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Nachricht vom 06.02.2021
Region
Nicole nörgelt… Ich will Karneval!
„Nä nä, wat wor dat dann fröher en superjeile Zick! Mit Träne in d'r Auge loor ich manchmol zurück…“ Ja, ich hab schon seit Tagen einen Ohrwurm.
Das vermisst Nicole. Archivfoto: Wolfgang TischlerRegion. Denn jetzt wären wir doch grade mittendrin in der Zeit von Helau und Alaaf, von Pappnasen und Konfetti, Bützchen und Geschunkel. Mittendrin in der „superjeilen Zick“ eben. Und dieses Jahr? Tja, Masken tragen wir auch. Aber die sind nicht halb so lustig.

Wie lange leben wir nun schon auf Abstand? Mein Zeitgefühl sagt: Jahrzehnte! Ewig! Schon immer! Kann man sich das überhaupt noch vorstellen? Im dichten Gedrängel zu stehen, fröhlich „Helau“ und „Alaaf“ in lachende Gesichter zu rufen, sich in die Arme zu fallen oder gar wildfremde Menschen zu „bützen“, einfach so, weil man grade von vorbeifahrenden Wagen mit Bonbons beworfen wird? Das klingt in diesen Zeiten fast nach einem Paralleluniversum, das es nicht mehr gibt. Nach einer Geschichte, die wir irgendwann unseren Enkeln „von früher“ erzählen werden. Von früher, als wir alle noch unbesorgt von Torten gegessen haben, auf deren Kerzen jemand gepustet hat! Mit dem Mund und eigener Atemluft! Ohne Filter! Gibt’s sowas?

Hach, mir wird ganz wehmütig! Ich will Karneval! Kann mir das in meinen eigenen vier Wänden und auf meinem eigenen Grundstück einer verbieten? Jeck, nein! Ich habe also einen ganzen Nachmittag damit verbracht, in meiner Kuriositätenkiste nach den Kostümen der vergangenen Jahre zu graben. Gut, ich gebe es zu, ich war dabei nicht immer kreativ und pendelte mich zwischen Clown und Indianerin als Standard ein. Aber dann fiel mir doch noch der pinke Cindy-aus-Marzahn-Jogging-Anzug nebst blonder Kringelperücke in die Hand. In dem Ding hatte ich wirklich Spaß und hey, auf der heimischen Couch ist doch ein Jogging-Anzug eh nie fehl am Platz!

Also rein in die Plünne – die zum Glück weit geschnitten und großzügig dimensioniert gekauft wurde! -, die Perücke auf den Schopf und grellpinken Lidschatten über die Augen gepinselt. Und da ist ja auch meine Ordensammlung der letzten Jahre! Ob ich mir die alle umhängen und noch aufrecht stehen kann? Ich wage den Selbstversuch und siehe da, es klimpert und zerrt, aber steht mir hervorragend! Jetzt noch die Tröte in den Mund, die Karnevalsplaylist auf dem mobilen Lautsprecher angeschmissen und in der Solo-Polonaise durchs Haus!

Man muss nur laut genug mitgröhlen, dann kommt fast sowas wie Rosenmontagszug-Feeling auf. Kein Wunder, dass mich meine Zugstrecke bald schon durchs Wohnzimmer und über die Terrasse in den Garten führt. Die Nachbarn halten mich eh schon für wunderlich, da kommt es jetzt darauf auch nicht mehr an!

Aber habe ich jetzt akustische Halluzinationen? Bei der dritten Runde über den Rasen hinterm Haus könnte ich schwören, dass da einer mitsingt! Irritiert sehe ich mich um – und da stehen sie! Meine griesgrämigen Nachbarn, die mich schon genauso viele Nerven gekostet haben wie ich sie, mit der Pappnase im Gesicht, die Hände nach oben gereckt und fröhlich mitsingend. Zwar mit gebührendem Abstand und von der anderen Seite des Zaunes aus, aber was macht das schon?

Hach, mir wird ganz warm ums Herz. Und zum ersten Mal seit Monaten habe ich das Gefühl, dass man auch mit Abstand und Social Distancing irgendwie zusammenrücken kann. Nä nä… Wat für ne superjeile Zick!

In diesem Sinne, Helau und Alaaf und bleiben Sie gesund!
Ihre Nicole


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