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Nachricht vom 12.12.2022    

Beeindruckende Saurierfunde in der südlichen Pfalz

Vor rund zwei Jahren stieß ein Ehepaar nahe der südpfälzischen Gemeinde Eschbach bei einem Spaziergang auf den vermeintlichen Fußabdruck eines Dinosauriers. Schon kurze Zeit später bestätigte sich die Vermutung und der Fundort wurde zu einem echten Hotspot für die Dinosaurierforschung in Deutschland. Nicht nur weiß die Wissenschaft dank aktueller Ausgrabungen vor Ort nun deutlich mehr über den Pareiasaurier, es zeichnet sich auch ein klares Bild ab, wie es in der südlichen Pfalz vor 255 Millionen Jahren aussah.

Der Pareisaurier lebte vor rund 255 Millionen Jahren. Die Spuren in Eschbach sind in Deutschland einzigartig. Foto Quelle: pixabay.com / mikewildadventure

Zwei Fußgänger entdeckten neuste Saurierspuren
Wie es oft, wenn es um spektakuläre Entdeckungen geht, haben die Forscher auch im Falle der Fußspuren bei Eschbach einiges dem Zufall zu verdanken. Das Ehepaar war im Sommer 2020 bei seiner Wanderung auf der Strecke zwischen Eschbach und der nahegelegenen Madenburg unterwegs gewesen, als es plötzlich auf die ungewöhnlichen Konturen im Sandstein aufmerksam wurde. Der Zufallsfund entpuppte sich schon kurze Zeit später als seltene Saurierfußspur des Pareiasaurus. Diese urzeitliche Echse lebte vor rund 255 Millionen Jahren in der Region und brachte bis zu 600 Kilogramm auf die Waage. Der Pareiasaurus teilt sein Schicksal mit vielen weiteren Saurierarten des Perms, die Opfer eines globalen Massensterbens wurden. Spuren dieses Tieres hatte man bisher nur an wenigen Orten auf der Welt gefunden. Dass diese ausgerechnet im südpfälzischen Eschbach entdeckt wurden, galt schon vor den neusten Ergebnissen der Ausgrabungen als echte Sensation. Beteiligte Forscher betonen in diesem Zusammenhang immer wieder, wie bedeutsam Zufallsfunde sein können. Die Sandsteinplatte ist mit ihren kompakten Maßen von 45 × 22 cm auf den ersten Blick verhältnismäßig unscheinbar und konnte dementsprechend schnell übersehen werden. Mittlerweile dürfen interessierte Besucher das Fundstück im Urweltmuseums Geoskop im Kreis Kusel bestaunen.

Ausgrabungen verraten viel über das urzeitliche Eschbach
Die pflanzenfressenden Pareiasaurier wirken rein optisch weniger beeindruckend als die späteren Dinosaurier-Verwandten aus der Jura- und Kreidezeit, aber dennoch sind sie gerade wegen ihres Alters von großem Interesse für die Wissenschaft. Rekonstruktionen zeigen sie häufig mit kurzen Beinen, einem massigen Körper und knochigen Panzern, die vermutlich der Abwehr von Fressfeinden dienten. In der Forschung gibt es daher sogar vereinzelte Theorien zu einer gemeinsamen Entwicklungsgeschichte mit den heute noch lebenden Schildkröten. Aufgrund seines Maximalgewichts von über einer halben Tonne und einer Körperlänge von bis zu 3 Metern zählte der Pareiasaurus wohl zu den massivsten Landbewohnern seiner Zeit. Anzutreffen war er jedoch überwiegend in Küstennähe, was hervorragend zum Fundort der Fußabdrücke passt. Die Region befand sich vor vielen Millionen Jahren nämlich in direkter Nähe zum Meer. In den vergangenen zwei Jahren förderten aufwendige Ausgrabungsprojekte weitere Hinweise auf die seltenen Saurier zutage. Insgesamt sind dem Forscherteam Spuren von acht Tieren bekannt, wobei es sich voraussichtlich teilweise um Abdrücke weiterer Saurierarten handelt. Da unter ihnen dem aktuellen Kenntnisstand nach auch Spuren des ebenso selten anzutreffenden Moradisaurus sind, könnte Eschbach als neuer Hotspot für die Urzeitforschung noch weitere Überraschungen parat halten.

Funde aus Deutschland sind von großer Bedeutung
Dass Nachweise großer Saurier gefunden werden, ist für Deutschland eigentlich unüblich. Deutlich bekannter ist der Standort als Fundgrube für deutlich kleinere Vertreter aus späteren Zeitaltern. Besonders die Entdeckung des Archaeopteryx sorgte in der Vergangenheit für viel Wirbel. Noch immer zählt der kleine gefiederte Saurier als wichtiges Bindeglied zwischen den Theropoden und den heute noch lebenden Vögeln. Als erster Fundort der Fossilien dieses Shootingstars des Paläontologie gilt die Fränkische Alb. Sein Spitznamen „der Schwäbische Lindwurm“ trägt der Archaeopteryx, weil er schon früh als mögliche Erklärung für deutsche Drachenmythen herangezogen wurde. Diese Theorie scheint nicht abwegig, wenn man bedenkt, dass diese Interpretation unter den Gelehrten des Mittelalters sehr verbreitet war.

Erst als sich die Paläontologie als eigenständige Wissenschaft etablierte, kam es zu einer anderen Sicht auf die vermeintlichen Drachenfossilien. Als Pionier auf diesem Gebiet gilt heute der Forscher Georges Cuvier. Als sich Darwins Evolutionstheorie gegen die zuvor auch in der Wissenschaft anerkannte christliche Schöpfungslehre durchsetzte, bekamen die Urzeitechsen auch in Deutschland mehr Aufmerksamkeit. Seitdem hat sich viel getan und gerade in den vergangenen Jahrzehnten wurden in Deutschland weitere Missing-Links gefunden, die uns die lange Evolutionsgeschichte der Saurier hin zu den Vögeln verdeutlichen.

Ständig verbesserte Untersuchungsmethoden
Ein Grund, warum immer mehr Dinosaurierarten identifiziert werden, liegt in den neuen technischen Möglichkeiten. Ein gutes Beispiel ist der Tuebingosaurus, der wie der Archaeopteryx vor Millionen von Jahren das Gebiet der heutigen Schwäbichen Alb bewohnte. Durch seine Verwandtschaft mit dem Brachiosaurus und anderen bekannten Langhalssauriern, wurde das Fossil fälschlicherweise der Gattung der Plateosaurier zugeordnet. Im Gegensatz zu diesen lief der Tuebingosaurus aber wohl auf allen Vieren. Die versteinerten Knochen befanden sich seit den 1920er-Jahren im Besitz der Universität in Tübingen. Da es sich bei solchen Funden häufig nur um einzelne oder wenige Knochenfragmente handelt, fällt die Bestimmung schwer. Die moderne Computertechnik hilft deshalb bei der Analyse der Knochenstruktur und zeigt, dass wir selbst von alten Fossilien noch viel lernen können. Oft liegt es also gar nicht an Neuentdeckungen, sondern an Neubewertungen alter Funde. (prm)

Autor: Björn Weickel



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