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Nachricht vom 12.06.2017    

Prämonstratenser finden in Neuwied neue Mitglieder

Sie waren viele hundert Jahre in der Region von zentraler Bedeutung, dann kam 1803 das Aus: Erst 2007 gründeten die Prämonstratenser eine neue Gemeinschaft am Mittelrhein, zunächst am Standort der ehemaligen Abtei Sayn. Die Prämonstratenser sind damit gerade zehn Jahre nach über 200 Jahren Abwesenheit wieder in der Region. Mittlerweile kommen die Bewerber aus ganz Deutschland.

Auch Engagierte aus Neuwied dabei: Einige der Bewerber und Ordensmitglieder bei ihrer jüngsten Zusammenkunft.

Neuwied. Es war eine riesige Bewegung, die in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts Ernst machen wollte mit dem Aufruf Jesu Christi, ihm nachzufolgen: Nicht wie die meisten Mönchsgemeinschaften abgeschieden von den Menschen hinter Mauern betend oder wie reiche Fürsten herrschend wollten sie sein, sondern zwar in Gemeinschaft, aber mit Außenwirkung Gott suchen und seine Botschaft unter den Menschen verkünden: Die Mitglieder verschiedener Reform-Initiativen.

Wie stark diese Ideen aufgenommen wurden, zeigt der Erfolg einer der größten dieser Bewegungen: Der Chorherren-Orden der Prämonstratenser. Benannt nach ihrer ersten Kloster-Niederlassung in Premontre bei Laon, sind sie auch unter dem Namen ihres Gründers Norbert von Xanten als Norbertiner bekannt. Die Gemeinschaft wuchs rasant: Bis zu 600 Ordensniederlassungen gründeten sich innerhalb weniger Jahre. Ein Jahr nach dem Tode des Heiligen, der es zuletzt bis auf den Stuhl des Erzbischofs von Magdeburg gebracht hatte, kamen 1135 die ersten Prämonstratenser in ihren markanten weißen Ordenskleidern auch an den Mittelrhein: Sie übernahmen die von Mönchen begonnene, aber verlassene Kloster-Baustelle Rommersdorf beim heutigen Neuwieder Stadtteil Heimbach-Weis, wo der erbenlose Adelige Reginbold von Isenburg seinen Herrenhof gestiftet hatte.

Als regelrechte Pioniere machten sie aus der Bauruine ein prächtiges Kloster, von hier gingen zahlreiche Tochter-Gründungen aus. Auch die dem Kloster benachbarte Wülfersberg-Kapelle bei Gladbach zeugt von einem einstigen Tochterkloster für Prämonstratenser-Nonnen.

Da es ein wesentliches Kennzeichen des Ordens war, Seelsorge und Ausbildung unter den Menschen zu betreiben, betreuten die Prämonstratenser bald kirchlich weite Teile der Region. Auch in Neuwied, wo ihre beiden Abteien Sayn und Rommersdorf auch Besitz hatten, und im Kreis Mayen-Koblenz bis hinein nach Hessen. Denn auch die Sayner Grafen hatte sich Prämonstratenser ins Land geholt, die am Fuße ihrer Burg im Brexbachtal eine Abtei aufbauten.

Erste Einbrüche brachte die Reformation: Sie verdrängte den katholischen Orden aus den Gebieten reformierter Herrschaften. Kurios: Im wiedischen evangelischen Oberbieber betreuten die Prämonstratenser noch einige Jahre die Nikolaus-Kapelle, bis der Graf zu Wied das Gotteshaus gegen Rechte in St. Sebastian eintauschte. Die „Abtsmühle“ am Ort des heutigen Reitzentrums im Aubachtal jedoch blieb bis zur Zwangs-Auflösung Prämonstratenser-Eigentum. Dieses Ende kam unter Napoleon: Auch Rommersdorf und Sayn wurden zwangsweise geschlossen, um den Besitz an Verbündete weltliche Herren des Franzosenkaisers zu schlagen. Die Prämonstratenser verschwanden, Rommersdorf wurde Herrengut, die Kirche verfiel, Sayn wurde Pfarrkirche und Schule.



Das Wissen um das Wirken des Ordens verschüttete, nur nebulös hörte man hier und da, einst hätten "Mönche" in der Region gewirkt – grundfalsch, da die Prämonstratenser ja keine Mönche waren. Vor nunmehr genau zehn Jahren 2007 setzte der Orden jedoch wieder erste Schritte: Am Ort der ehemaligen Abtei Sayn gründete sich eine Gruppe von an die von Prämonstratensern besiedelte Abtei in Duisburg-Hamborn angelehnten Prämonstratensern. Diese sogenannten „Tertiaren“ bilden sich aus Frauen und Männern, ledig oder verheiratet, mit weltlichen oder kirchlichen Berufen. Sie kommen zu Austausch, Beratung und Gebet zusammen, leben aber nicht in klösterlicher Gemeinschaft, sondern an verschiedenen Orten in Deutschland und sogar Großbritannien. Sie alle haben sich dem kirchlichen Einsatz verschrieben.

Nachdem sich jetzt auch aus Neuwied Interessierte gefunden haben, will sich die Gruppe regional auch stärker vor Ort engagieren: „Wir können, wo gewünscht, in den Gemeinden an bestimmten Orten unterstützen, gerade wo nun im Bistum Trier neue Strukturen entstehen“, so Werner Hallerbach, der als Diakon im Ruhestand zum Orden mit den weißen Gewändern gehört. „Die Lebensform, als Mitglied des Ordens unter den Menschen zu leben, scheint attraktiver zu werden“, erklärt sich Hallerbach das Interesse. Der Prämonstratenser weiter: „Am Vorabend des Festes unseres Ordensgründers, des Heiligen Norbert, am 6. Juni konnten wir drei Bewerber begrüßen und unsere zehnjährige Gründung gemeinsam feiern.“ Informationen bietet die Gemeinschaft im Internet unter der Adresse praemonstratenser-tertiaren.de.


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