Werbung

Nachricht vom 08.12.2020    

Gefährlicher Schwimmbadbesuch – Verbrennungen unter den Fußsohlen

Fall des Monats: Haftet ein Schwimmbadbetreiber, wenn sich ein Badegast auf einer durch Sonneneinstrahlung stark erhitzten im Boden eingelassenen Metallplatte die Fußsohlen verbrennt? Diese Frage hatte die 1. Zivilkammer des Landgerichts Koblenz zu beantworten.

Symbolfoto

Zum Sachverhalt:
Die damals 17 Monate alte Klägerin besuchte mit ihrer Mutter ein Schwimmbad. In Beckennähe befand sich dort auf einem Fußweg im Boden eine große Metallplatte. Diese hatte sich durch intensive Sonneneinstrahlung bei hochsommerlichen Temperaturen stark erhitzt. Die Platte war weder besonders gekennzeichnet noch wurde dort in sonstiger Weise vor Gefahren gewarnt.

Die Klägerin lief barfuß vor ihrer Mutter her und betrat die Platte, auf der sie sodann stehen blieb und anfing zu weinen, woraufhin die Mutter ihre Tochter sofort schnappte und auf den Arm nahm. Da Kinder an den Fußsohlen noch nicht so widerstandsfähige Hautschichten wie Erwachsene haben, zog sich die Klägerin unter beiden Fußsohlen Verbrennungen zu, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Unter beiden Fußsohlen bildeten sich Blasen. Es war an beiden Fußsohlen etwa fünf Prozent der Körperoberfläche verbrannt. Die Klägerin konnte in der ersten Woche nach dem Vorfall nicht gehen und schlief schlecht. Die Behandlung der Verbrennungen dauerte rund drei Wochen.

Wegen dieses Vorfalls begehrte die Klägerin von der beklagten Schwimmbadbetreiberin ein Schmerzensgeld in Höhe von mindestens 750 Euro.

Die Entscheidung:

Das Gericht hat der Klägerin das begehrte Schmerzensgeld in Höhe von 750 Euro wegen Verletzung einer Verkehrssicherungspflicht durch die Schwimmbadbetreiberin gemäß §§ 839, 253 Abs. 2 BGB in Verbindung mit Art. 34 GG zugesprochen.

Die Schwimmbadbetreiberin wäre nach Auffassung des Gerichts verpflichtet gewesen, Schutzvorkehrungen zu treffen, um Schwimmbadbesucher vor den von der bei Sonneneinstrahlung erhitzten Metallplatte ausgehenden Gefahren zu schützen. Ein Schwimmbadbesucher müsse nicht damit rechnen, dass sich in einem Bereich, der uneingeschränkt genutzt werden dürfe, im Boden eine Metallplatte befinde, die sich bei Sonneneinstrahlung dermaßen erhitze, dass man sich daran Verbrennungen an den Fußsohlen zuziehen könne.



Grundsätzlich sei es Erwachsenen zwar bekannt, dass sich Metall bei starker Sonneneinstrahlung erwärme, dies bedeute aber nicht, dass Gäste eines Schwimmbades davon ausgehen müssten, dass sie eine im Boden eingelassene Metallplatte nicht gefahrlos betreten könnten. Ein Schwimmbadbesucher müsse sich vielmehr darauf verlassen können, dass eine am Boden im allgemein zugänglichen Bereich befindliche Metallplatte gefahrlos betreten werden könne, zumal Schwimmbadbesucher typischerweise häufig abgelenkt seien und nicht durchgängig darauf achteten, wohin sie treten würden. Insofern habe die aufsichtspflichtige Mutter nicht damit rechnen müssen, dass die Tochter die Metallplatte nicht gefahrlos betreten könne.

