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Nachricht vom 06.01.2021
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Zoo Neuwied ist Herzensangelegenheit - Es muss geholfen werden!
Seit am Montag die ersten Meldungen verbreitet wurden, dass der Zoo Neuwied womöglich ab Februar Insolvenz anmelden muss, da die notwendigen Gelder fehlen, kommen die ersten Reaktionen der Politiker und man überlegt, wie man dem Zoo helfen kann.
Foto: Eckhard SchwabeNeuwied. Es schlug ein wie eine Bombe, dass im Neuwieder Zoo, wenn sich nicht schnell finanzielle Hilfen einstellen, die Lichter im Februar ausgehen könnten und die Insolvenz beantragt werden müsse. Neben einer Online-Petition der CDU-Fraktion Neuwied und einem Gespräch vor Ort mit CDU-Landtagsspitzenkandidat Christian Baldauf (wir berichteten) fand am Mittwochabend eine seitens der SPD und FDP initiierte Videokonferenz mit Teilnehmern der Oppositionsparteien, mit Ausnahme der AfD, Bürgern und den Medien statt.

Seitens der SPD und FDP standen verschiedenste Fragen zur Debatte. So kam gleich zu Beginn klar und deutlich heraus, dass die Oppositionsparteien keinerlei Kenntnisse und Informationen über die prekäre finanzielle Lage des Zoos hatten und erst am Montag aus dem NR-Kurier von einer möglichen Schließung erfahren haben.

SPD-Fraktionsvorsitzender Sven Lefkowitz: „Der Oberbürgermeister als Vorsitzender des Fördervereins hat bisher weder den Ältestenrat noch die Fraktionen informiert und Lösungsmöglichkeiten mit der Politik diskutiert oder erarbeitet.“ Auch die anderen Teilnehmer Dr. Jutta Etscheidt (Ich tu`s) und Tobias Härtling (Die Linke) bestätigten, dass man erst am Montag nach der Veröffentlichung im NR-Kurier über die Situation in Kenntnis gesetzt wurde.

„Ich finde es nicht gut, dass wir erst aus der Presse über die Lage informiert wurden. Ein Schreiben vom Zoo an den kompletten Stadtrat wäre gut gewesen, die CDU hat es so jetzt zum Wahlkampfthema gemacht und wir müssen uns dringend an einen Tisch setzen, um eine Lösung zu finden und es darf kein Heimbacher Geklüngel werden“, so Dr. Jutta Etscheidt.“ Damit zielt Etscheidt auf das alleinige Vorgehen der CDU ab.

Lana Horstmann (SPD-Stadtverbandsvorsitzende) sieht die jetzige Vorgehensweise in Sachen Zoo in Bezug auf den Umgang mit den kommunalen Politikern eher befremdlich und hätte sich für alle eine frühere Informationspolitik und das Einschalten der anderen Parteien im Sinne der Sache „Unterstützung des Zoos“ und die Weitergabe der notwendigen Informationen gewünscht. Auch sie sieht wie Lefkowitz ein rein auf Wahlkampf ausgerichtetes Handeln der CDU-Fraktion.

Zwischenzeitlich wurde für den 7. Januar durch die Neuwieder CDU-Fraktion eine dringliche Sitzung des Ältestenrates beantragt, in der beschlossen werden soll, dass der ohnehin zu zahlende Zuschuss der Stadt in Höhe von 150.000 Euro jetzt, statt im November, ausgezahlt werden soll. Da alle über Parteigrenzen hinweg für den Erhalt des Zoos Neuwied sind, wird die Entscheidung über die Zahlung eine reine Formsache sein.

Bereits im letzten Jahr standen die Zeichen für den Zoo nicht gut und es wurden verschiedene Zuschüsse und Hilfen beantragt und gezahlt, wenn auch nur teilweise. Ein Löwenanteil fehlt, um das Defizit auch nur annähernd ausgleichen zu können. Alleine an Besuchereinnahmen fehlen dem Zoo rund 700.000 Euro bislang. Nach Aussage aller in der Videokonferenz muss jetzt so schnell wie möglich die Auszahlung der restlichen Beträge veranlasst werden und man sieht da in erster Linie das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin mit Peter Altmaier in der Pflicht, denn dort würden die Gelder liegen.

