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Nachricht vom 17.02.2021
Region
Offener Brief: Wiederaufnahme Schulbetrieb nach Lockdown
Ein offener Brief des Schulelternbeirates der Carmen-Sylva-Schule Niederbieber (Realschule Plus) hat nachfolgenden Inhalt.
Niederbieber. „Wir als Eltern, aber ganz besonders unsere Kinder, tragen die Maßnahmen der pandemischen Gemengelage seit einem Jahr. Dieses Jahr hat uns allen sehr viel abverlangt: Es mussten Konzepte entwickelt werden, wir mussten in die Herausforderungen, die für alle neu waren, hereinwachsen. Das alles ist mit viel Geduld und zumeist großem Engagement der Kinder, Lehrer und auch von uns Eltern gelungen.

Die Runde der Ministerpräsidenten der Länder und der Bundeskanzlerin haben sich nun darauf verständigt, dass die gegenwärtige Lage erste Lockerungen, vor allem im Bereich der Kinderbetreuung, zulässt.

Am 22. Februar sollen die Grundschüler wieder zur Schule. Das ist uns Anlass genug für einige kritische Fragen.

Der „Hygieneplan-Corona für Schulen in Rheinland-Pfalz, 6. überarbeitete Fassung, gültig ab 3. Dezember 2020“ sieht als nahezu einziges Mittel der Hygiene in Schulen, das Öffnen der Fenster aller 20 Minuten vor. Darüber hinaus werden nur noch Abstand und Bedeckung von Mund und Nasen mittels geeigneter Masken angeboten.

Nach wie vor sind die Zeiten nicht angepasst worden, um die Reinigung der Räumlichkeiten, entsprechend der Hygienevorschriften und -Pläne, durchführen zu können. Auch gibt es kein schlüssiges Konzept, um die Schüler mit ausreichendem Abstand zur Schule zu transportieren. Es gibt keine sogenannten Maskenpausen, obwohl diese ganz klar in dem aktuellen Hygieneplan gefordert werden.

Auch die fragwürdige Lüftungskonzeption: So wird im Sommer bis zu 20 Minuten, im Herbst und Frühjahr circa fünf Minuten und im Winter gar nur drei Minuten Lüften alle 20 Minuten empfohlen. Wer glaubt, dass würde den Raum nicht wesentlich abkühlen, wie im Hygieneplan tatsächlich behauptet, darf sich sehr gern selbst einmal aller 20 Minuten für drei Minuten unter ein offenes Fenster setzen. Unerheblich, ob es eine Außentemperatur von über oder unter nulll Grad hat, Erkältungen sind so vorprogrammiert.

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie mit Decken, Jacken und Mützen in ein eiskaltes Klassenzimmer zu stecken ist höchst fragwürdig. Daran ändert auch der angedachte Wechselunterricht nichts: Zu kalt bleibt zu kalt!

Insgesamt werden im Hygienekonzept essenzielle Bedürfnisse von Kindern gar nicht erst bedacht: Der Bewegungsdrang der Kinder ist seit Monaten erheblich eingeschränkt. Ebenso die sozialen Kontakte. Das Homeschooling findet überwiegend in einer Art Selbstedukation der Kinder statt. Es gibt kaum wirkliche Schulstunden, obwohl das technisch durchaus möglich wäre. Nur schriftliche Aufträge und Fragestunden sind kein Unterricht!

Jedem ist klar, dass da erheblich mehr geschehen muss als eine Rückkehr zur Situation Mitte Dezember 2020.

Kaum verwunderlich, dass die psychische Belastung der Kinder enorm angestiegen ist. Auch das häusliche Umfeld steht noch zusätzlich unter Druck und kann nur teilweise auffangen, was unsere Kinder aushalten müssen.

Wir bedanken uns, bei den vielen engagierten Lehrern und allen Menschen, die sich für unsere Kinder während des Homeschoolings eingesetzt haben.

Sehr geehrte Frau Hubig und verantwortliche Schulträger,
nur AHA und Lüftung sind kein schlüssiges und akzeptables Konzept!

Wir bitten insbesondere darum zu benennen wann und wie gewährleistet wird, dass die Kinder wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren. Homeschooling darf nicht die einzige und schon gar nicht dauerhafte Lösung für die Kinder in dieser Situation sein. Wir fordern dringend, bisher vermisste, tragfähige Konzepte und nachvollziehbare Zielsetzungen, ganz besonders bei den jüngsten Mitgliedern unserer Gesellschaft, vorzulegen!

Das schließt unmittelbar die Zeit des Lockdowns, die Übergangszeit vom Lockdown und die Zeit nach dem Lockdown ein.

Was wird konkret getan, um Schulen, Unterricht, ÖPNV und den Freizeitbereich der Kinder langfristig und nachhaltig zu entwickeln und zu schützen? Verschließen Sie nicht die Augen, vor den Problemen unserer Kinder und werden Sie aktiv!

Wir Eltern und Elternvertretungen bieten Ihnen Gespräche und Unterstützung an. Jetzt sind Sie an der Reihe.“
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