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Nachricht vom 15.02.2021
Politik
Landtagskandidat Tobias Härtling (Die Linke) stellt sich vor
Wir haben die Direktkandidaten für den neuen Landtag gebeten, sich anhand von Fragen vorzustellen, die wir im Vorfeld den Bewerbern überlassen haben. Die folgenden Ausführungen stammen vom Kandidaten selbst.
Tobias Härtling (Die Linke). Foto: privatNeuwied. Heute stellt sich Tobias Härtling (Die Linke), der für den Wahlkreis 4 – Stadt Neuwied, Verbandsgemeinden Dierdorf und Puderbach kandidiert, vor.

Wofür haben Sie sich bisher politisch engagiert – und wieso?
Politisch interessiert bin ich von klein auf, aber Auslöser, mich aktiv politisch zu engagieren, war die Finanzkrise 2008/2009 beziehungsweise, dass man daraus nicht die notwendigen Konsequenzen gezogen hat. Deshalb habe ich mich an den Occupy-Protesten 2011 beteiligt, die gegen soziale Ungleichheiten, Spekulationsgeschäfte von Banken sowie den Einfluss der Wirtschaft auf die Politik demonstriert haben. Der nächste Schritt war, dass ich 2012 in DIE LINKE eingetreten bin.

Was muss sich in Rheinland-Pfalz dringend verändern?
Ein wesentliches Problem liegt in der unzureichenden Finanzierung der Kommunen durch die Landesregierung, welche im Dezember 2020 nach 2012 zum zweiten Mal vom Verfassungsgerichtshof des Landes festgestellt wurde. Diese Unterfinanzierung führt neben den Problemen, die ich im nächsten Punkt nenne, dazu, dass nicht mehr genügend investiert werden kann. Man betreibt nur noch Flickschusterei und eine Abwärtsspirale setzt sich in Gang. Als Folge werden Steuern erhöht, wie grade in Neuwied geschehen. Das Ziel muss ein "Bedarfsorientierter Finanzausgleich" für Kommunen sein.

Was wollen Sie konkret im Wahlkreis verändern? Wie wollen Sie vorgehen?

Mir liegen die Menschen und Kommunen in und um Neuwied sehr am Herzen. Ich bin seit 2014 im Neuwieder Stadtrat weiß deshalb, wo vor Ort der Schuh drückt: Das Land enthält den Städten und Gemeinden Geld vor, das ihnen laut Verfassung eigentlich zusteht. Das verfassungswidrige Sparen führt zu maroden öffentlichen Gebäuden, Schulen und Straßen, führt zu unzureichenden, aber überteuerten Bussen und Bahnen und fehlendem bezahlbaren Wohnraum. Die ärztliche Versorgung ist in ländlichen Regionen gefährdet. Zudem sollen Krankenhäuser Gesundheit produzieren und nicht zuallererst Gewinne für Aktionäre. Ich will im Landtag dafür kämpfen, dass das besser wird, egal, wer am Ende regiert: Ohne DIE LINKE werden diese Themen nicht im Interesse der Mehrheit der Menschen angegangen.

Deshalb sind Sie in die Partei eingetreten, für die Sie als Kandidat antreten:
Weil DIE LINKE die einzige Partei ist, die den Kapitalismus in der bestehenden Form überwinden will. Denn ohne einen Bruch mit diesem Wirtschaftssystem, werden wir weder die Demokratie noch unsere Lebensgrundlagen erhalten können. Sowohl Corona, als auch die Klimakrise zeigen die Grenzen eines Systems auf, das den kurzfristigen Profit zum Ziel hat und tendenziell alle Bereiche des Lebens Marktprinzipien unterwerfen will. Wir brauchen jetzt Schritte in Richtung einer solidarischen, klimagerechten Gesellschaft.

Worüber können Sie lachen?
Gute (linke) Satire, Slapstick-Komödien a la „Dick & Doof“ und Pannenvideos.

Was löst bei Ihnen Frust aus oder macht Sie sogar wütend?
Aktuell ärgert mich das Versagen von Merkel, Von der Leyen und Spahn bei der Impfstoffbeschaffung. Grundsätzlich, wenn man aus Fehlern nichts lernt! Und das ist weltweit der Fall, da man aus den Krisen der letzten Jahre (Finanzkrise 2008, Klimawandel, Corona) – sowie fast sämtlicher Krisen des letzten Jahrhunderts – nicht endlich den Schluss zieht, das Wirtschaftssystem verändern zu müssen. Es ist extrem krisenanfällig, wodurch immer wieder Millionen von Menschen unverschuldet in Not geraten, es produziert sogar immer wieder Krisen, wie zum Beispiel Finanzkrisen und Kriege, und es zerstört unweigerlich Umwelt und Klima.

Welche Schlagzeile würden Sie gerne mal lesen?

Dass man aus den genannten Fehlern beziehungsweise den Krisen, die im System begründet sind, lernt und die richtigen Schlüsse zieht!

Deshalb sollten die WählerInnen mir Ihre Stimme geben:
Meine Motivation politisch tätig zu sein besteht darin, etwas für die Menschen verbessern zu wollen, insbesondere für die, die keine Lobby haben und Unterstützung bedürfen sowie für die, die durch die Corona-Pandemie in Schwierigkeiten geraten.

Allgemeine Angaben
Name: Tobias Härtling
Wohnort: Neuwied
Geburtsdatum: 7. November 1973
Familienstand: ledig

Beruflicher Lebenslauf/ Ausbildung
Abitur 1993, Studium Diplom-Pädagogik, danach einige Jahre in einer Jugendhilfeeinrichtung beschäftigt, darauf folgte ein Aufbaustudium Medienpädagogik, parallel dazu freiberufliche Tätigkeiten als Medienpädagoge, seit 2010 freiberuflicher Medienpädagoge.

Politischer Werdegang

Parteieintritt 2012,
Ortsverbandsvorsitzender seit 2013,
Stadtrat und Fraktionsvorsitzender in Neuwied seit 2014,
Mitglied im Kreisvorstand seit 2015.
Direktkandidat für den Wahlkreis 3 bei der Landtagswahl 2016.

Gesellschaftliches Engagement und Vereinsaktivitäten
Ich bin Mitglied in der GEW, im VdK sowie Geschäftsführer der Karnevalsgesellschaft Irlich 1895 e.V., was dieses Jahr sehr schmerzlich ist.

Hobbys
Literatur und Geschichte – gerne in Kombination, das heißt ich schätze historische Romane. Außerdem Musik, Film und wie grade angemerkt Karneval - "Vür bäi'onn hinne avjedaut", wie es bei uns in Irlich heißt.

Drei Lieblingsorte im Wahlkreis
Pegelturm/Deich
Lindenbaum/Rotes Häuschen
Früher das „Trix“ (Einige werden es noch kennen), heute das „Thirsty Lion“ (Tipp: der Greek-Burger)

Vorbilder
Von Linken erwartet man eher Marx, Luxemburg oder Liebknecht, aber ich nenne Mahatma Gandhi, obwohl er schon mehr Held als Vorbild ist: Sein bedingungsloser Einsatz für Gewaltlosigkeit, Freiheit und Menschenrechte ist bewundernswert. Dem ordnete er das eigene Befinden, die eigene Freiheit und sogar das eigene Leben unter. Grundsätzlich sind für mich insbesondere die Menschen Vorbilder, die sich selbstlos für andere Menschen einsetzen. Das sind zurzeit besonders die Beschäftigten im Gesundheitswesen und der Pflege. Und das trotz sehr häufig viel zu niedriger Bezahlung.
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