellt. Das Konzept beinhaltet einen umfassenden Plan zur Neuaufstellung der Kliniken.

Nach Angaben der Sanierer würden in der Ausarbeitung unter anderem die sich in den aktuellen Reformdiskussionen abzeichnenden Veränderungen der Krankenhauslandschaft im Sinne einer nachhaltigen Positionierung aller Standorte bereits so gut wie möglich vorweggenommen. Der Start zur schrittweisen Umsetzung der Maßnahmen soll voraussichtlich im November 2023 erfolgen.



Wandel als Chance?
Nun appelliert Landrat Hallerbach an die DRK-Verantwortlichen, sich im Rahmen des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung noch intensiver mit den Standorten und den dortigen Strukturen auseinanderzusetzen. "Im Rahmen einer Stärken-Schwächen-Analyse für jedes Krankenhaus, der Berücksichtigung der Bedarfe und Bedürfnisse in den Regionen sowie eines intakten menschlichen Settings auf personeller Ebene, kann der Wandel als Chance gesehen werden und gelingen", hebt der Landrat hervor. Insbesondere müssten Kompetenzen zusammengeführt werden; eine Netzwerkbildung dürfe nicht an "Kirchtürmen in den Köpfen" scheitern. Andere Krankenhäuser würden ein solches Modell bereits erfolgreich umsetzen.

Für den Neuwieder Landrat kann das vorgestellte Konzept nur ein erster Schritt sein: "Eine am Tropf hängende Krankenhausstruktur ist für die Mitarbeiter und die Menschen in den Regionen eine unsägliche und nicht zu verantwortende Hängepartie. Deshalb müssen Bund und Land die ausreichende und nachhaltige Finanzierung der Krankenhäuser in ihrer Agenda ganz weit oben platzieren. In der Vergangenheit gab es eine hochqualitative und verlässliche medizinische Versorgung in Deutschland. Dahin müssen wir wieder zurückfinden", so der Landrat.

Kamillus-Klinik in Asbach nicht betroffen
Die Kamillus-Klinik in Asbach verdient sich dieses Prädikat vor allem mit ihrer Spezialisierung auf Neurologie seit Langem und genießt bei der Behandlung von Schlaganfall- und Multiple Sklerose-Patienten mit einer konstanten Auslastung von 80 Prozent deutschlandweit einen hervorragenden Ruf. Formell zählt das Krankenhaus nicht zu dem vom Insolvenzverfahren betroffenen Zweig des DRK.

Die Erfolgsfaktoren der Kamillus-Klinik spiegeln sich auch in weiteren Zahlen wider. So investieren DRK und das Land Rheinland-Pfalz aktuell 7,5 Millionen Euro in den Standort. Unter anderem führt der entsprechende Umbau zu einer Erhöhung der Bettenkapazität von 135 auf 159 Betten, zudem sollen die Maßnahmen eine schnellere Verbindung zu Notaufnahmen, der benachbarten Intensivstation und der sogenannten "Stroke Unit", also der Schlaganfalleinheit, herstellen.

Des Weiteren ist der Ausbau der bereits vorhandenen Kooperation mit einem Schlaganfall-Netzwerk mit der Universitätsklinik Bonn vorgesehen. "Die Kamillus-Klinik in Asbach ist auch infrage der Netzwerkbildung wie etwa mit Bonn ein vorbildliches Kompetenzzentrum, das über den Landkreis Neuwied hinaus Anerkennung findet und ausstrahlt", würdigt Landrat Achim Hallerbach seinen "medizinischen Leuchtturm" im Norden als Modell dafür, antiquiertes Kirchturmdenken im Sinne der Patienten zu überwinden. (Angela Göbler / PM)


Mehr dazu:   Insolvenz DRK Trägergesellschaft  
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