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Nachricht vom 18.08.2021    

Regionale Wertschöpfungsketten sinnvoll vernetzen

Kaum ein Spitzenkoch, der nicht auf sie schwört: regionale und saisonale Zutaten. Wer heute lecker, gesund und umweltbewusst kochen möchte, verzichtet möglichst auf Produkte, die – teils unreif geerntet - die halbe Erdkugel umfliegen mussten, um bei uns im Supermarkt zu landen.

Von links: Jan Schumacher, Thomas Ecker (Untere Landwirtschaftsbehörde Kreis Neuwied), Jörg Hohenadl (Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Neuwied), Landrat Achim Hallerbach und Florian Neifer (tatkräftiger Unterstützer und Freund der Familie Schumacher). Foto: Kreisverwaltung

Neuwied. Um Fertigprodukte mit reichlich Zusatzstoffen machen auch Hobbyköche mittlerweile einen großen Bogen. Doch wie kommt man an heimische Produkte? Und gibt es überhaupt genug?

Jan Schumacher ist „Kartoffelbauer“ in Sankt Katharinen. Blaue Anneliese, rote Emmalie, Salad Blue, Heideroth und viele weitere Sorten wachsen auf seinen Äckern und erfreuen sich großer Beliebtheit. Nachhaltigkeit, Regionalität und Vielfalt hat sich der angehende Agraringenieur auf die Fahnen geschrieben. Doch der 23-Jährige möchte mehr: Er will mithelfen, dass die landwirtschaftlichen Erzeuger in der Region sich besser vernetzen, regionale Wertschöpfungsketten aufbauen und so auch die landwirtschaftliche Einkommensstabilität verbessern.

Getreu dem Raiffeisenmotto „Das Geld des Dorfes dem Dorfe“ hat er sich ans Werk gemacht und für eine Projektarbeit mit Erzeugern, Verarbeitern und Händlern gesprochen sowie eine Strukturanalyse durchgeführt. Sein Fazit: „Die Akzeptanz von regionalen Produkten ist hoch. Es fehlen aber Verarbeitungskapazitäten und Lieferstrukturen für die Vermarktung, insbesondere von Fleisch und Milch“. Schumacher macht dabei auch deutlich, dass zur Bewältigung einer „nicht unerheblichen logistischen Herausforderung“ enormes Engagement aller beteiligten Akteure notwendig ist. Er hofft, dass seine Arbeit einen Beitrag zur Entwicklung eines schlüssigen Konzeptes leistet – zum Wohl der Region und aller beteiligten Akteure.

Die Neuwieder Kreisverwaltung will ihren Teil dazu auf jeden Fall beitragen. „Als Landkreis haben wir es uns auf die Fahnen geschrieben, das Engagement zu unterstützen und auszubauen“, betont Landrat Achim Hallerbach mit Nachdruck. Er verweist dabei gleichzeitig auf das durchaus vielversprechend angelaufene „Naturgenuss-Gastgeber“-Projekt, das die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) und der Naturpark Rhein-Westerwald in Zusammenarbeit mit Landwirten, Verarbeitern und heimischen Gastronomen initiiert haben. „Damit leisten wir bereits einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe“, ist der Landrat überzeugt.



Hallerbach will sich zudem dafür einsetzen, dass bürokratische Hürden abgebaut werden. Denn genau die haben die Akteure, vor allem bei der Erzeugung und Verarbeitung tierischer Lebensmittel, immer wieder beklagt, berichtet Schumacher aus seinen Gesprächen für die Projektarbeit. Thomas Ecker von der Unteren Landwirtschaftsbehörde der Neuwieder Kreisverwaltung bestätigt das. Ordnungs- und hygienerechtliche Auflagen hätten negative Auswirkungen auf die Entwicklung von Direktvermarktern und Schlachtbetrieben, sagt er. „Infolge der EU-Schlachthofverordnung im Jahr 2009 haben nur acht gewerbliche Schlachtbetriebe im Kreis Neuwied überlebt, weil sie die gleichen Standards wie Großschlachthöfe erfüllen müssen. Das ist eine gravierende Wettbewerbsverzerrung“, kommentiert er und bezweifelt mit Blick auf die „Tönnies-Affäre“, dass sich die Arbeits- und Produktionsbedingungen in der Branche verbessert haben.

Nur wenn sich die Arbeit für die Landwirte auch lohnt, werden sie auch genug erzeugen, um die heimische Bevölkerung zu versorgen. Der Blick auf die Ist-Situation ist allerdings ernüchternd. Wie Thomas Ecker von der Unteren Landwirtschaftsbehörde ausführt, erzeugt die Landwirtschaft im Kreis Neuwied beim Fleisch derzeit nur acht Prozent des Pro-Kopf-Verbrauchs seiner Bürger. Bei Kartoffeln beträgt der Selbstversorgungsgrad 20 Prozent, bei Eiern 31 Prozent. Bei Frischmilcherzeugnissen wird der Verbrauch der rund 185.000 Einwohner bereits über Bedarf gedeckt, bei Getreide wird die doppelte Menge des Verbrauchs erzeugt.


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