Außerdem werde ein Schwimmbad üblicherweise nicht nur von Erwachsenen, sondern eben auch von Kindern aufgesucht, die – abhängig vom jeweiligen Alter - zu solchen Überlegungen überhaupt noch nicht fähig seien. Ein Schwimmbadbetreiber könne und müsse in Ruhe planen und überlegen, welche Gefahren von seiner Einrichtung ausgehen und müsse seine Gäste hiervor schützen. Nach Auffassung des Gerichts wäre diese Gefahrenquelle hierbei für die Schwimmbadbetreiberin erkennbar gewesen. Es wäre ihr dann auch ohne weiteres möglich gewesen, die Gefahr abzuwenden, indem sie zum Beispiel an besonders heißen Tagen die Metallplatte absperre oder etwas Schützendes über die Platte legen oder diese generell hell anstreiche.

Eine Aufsichtspflichtverletzung der Mutter sah das Gericht dagegen nicht. Die Mutter habe sich in der unmittelbaren Nähe ihrer Tochter aufgehalten und auf eintretende Gefahren daher sofort reagieren können. Es gebe keine Verpflichtung, das Kind im Schwimmbad dauerhaft an der Hand halten.
PM Landgericht



Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Neues MLF an Feuerwehr Oberdreis übergeben

Oberdreis. Am Wochenende feierte der "Förderverein Freiwillige Feuerwehr Oberdreis e.V." sein 30-jähriges Bestehen. Mit sommerlichen ...

Unerlaubte Müllentsorgung in Bürdenbach: Polizei sucht nach Zeugen

Bürdenbach. Eine unerlaubte Entsorgung von Sperrmüll beschäftigt aktuell die Polizeidirektion Neuwied/Rhein. Wie die Behörde ...

Unbekannte Täter hinterlassen Altreifen und Felgen in Rengsdorf: Polizei sucht Zeugen

Rengsdorf. Auf einem Waldweg entlang der K 104 zwischen Melsbach und Rengsdorf stieß ein Jagdausübungsberechtigter am 2. ...

Bunte Kunst im Straßenhauser Park war gut gekühlt

Straßenhaus. So blieben nur die wetterfesten Kunstwerke und deren Schöpfer vor Ort, erstere zum Teil mit Plastikfolie geschützt, ...

Schowen feierte Dorffest und trug Dorfolympiade aus

Giershofen. Am Dorfgemeinschaftshaus in Schowen war am späten Samstagnachmittag viel Betrieb. Der Duft von Gegrilltem lag ...

Riskantes Überholmanöver in Mülheim-Kärlich führt zu schwerem Verkehrsunfall

Mülheim-Kärlich. Am Freitag (31. Mai), gegen 13.15 Uhr, wurde die örtliche Dienststelle über einen gravierenden Verkehrsunfall ...

Weitere Artikel


Holger Wolf überreicht Spende an Tierheim Neuwied

Neuwied. Die Unterstützung sei auch bitter notwendig gewesen, denn durch die Pandemie seien dem Verein Einkünfte von über ...

Johannes Epp (6c) ist Gewinner des Vorlesewettbewerbs am WHG

Neuwied. Die Jury setzte sich aus drei Deutschlehrer/innen der 5. Klassen (Rebecca Blum, Maik Brunner, Anna Strunk), der ...

Wettbewerb der Stadtbücherei Bad Honnef: „Mein Lieblingsbuch"

Bad Honnef. So geht es: Gerne ein Blatt im Format DIN A3 gestalten (ein anderes Format geht aber auch), bitte auf die Vorderseite ...

Hilfsaktion für Kitas in Windhagen

Windhagen. Vorstand und Mitglieder des Vereins „Gemeinsam - Bürger für Windhagen" brachten spontan die Kosten für die FFP2-Masken ...

Lefkowitz: Schulen erhalten 750.000 Euro aus Schulbauprogramm des Landes

Neuwied. „Ich freue mich, dass unsere Schulen unmittelbar vom Schulbauprogramm des Landes profitieren“, unterstreicht der ...

Zweites Wochenende Selhofer Adventskalender

Bad Honnef. Der Nachwuchs hörte der Erzählung von Michalina Kuska zu und malten konzentriert, an kleinen Tischen, die im ...

Werbung