Werbung

Nachricht vom 27.03.2021    

Gemeinsam gegen Fundamentalismus und Rassismus

Was können Religionen gegen Fundamentalismus und Rassismus tun? Das war Thema einer gut besuchten digitalen Veranstaltung, die von der Initiativgruppe „Interreligiöse Begegnung“ und vom Diakonischen Werk als Beitrag zu den Wochen gegen Rassismus organisiert worden war.

Symbolfoto

Neuwied. Prof. Josef Freise führte in das Thema ein: In jeder Religion gebe es Menschen und Gruppen, die ihre Religion exklusiv und fundamentalistisch als die einzig wahre verstehen und dabei andere Religionen abwerten. Gleichzeitig gibt es aber auch inklusive Auffassungen in allen Religionen, die inklusiv orientiert den anderen Religionen Wahrheit nicht absprechen oder die sogar davon ausgehen, dass Gott in gleicher Weise den Menschen in den verschiedenen Religionen begegnen kann. Religionsvorstellungen wandeln sich oft auch im Laufe des Lebens bei einzelnen Menschen. Entscheidend ist, Auffassungen zu stärken, die Menschen anderer Religion und Weltanschauung nicht abwerten und diskriminieren.

Vertreter der einzelnen Neuwieder Religionsgemeinschaften erläuterten dann, was innerhalb ihrer Gemeinschaft gegen Fundamentalismus und Rassismus getan werden kann. Metin Debe von der Gemeinschaft der Eziden (auch: Jesiden) erläuterte den Grundsatz seiner Religion, dass man nicht Ezide sein muss, um ein guter Mensch zu sein. Obwohl die Eziden im Nordirak im August 2014 einen erschütternden Genozid durch den sogenannten Islamischen Staat erlitten, hätten sie doch immer wieder den Dialog mit Muslimen gesucht und verdeutlicht, dass der IS nicht mit dem Islam identifiziert werden darf.

Ilhan Ilbey von der Fatih Moschee in Neuwied sprach davon, dass der Dialog das A und O für die Prävention gegen Fundamentalismus und Rassismus sei. In Jugendgruppen würde den jungen Menschen die Lebensauffassung des Islam verdeutlicht, damit sich diese nicht durch das Internet von fundamentalistischen und gewaltbereiten extremistischen Muslimen verleiten ließen. Er verwies auf die guten Erfahrungen der Aktion „Weißt du, wer ich bin?“ auf dem Neuwieder Weihnachtsmarkt, wo VertreterInnen der verschiedenen Religionsgemeinschaften eine Woche lang gemeinsam einen Stand betreuten und sich dabei auch persönlich kennenlernten.

Hermann Josef Schneider von der Katholischen Kirche und zugleich Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Neuwied sah in der aktuellen katholischen Lehre keinerlei Ansatzpunkt für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Man müsse allerdings feststellen, dass in vielen Kirchengemeinden Menschen sich durch ihre konservativ-bürgerliche Prägung eher zurückhaltend und manchmal auch abweisend gegenüber Neuzugewanderten verhielten. Gleichzeitig gäbe es aber viele Initiativen zur Unterstützung von Geflüchteten. Zu nennen sei auch die Jugendaktion der katholischen Jugend im Bistum Trier „Wir gegen Rassismus“.



„Alle Religionen gehören zusammen“, betonte der Imam Ansar Ahmad von der Ahmadiyya-Gemeinde. Das soziale Engagement beispielsweise für die Blutspende sei ihnen wichtig und wenn Menschen gleich welcher Religion und Weltanschauung bei terroristischen Attentaten zu Tode kämen, sei es für seine Religionsgemeinschaft selbstverständlich, Trauer und Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen. Der Gründer ihrer Religionsgemeinschaft habe immer darauf verwiesen, dass die Menschheit eine große Familie sei. Noch bevor man auf die eigenen Rechte poche, müsse man die Rechte der anderen mit Entschlossenheit verteidigen.

Im Rundgespräch mit den 25 Teilnehmenden kam dann die Frage auf, inwieweit sich Religionen, die ihre Herkunft in anderen Ländern haben, in Deutschland veränderten. Muslimische Teilnehmende erläuterten, wie hier in Deutschland muslimische Kinder auch zu Weihnachten einen Tannenbaum schmücken. An die Tradition des Adventskalenders anknüpfend würden auch Ramadan-Kalender gebastelt. Es gebe auch Ähnlichkeiten zwischen den Religionen: Bei den Eziden wird das Neujahrsfest als „Roter Mittwoch“ jeweils am ersten Mittwoch im April nach dem julianischen Kalender gefeiert und dann werden Eier gefärbt.

