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Nachricht vom 14.02.2021
Kultur
Neuwied: "De Zuch kütt leider nett"
Der beabsichtigte "Mini-Zuch" konnte leider in Neuwied nicht starten. Die Obrigkeit hatte Einwände gegen einen geplanten eher symbolischen Karnevalsumzug in der Innenstadt.
Fotos: Jürgen Grab
Neuwied. Das hatte sich Lothar Spohr, der langjährige Vorzeige-Clown des Neuwieder Karnevals, am vergangenen Sonntagnachmittag auch anders vorgestellt. Spohr war mit seiner Ehefrau Monika bei herrlichem Sonnenschein in bunter Kostümierung in die Innenstadt gekommen und beide sorgten mit ihrer kunterbunten Garderobe, der roten Papnas´ und einem fantasievoll gemalten Schild mit der Aufschrift „De Zuch kütt...“ für Aufmerksamkeit.

Ein entsprechendes Schild hält Lothar Spohr ansonsten bei den üblichen Rosenmontagszügen als dem Zuch vorangehender fröhlicher Clown hoch und sollte auch diesmal für Beachtung am Fahnenhügel auf dem Luisenplatz sorgen. Einige weitere gut gelaunte Passanten waren dort ebenfalls präsent und gern hätten sie Lothar Spohr und seine Ehefrau bei dem vorgesehenen Mini-Karnevalszug mit fröhlichen Alaaf-Rufen (immer natürlich mit Abstand und „Masken“) begleitet.

Doch zuvor waren bereits zahlreiche Polizisten in zwei Mannschaftswagen auf den Platz gekommen, die offenkundig auf diesen beabsichtigten Umzug hingewiesen worden waren. Der Einsatzleiter wies Lothar Spohr darauf hin, dass es sich bei der geplanten Aktion wohl um eine unangemeldete Versammlung handeln und die Polizei eine solche sofort auflösen würde, da eine Genehmigung hierfür nicht vorliegt. „Wir wollten doch nur an diesem Karnevalssonntag ein wenig Freude vermitteln und hätten in jedem Fall die geltenden Hygiene- und Abstandsregelungen für diesen symbolischen Umzug eingehalten“, trauerten Lothar und Monika Spohr dem verhinderten „Zuch“ nach.

So blieben die potenziellen Teilnehmer/innen vereinzelt auf dem Platz stehen und unterhielten sich über die Situation, durch die niemand behelligt und noch weniger gefährdet werden würde. Lothar Spohr und seine Ehefrau brachten das beanstandete Schild nach Hause, kamen dann aber doch wieder in die Innenstadt zurück und begannen, jeweils mit einer Mund-Nasenbedeckung versehen, einen Spaziergang zu zweit im Innenstadtbereich. Wie dann zu sehen war, freuten sich viele Passanten über das karnevalistisch-engagierte Paar, das doch nur ein wenig Fröhlichkeit in die ansonsten doch eher trübsinnigen Corona- Zeiten hineinbringen wollte.

Wie Lothar dann im Nachhinein betonte, lässt sich so ein närrischer Zeitgenosse wie er, der immerhin an einem Rosenmontag (1939) geboren ist und als ehemaliger Marathonläufer/ Clown/ Diakon schon ganz andere Dinge erlebt hat, durch solche Erlebnisse keinesfalls entmutigen!

So setzte er seine am Vortag gefasste Idee, am Rosenmontag allein im karnevalistischem Outfit noch einmal über den Luisenplatz und durch die Mittelstraße zu flanieren, diesmal allerdings leider im Regen, in die Tat um und so kreuzte der "alte Schilderjunge Lothar" erneut auf dem Luisenplatz auf - diesmal mit seinem Schild "DE ZUCH KÜTT“, das allerdings den Zusatz „-LEIDER NET" enthielt. Zudem war Lothar Spohr diesmal bei seinem Rundgang ganz alleine unterwegs, leider aber auch ohne die ansonsten obligatorischen vielstimmigen „Naiwidd- Alaaf“ -Rufe aber durchaus mit seiner bunten, karnevalistisch-verzierten entsprechenden „Mund-Nasen-Bedeckung“. Und somit war dieses rosenmontägliche Vergnügen nichts anderes als eine ganz "normale private Bewegung" auf der Straße und gab somit zu keinerlei Beanstandungen Anlass.
Jürgen Grab
       
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