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Nachricht vom 19.12.2020
Region
Nicole nörgelt – über die Nöte von Last-Minute-Shoppern
Kennen Sie diesen Moment, wenn ein Kind einem strahlend ein selbstgemaltes Bild überreicht, auf dem man aber beim besten Willen außer ein paar bunten Kringeln nichts erkennen kann? Da freut man sich doch trotzdem und bedankt sich überschwänglich, oder? Glauben Sie, das funktioniert bei Erwachsenen auch?
In 2020 fällt das Last-Minute-Shoppen für Nicole aus. SymbolfotoRegion. Ich muss wohl dieses Jahr mit einigen dieser peinlichen Momente rechnen, wenn ich meine selbstgebastelten Präsente überreiche. Denn als notorische Last-Minute-Geschenke-Käuferin bin ich ja 2020 ganz schön in den Allerwertesten gekniffen.

Ich gebe es ja zu, normalerweise genieße ich dieses kleine bisschen Adrenalin, wenn ich mich wenige Tage (gut, manchmal auch Stunden) vor der Bescherung in den Shopping-Wahnsinn stürze und mich auf die Jagd begebe nach dieser einen Sache, die dem Gegenüber Freude machen kann, ohne dass ich mich auf Jahre verschulden muss. Glauben Sie mir, ich kann ganz schön kreativ werden, wenn es um individuelle Geschenke geht. Dann gebe ich auch nicht auf, bis das Richtige gefunden ist und ich meine Beute voller Vorfreude nach Hause tragen kann.

Tja. Fällt 2020 alles flach. Aus uns allen bekannten, verständlichen und leider unabwendbaren Gründen. Was also macht man da, wenn es nicht nur Gutscheine für die Lieben geben soll und man Jeff Bezos und seinem amazonischen Online-Versandriesen nicht jeden Cent in den Rachen werfen will? Ich jedenfalls sitze jetzt hier vor einem Haufen Bastel- und Handarbeitssachen und frage mich, wie man mit zwei linken Händen bitte auf so eine bescheuerte Idee kommen kann.

Worüber würden Sie sich mehr freuen? Eine windschief zusammengenähte Mund-Nasen-Maske aus Blümchenstoff oder einen mit rudimentär aus der Grundschule zurückgebliebenen Kenntnissen gehäkelten Topflappen? Eben habe ich versucht, ein Notizbuch – ja, eins aus Papier! – schön verziert zu bekleben, aber da hab ich eher die Seiten zusammengeleimt als einen künstlerischen Umschlag zu zaubern. Mein erster Do-it-Yourself-Geschenke-Versuch waren übrigens selbstgebackene Plätzchen. Inzwischen hat die Mülltonne, in der die Ergebnisse gelandet sind, aber wieder aufgehört zu qualmen.

Wo ich gerade eh am PC sitze, wird der „In den Warenkorb legen“-Button auf diversen Versandseiten immer verlockender. Aber vielleicht ist dieses Weihnachten auch die Gelegenheit, endlich das so oft ausgesprochene und irgendwie nie umgesetzte „Eigentlich sollten wir uns gar nichts schenken“ umzusetzen. Denn war da nicht noch was rund um Weihnachten? Etwas, das mit Geschenken und Shoppen so gar nichts zu tun hat?

Ich werde mir das mal durch den Kopf gehen lassen. Oder vielleicht haben Sie ja einen Tipp für mich, wie man jemandem eine kleine Freude machen kann, ohne ihm etwas Materielles zu überreichen, wenn man ihn auch nicht umarmen oder Zeit mit ihm verbringen darf? Warum fallen einem manchmal die einfachsten Dinge am allerschwersten?

In diesem Sinne,
bleiben Sie gesund und genießen Sie dieses ungewöhnliche Weihnachtsfest mit dem ganzen Herzen!
Ihre Nicole


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