Um gemeinsame Anliegen gegenüber der Stadt beispielsweise mit Blick auf muslimische Beerdigung zu vertreten, habe sich, so der Muslim Armin Wellnitz, in Neuwied ein Rat der Muslime gebildet, der neben den sunnitischen Gemeinden auch die Ahmadiyya-Gemeinde umfasst. Damit gehört Neuwied zu den wenigen Städten in Deutschland, wo sich sowohl die Christen in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, als auch die Muslime im Rat der Muslime zusammengetan haben und wo Menschen unterschiedlicher Religionen regelmäßig im Dialog stehen. Renate Schäning von der Diakonie dankte abschließend allen Beteiligten. Sie verwies auch darauf, dass es neben den offenen Begegnungstreffen bald wieder ein Treffen des Rats der Religionen gebe, zu dem der Oberbürgermeister die Religionsverantwortlichen einladen wird.
PM


Lokales: Neuwied & Umgebung

Jetzt Fan der NR-Kurier.de Lokalausgabe Neuwied auf Facebook werden!


Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Heinrich-Haus-Werkstatt St. Katharinen und Wirtgen Group arbeiten Hand in Hand

Sankt Katharinen. Ricardo Akdogan und Burhan Bircan sind anders als viele. Sie leben mit einer Behinderung. Seit Jahren arbeiten ...

CDU Rengsdorf-Waldbreitbach zu Besuch bei Rengsdorfer Feuerwehr

Rengsdorf. Wehrleiter Peter Schäfer informierte über die Aufteilung der Wehr auf insgesamt zwölf Feuerwehrstandorte in der ...

23-Jähriger in Bad Hönningen alkoholisiert und ohne Führerschein am Steuer erwischt

Bad Hönningen. Im Markenweg in Bad Hönningen kam es am vergangenen Donnerstagabend (9. Mai) zu einer Routinekontrolle, die ...

UNESCO-Welterbetag am in der Römerwelt Rheinbrohl

Rheinbrohl. Im Handwerkshaus wird die Schmiede befeuert und das Eisen durch den Schmied bearbeitet. Er erklärt dabei, worauf ...

"Ehrenamt verbindet Menschen und Kulturen!": SWN verleihen Engagementpreis

Neuwied. "Ich bin dankbar für das Engagement aller Vereine und Ehrenamtlichen in unserer Stadt", betont Oberbürgermeister ...

Westerwaldwetter: Eisheiligen fallen Hitze zum Opfer

Region. Die Eisheiligen beginnen nach dem Kalender am Samstag, dem 11. Mai mit "Mamertus" und enden am 15. Mai mit der "Kalten ...

Weitere Artikel


Gesund Kochen mit Superhelden

Neuwied. „Gesundes Kochen kann ganz leicht sein, aber wir müssen bereits in jungen Jahren das Bewusstsein dafür schärfen“, ...

Kai Kazmirek geht neue Wege

Neuwied. „Über den Winter stellten wir immer wieder zum Teil unterschiedliche Auffassungen über die Trainingsinhalte fest", ...

Sicherheit an Schranke auf Fahrradweg bei Marienhausen wird jetzt erhöht

Marienhausen. Der Unfall an der Schranke auf dem offiziellen Radweg zwischen Marienhausen und Brückrachdorf bewegt noch immer ...

Michaela Abresch, literarische Wanderin zwischen historischem Westerwald und Nordsee

Dierdorf. Ziel ist es, laut Vorständin Sandra Köster, alles zu vermarkten, was die Region attraktiv und einzigartig macht. ...

Die Fußballsaison wird annulliert - keine Punktspiele mehr

Region. Der Punktspielbetrieb der Saison 2020/21 wird in allen Spiel- und Altersklassen eingestellt, die bisher ausgetragenen ...

WTG-Schüler mit Eine-Welt-Schulpreis ausgezeichnet

Neustadt. Als "Sustainable-Team" engagierten sich Luisa Neffgen, Lilli Kramer, Jeanny Schwenninger, Isabel Ecker, Colin Schäfer ...

Werbung