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Nachricht vom 21.11.2021    

Todor „Tosh“ Todorovic & Mike Titré - handmade Blues in Puderbach

Von Wolfgang Rabsch

Wen es nach Puderbach in den „Alten Bahnhof“ zog, der konnte einen Samstagabend (20. November) genießen, der ganz nach dem Geschmack der Blues Freunde war. Blues, gespielt und teilweise komponiert in Deutschland, vorgetragen vom Duo der „Blues Company“.

Das Duo der „Blues Company“ spielte in Puderbach im "Alten Bahnhof". Fotos: Wolfgang Rabsch

Puderbach. Ab dem Abend sollte jeder erkennen können - handmade Blues kann, in all seinen Nuancen auch hier so vorgetragen werden, dass man sich von zwölf Bars einfangen und entführen lassen kann. Eine wundervolle Mischung einiger bekannten Blues-Klassiker, abgerundet mit Eigenkompositionen, berührten die Herzen und ließen alle den Rhythmus spüren, den Blues so einzigartig und dennoch mannigfaltig sein lässt.

Ob Klassiker wie „Route 66“ - diese besungenen 3.940 Kilometer Asphaltfläche - wurden zu einem vertonten Gefühl, leicht beschwingt und das mit wenig Schnickschnack. „Get your kicks on Route 66“, was waren das für erfrischende Kicks für alle, die dabei sein durften. Eine rasante Fahrt, oh ja, ohne Limit!

Auch „Georgia on my mind“ fehlte in der Set-Liste nicht. Unzählige Versionen wurden seit dem Geburtsjahr dieses Liedes im Jahr 1930 auf Vinyl, und später CD gebannt, viele berühmte Versionen entstanden. Im Duo vorgetragen und ein wenig jazziger als manch andere Version, sangen viele im Publikum mit.

„Cold Rain“, eine dieser Eigenkompositionen von Tosh, beschrieb den Herzschmerz, den Menschen spüren, wenn eine Beziehung endet. Oder war es denn doch der im Winter in Osnabrück so kalte Regen, so wie der Sänger erzählte? Schloss man seine Augen, dann war diese unsagbare Traurigkeit in dem Lied greifbar. Eine bezaubernde akustische Bridge auf den Gitarren schaffte es, alle zu berühren.

Selbst die Wünsche und die Bitten, die manchmal in den Gedanken in Richtung Himmel gesendet werden, konnte dieser Abend bieten. „Crippled Mind“: “Give me wisdom to tell every truth from a lie” ist nur einer dieser Wünsche. Wer wünscht sich nicht auch genau dies, die Wahrheit von der Lüge unterscheiden zu können? Das ganze Lied eine Bitte um den Halt im Leben, den eigentlich jeder sucht. Bemerkenswert, dass der leicht slawisch anmutende Grundton diesen Blues ihn zu einem bekannten Song in Russland machte, so wusste Tosh zu berichten.

Aber nicht nur der Mann mit den drei „T“ im Namen, dessen Stimme leicht rauchig klang, kam auf diesem kleinen Konzert dazu, die tiefsinnigen Texte in Schwingung zu bringen. Bei „Big boss man“ war es Mike Titré, der bluesig ins Mikrofon sang und das Tempo erhöhte.

Ein bemerkenswertes Stück wurde in den Fokus gesetzt - „One Shot“, Boogie-Woogie, schnell gespielt und voller Temperament. Ja, auch ganz ohne Alkohol, auch wenn es in diesem Lied genau darum geht, konnte man hierbei gut seine Muskulatur zu Bewegung bringen. Auch dieser Song war wieder eine Komposition von Tosh höchstpersönlich.

Mike Titré, erwies sich als kongenialer Partner, so brillant auf der Bühne, seine Blues-Harp passgenau und perfekt eingesetzt, Perfektion für Gefühle und vor allem gute Stimmung. Und im kahlköpfigen Gitarren Duo waren beide ein sich ergänzendes eingespieltes Team. 41 Jahre liegen hinter ihnen, 41 Jahre gemeinsam Musik zu machen, Freunde zu sein. In der Pause erzählte Tosh, dass sie sich schon fast wie ein altes Ehepaar sehen, allerdings ohne Streit. Alte Hasen in der Blues-Szene sind beide sowieso und ohne um eine Alleinstellung zu buhlen, spielten sie auf ihren Saiteninstrumenten und kreierten füllige Melodien, die ganz ohne Percussion und Schlagzeug ein rhythmisches Gefühl erschufen, das ihnen das Publikum mit Klatschen dankte.



„They called him Muddy Waters“, ein Lied für einen der großen und bekannten Väter des Chicago Blues. Als Muddy Waters im Jahr 1983 starb, Tosh schlaflos „herumzappte“ und im Fernsehen die traurige Nachricht erfuhr, gefolgt von Promotion Sendungen über diesen großartigen Mann, stellte er fest, dass all das, all die Lobgesänge der Medien vielleicht besser hätten vorher stattfinden sollen, um Muddy schon damals zu dem zu machen, was und wer er war. Der Song entstand und wurde in Puderbach von Gitarre und Mundharmonika begleitet. Eine Hommage der ganz besonderen Art.

Und Berühmtheiten – natürlich durfte „Georgia on my mind“, wie auch der berühmte „Walking Blues“ im Repertoire nicht fehlen. Ganz sicher das wichtigste aller Lieder für die beiden Künstler war „Red Blood“. Als Anfang der 90´er die Unruhen und der Krieg im damaligen Jugoslawien begannen, berührte dies Todor zutiefst. Ein Lied gegen den Krieg, der bis heute irgendwo auf der Welt immer herrscht. Im gesanglichen Alleingang, ganz ohne instrumentale Begleitung beendeten beide Sänger dieses denkwürdige Lied, das die Besucher still in sich aufsogen.

Die Zugabe „Precious Lord“ wurde im Blueskleid vorgetragen. Blues und Gospel sind wie Bruder und Schwester, viele Bluesmusiker spielten „die Musik des Teufels“ und am Sonntag - unter anderem Namen - in der Kirche Gospel, so wusste Tosh zu berichten. „Precious Lord“ war der Lieblingsgospels von Martin Luther King, der von Mahalia Jackson an dessen Beerdigung gesungen wurde. Die Blues-Version des Duos berührte gleichermaßen das Publikum.

Genug des Lobes, der bei den meisten Zuschauern selbst noch eine Weile in Form einer bluesigen Erinnerung bestehen bleiben wird. Denn wer gerne wissen möchte, wie sich das Blues Company Duo anhört, wer vielleicht die große Besetzung von bis zu acht Musikern erleben möchte, der besucht ihre Konzerte, oder genießt einen Abend daheim und hört deren CDs.

Standing Ovations und minutenlanger Beifall waren das mindeste, womit die begeisterten Zuschauer dem Duo danken konnten. Die beiden Ausnahmemusiker sogen dieses Gefühl regelrecht auf, zumal es erst ihr drittes Konzert in den beiden letzten Jahren war. Vollkommen übermannt von ihren eigenen Gefühlen, dankten beide Musiker empathisch, dass sie endlich wieder vor Menschen spielen durften.

Die nächste Veranstaltung findet am 27. November 2021 im „Alten Bahnhof“ statt, dann werden dort Bretonische Lieder und Tänze von An Erminig und Ploumadeg aufgeführt.
(Elke Stockhausen/ Wolfgang Rabsch)


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