Werbung

Nachricht vom 14.07.2021    

Kreis Neuwied: 1.200 Minijobs im Corona-Jahr verloren gegangen

Wenn der Minijob zur Falle wird: Im Landkreis Neuwied sind im vergangenen Jahr rund 1.200 geringfügig entlohnte Arbeitsverhältnisse weggefallen. Innerhalb von zwölf Monaten sank ihre Zahl um sieben Prozent auf zuletzt 15.300, wie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt mitteilt.

In der Gebäudereinigung sind Minijobs besonders stark verbreitet – und werden für die Betroffenen häufig zur Armutsfalle. Die IG BAU fordert, 450-Euro-Stellen sozialversicherungspflichtig zu machen. Foto: IG BAU

Neuwied. Die IG BAU beruft sich hierbei auf neue Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. „Der Rückgang zeigt, dass Minijobs alles andere als krisenfest sind. In unsicheren Zeiten kürzen Firmen zuerst bei den 450-Euro-Kräften, die allerdings weder Anspruch auf das Kurzarbeiter - noch auf das Arbeitslosengeld haben“, kritisiert Walter Schneider. Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Koblenz-Bad Kreuznach fordert, Lehren aus der Pandemie zu ziehen und Betroffene besser zu schützen. Minijobs müssten ab dem ersten Euro sozialversicherungspflichtig werden.

In der Gebäudereinigung seien prekäre Arbeitsverhältnisse besonders stark verbreitet und würden insbesondere für Frauen zum Karriere- und Armutsrisiko. Laut Arbeitsagentur zählten die Reinigungsfirmen im Kreis Neuwied Ende vergangenen Jahres rund 680 Beschäftigte, die einen Minijob als alleiniges Einkommen haben. Das sind 34 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Branche. Die IG BAU rät Beschäftigten, die während der Pandemie ihren Minijob verloren haben oder um dessen Verlust fürchten, Hilfe bei der Gewerkschaft zu suchen.

„Die Politik setzt mit den abgabenfreien Minijobs schon seit Jahren falsche Anreize. Die Corona-Krise hat klargemacht, dass diese Stellen eine arbeitsmarktpolitische Sackgasse sind. Es ist höchste Zeit, die Sozialversicherungsfreiheit für 450-Euro-Jobs abzuschaffen“, so Schneider. Nur wenn für die Beschäftigten künftig Beiträge zur Arbeitslosen-, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung gezahlt würden, könnten sie wirksam geschützt werden.



Es sei zu begrüßen, dass sich auch SPD, Grüne und Linke für eine grundlegende Reform der Minijobs einsetzten. Die nächste Bundesregierung müsse das Thema dringend anpacken. Die von der Union geforderte Anhebung der Verdienstgrenze auf 550 Euro sei hingegen der falsche Weg und würde die prekäre Beschäftigung ausbauen, statt sie einzudämmen, warnt die IG BAU.

Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung sind im Zuge der Corona-Pandemie bundesweit 870.000 Minijobs verloren gegangen. Die Autoren plädieren dafür, solche Stellen in die Sozialversicherungspflicht einzubeziehen und gleichzeitig niedrige Einkommen deutlich geringer zu besteuern. Damit könnten bis zum Jahr 2030 knapp 170.000 zusätzliche Teilzeit-Jobs entstehen.
(PM)


Lokales: Neuwied & Umgebung

Jetzt Fan der NR-Kurier.de Lokalausgabe Neuwied auf Facebook werden!


Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Unerlaubte Müllentsorgung in Bürdenbach: Polizei sucht nach Zeugen

Bürdenbach. Eine unerlaubte Entsorgung von Sperrmüll beschäftigt aktuell die Polizeidirektion Neuwied/Rhein. Wie die Behörde ...

Unbekannte Täter hinterlassen Altreifen und Felgen in Rengsdorf: Polizei sucht Zeugen

Rengsdorf. Auf einem Waldweg entlang der K 104 zwischen Melsbach und Rengsdorf stieß ein Jagdausübungsberechtigter am 2. ...

Bunte Kunst im Straßenhauser Park war gut gekühlt

Straßenhaus. So blieben nur die wetterfesten Kunstwerke und deren Schöpfer vor Ort, erstere zum Teil mit Plastikfolie geschützt, ...

Schowen feierte Dorffest und trug Dorfolympiade aus

Giershofen. Am Dorfgemeinschaftshaus in Schowen war am späten Samstagnachmittag viel Betrieb. Der Duft von Gegrilltem lag ...

Riskantes Überholmanöver in Mülheim-Kärlich führt zu schwerem Verkehrsunfall

Mülheim-Kärlich. Am Freitag (31. Mai), gegen 13.15 Uhr, wurde die örtliche Dienststelle über einen gravierenden Verkehrsunfall ...

Versuchter Telefonbetrug durch falsche Polizisten in Rheinbreitbach

Rheinbreitbach. Am Samstagabend (1. Juni), 20.45 Uhr, erhielt ein 91-jähriger Mann aus der Verbandsgemeinde Unkel einen unerwarteten ...

Weitere Artikel


„Steig Alm“ in Bad Marienberg, das kleine Stück Alpen im Westerwald

Bad Marienberg. Gut erreichbar zwischen den Metropolen Frankfurt und Köln, bietet das Hotel alles, was man von einem inhabergeführten ...

18,81 Meter: Leon Schwöbel LG Rhein-Wied steigert sich deutlich

Neuwied. Der neue Hausrekord liegt nun bei 18,81 Metern und die aktuelle Verfassung gibt Zuversicht, dass in nächster Zeit ...

Bürgerliste bringt Antrag zu Brunnen und Wasserspielen in Stadtrat ein

Neuwied „Wir sind die Stadt an Rhein und Wied, weshalb sich das Thema Wasser in der Stadtgestaltung widerspiegeln sollte“, ...

Pilotprojekt „Gemeinsam Schulwärts“ des MGH erfolgreich beendet

Neuwied. Seit den Osterferien wurden in wöchentlichen digitalen Treffen Hausaufgaben erledigt, Klassenarbeiten vorbereitet, ...

AfD fordert mehr Bäume für Neuwied und mehr Transparenz in Kommunalpolitik

Neuwied. Konkret möchte die AfD, dass zukünftig das Abstimmungsverhalten der Fraktionen zu den getroffenen Beschlüssen in ...

Leserbrief zur aktuellen Haushaltssituation der Stadt Neuwied

Neuwied. „Die Reaktion der nicht nur durch Corona gebeutelten Neuwieder auf die exorbitante Steuererhöhung der PAPAYA-Koalitionäre ...

Werbung