Dass es dem Zoo nicht so gut geht und Verluste drohen, war bereits im vergangenen Jahr von allen Seiten befürchtet und seitens des Zoos bestätigt worden. Um nicht zu viel Zeit verstreichen zu lassen, hatte sich seinerzeit Dennis Mohr mit seiner Fraktion schon bemüht und nach dem ersten Lockdown seine Hilfe angeboten und ist im Rahmen seiner Möglichkeiten tätig geworden.

Am 21. Oktober 2020 erfolgte ein Besuch der FDP im Zoo Neuwied mit Steven Wink (MdL), Dennis Mohr, Sabine Henning, Alexander Buda, Dietrich Rühle, Stefan Puderbach. Die Zoodirektion schilderte seinerzeit die aktuelle Situation. Aufgrund der Einbußen könne man zwar das Kranichgehege „in diesem Jahr“ nicht zu Ende bauen, aber der Zoo sei nicht akut in Gefahr, hieß es seinerzeit. Die erste Zahlung aus der Futterhilfe vom 1. Lockdown wurde gewährt, die nächste jedoch nicht. Durch entsprechende Bemühungen unter Kontaktaufnahme mit Steven Wink (MdL) und Marco Weber (MdL), konnte im Umweltministerium Druck gemacht werden. Einen Monat später, am 26. November kam eine Zustimmung seitens des Ministeriums und kurz darauf vom Rechnungshof und der ADD.

Anfang Dezember wurde Dennis Mohr seitens der Stadtspitze, Oberbürgermeister Jan Einig, nach einer Planungsausschusssitzung angesprochen und um Hilfe in Sachen Zoo Neuwied gebeten, „ob er nicht über seine bereits erfolgreichen Kanäle weitere Hilfen vorantreiben könne, um eine zu diesem Zeitpunkt schon im Raume stehenden Konkurs zu verhindern“. Seitens des Oberbürgermeisters wurde die Bitte an Mohr herangetragen, dies jedoch noch nicht öffentlich zu machen. Einig war sich sicher, dass sollte es vom Land kein Geld geben, man den Zoo auf jeden Fall halten kann.

Im weiteren Verlauf des Dezembers wurden Gespräche geführt, jedoch und das ist ein weiterer Kritikpunkt, dem sich alle anschließen, es gab einfach keine weiterführenden Informationen oder mögliche Ergebnisse in Sachen Zoo Neuwied seitens der Stadtspitze.

Am 29. Dezember ging von Oberbürgermeister Einig ein Schreiben an Ministerpräsidentin Malu Dreyer, in dem über die Situation beim Zoo Neuwied berichtet wurde. Das Antwortschreiben aus Mainz traf am 6. Januar ein.

Im Gesamten fehlen nach Aussage von SPD und FDP sowie weiteren Fraktionen aus dem Neuwieder Stadtrat, wesentliche Informationen, Zahlen, Daten und Fakten, diese werden von allen Seiten gefordert, um sich ein umfassendes Bild der Situation machen zu können. Nur auf deren Grundlage kann geprüft werden, ob alle für die Rettung des Zoos notwendigen Schritte wie Beantragung von Zuschüssen, Soforthilfen, um nur zwei zu nennen, durchgeführt wurden und ob hier noch weitere Möglichkeiten bestehen, das finanzielle Aus des Zoos zu verhindern.

Auch darüber muss man sprechen: Wäre eine Veränderung der Trägerschaft des Zoos ein weiterer Ansatz, den man nach der Abwendung einer möglichen Insolvenz in Betracht ziehen könnte? Auch solle die Petition an den richtigen Adressaten gerichtet werden, so die Meinung aller: Nicht das Land und seine Ministerpräsidentin Dreyer müssen diese erhalten, sondern das in Berlin durch die CDU geführte Wirtschaftsministerium sei der richtige Adressat.

Alles in allem war man sich einig, dass man den Zoo gemeinsam retten und alles dafür Notwendige machen wird.
Eckhard Schwabe


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