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Nachricht vom 18.12.2013    

Experten informierten über die Auswirkungen von Windenergieanlagen

Bad Hönningen. Die Verbandsgemeinde Bad Hönningen plant die Aufstellung von acht bis neun Windenergieanlagen im Bad Hönninger Stadtwald und Rheinbrohler Gemeindewald. Deshalb veranstalteten die beiden Bürgerinitiativen „Aktion Rettet den Stadtwald“ und „Naturpark leben zwischen Rhein und Wied“ eine Waldwanderung mit Experten.

Norbert Kösters und Ralf Lüdecke begrüßten bei nasskaltem Regenwetter rund 60 Teilnehmer, die sich über die negativen Folgen des geplanten Windparks an Ort und Stelle informieren wollten.

Vor Ort informierten sie über die ihrer Meinung nach dadurch entstehenden Nachteile für Mensch und Natur. Norbert Kösters von der Aktion Rettet den Stadtwald und Ralf Lüdecke von der Bürgerinitiative Naturpark leben zwischen Rhein und Wied begrüßten bei nasskaltem Regenwetter rund 60 Teilnehmer, die sich über die negativen Folgen des geplanten Windparks an Ort und Stelle informieren wollten und bedankten sich für deren Erscheinen.

Unter ihnen war auch Bürgermeister Michael Mahlert. Es fehlten die Orts- und Stadtbürgermeister sowie die Beigeordneten der Räte aus Bad Hönningen und Rheinbrohl und nur zwei Ratsmitglieder bekundeten ihr Interesse an der Veranstaltung.

Auch Vorstand und Geschäftsführung der Naturpark Rhein-Westerwald GmbH waren nicht vertreten, obwohl nach Auffassung der Windpark-Gegner durch die geplanten Änderungen des Flächennutzungsplans der Verbandsgemeinde Bad Hönningen der Status des Naturparks Rhein-Westerwald als Kernzone im ausgewiesenen Natura 2000 bzw. FFH-Gebiet direkt betroffen ist.

Die beiden Sprecher machten noch mal deutlich, dass sie nicht grundsätzlich gegen den Ausbau der Windenergie sind. Aber sie fordern, dass die Aufstellung von Windenergieanlagen nur an ökologisch und ökonomisch sinnvollen Standorten erfolgen soll. Die beiden Initiativen lehnen den Bau in schützenswerten Waldflächen und im Nahbereich von umliegenden Ortschaften strikt ab.

Am ersten Informationspunkt, dem Standort des vorgesehenen Windmessmastes und gleichzeitigem Suchraum für eine Windenergieanlage ergriff Harry Neumann, Landesvorsitzender des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland, das Wort. Sein Credo war, dass die Energiewende kommen muss, aber nicht mit einem Wildwuchs an Windenergieanlagen, wie er von der rheinland-pfälzischen Landesregierung betrieben werde.

Es könne nicht angehen, so Neumann, dass jeder Bürgermeister „in Goldgräberstimmung“ versuche, Windenergieanlagen als vermeintliche Einnahmequelle für marode Haushalte ohne Rücksicht auf Mensch und Natur durchzusetzen. Angebracht wäre es, in einem Masterplan die windhöffigsten Standorte aufzuzeigen, um dann den Gemeinden Planungssicherheit zu geben, anstatt die Planung sowie die Einforderung von relevanten Gutachten den oft überforderten Gemeinden zu überlassen, zumal der seitens der Landesregierung vorgelegte Windatlas bei lediglich drei Windmessstellen im Land zwangsläufig nur sehr unscharfe Angaben zu örtlichen Windhöffigkeiten enthält.

Beim zweiten Informationspunkt im Bereich eines Suchraumes mit 160-jährigem Buchenbestand gab der Diplom-Biologe Immo Vollmer ausführliche naturschutzfachliche Erläuterungen. Sie bezogen sich insbesondere auf das unter dem Namen Natura 2000 von der Europäischen Union unter besonderen Schutz gestellte FFH (Flora-Fauna-Habitat)-Gebiet. Ziel ist es, zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen beizutragen, um damit die Artenvielfalt zu erhalten.



In einer FFH-Verträglichkeitsprüfung sind diese Erhaltungsziele des FFH-Gebietes in Verbindung mit dem Bau von WEA besonders zu berücksichtigen.

Zurück führte der Weg zum nächsten Informationspunkt, einem Suchraum für eine Windenergieanlage im Rheinbrohler Gemeindewald. Hier wurde dem Schutzgut Mensch die ihm gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. Dr. Klaus Scholten gab ausführliche Informationen zu den Problemen des Infraschalls und den damit verbundenen Gesundheitsgefährdungen bei zu geringen Abständen der Windenergieanlage zu Wohnsiedlungen.

Im Hinblick auf gesundheitsschädigende Auswirkungen - Schlafstörungen, Herz-Kreislaufprobleme, Bluthochdruck - des niederfrequenten Schalls fordern andere Länder bereits Abstände zu WEA von mindestens 2.500 Meter (USA) bzw. 3.000 Meter (Großbritannien). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt 3.000 Meter Abstand. In Deutschland sind auf Basis der Technischen Anleitung Lärm lediglich 500 bis 1.200 Meter vorgeschrieben.

Zwar steht seit 2011 eine Novellierung der Anleitung Lärm unter Einbindung der Auswirkungen von Infraschall an. Diese Novellierung wird jedoch bis dato nicht verabschiedet, da der Gesetzgeber noch auf eine „Machbarkeitsstudie zu Wirkungen von Infraschall“ des Umweltbundesamtes wartet.

Die Abstandsregelungen sind für die angrenzenden Wohnlagen von Hähnen, Marienhof, Langscheid und Solscheid sowie Waldbreitbach – hier besonders die drei Kliniken – nach Meinung der Anlagengegner von erheblicher Bedeutung. Schon aus Artikel 2 Absatz 2 des Grundgesetzes ergebe sich eine staatliche Schutzverpflichtung bei erkennbaren gesundheitlichen Risiken für den Menschen.

Dr. Scholten forderte deshalb den Gesetzgeber auf, in die Ausschlussbedingungen für die Windenergieanlagen den Mindestabstand für die bewohnten Gebäude mit mindestens 3.000 Meter gemäß Empfehlung international anerkannter Wissenschaftler aufzunehmen.

Die von den Experten vorgestellten Informationen zu den ökologischen Konsequenzen für Mensch und Natur - da waren sich alle Teilnehmer einig - waren insofern sehr wertvoll, als einmal auch diese Seite der "Energiewende" kritisch beleuchtet wurde. Sie begrüßten den sachlichen und emotionsfreien Informationsgehalt der Veranstaltung.

Auch bei den anwesenden Mandatsträgern der Orts- und Gemeinderäte fanden die Ausführungen hohe Akzeptanz. Man gab der Hoffnung Ausdruck, dass sich die Räte nunmehr bei erhöhter Sachkunde kritisch mit dem geplanten Bau der Windenergieanlagen auseinandersetzen und sich bei ihren Entscheidungen nicht nur von ökonomischen Zielen leiten lassen.

Nach der Wanderung kehrten die Teilnehmer in der Malberg-Hütte ein, wo sich alle mit einem Eintopf stärken konnten, der vom Hüttenwirt Jürgen Hühner gesponsert wurde. Dafür und für die aufschlussreichen Informationen der Experten bedankten sich die Veranstalter der Wanderung.


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