NR-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Kreis Neuwied
Nachricht vom 31.10.2020
Region
Wohin mit dem Laub? Im Garten lassen und Geld sparen!
Jetzt fallen wieder die Blätter von den Bäumen, je nach Baumarten kann das eine ganze Menge sein. Ganz klar: Auf dem Gehweg oder im Hof muss das Laub dann aus Gründen der Verkehrssicherheit weggeräumt werden. Bisher haben Gartenbesitzer meist zum Laubrechen gegriffen, das lästige Laub vom Rasen gesammelt und über die Grüne Tonne entsorgt. Das ist überflüssig, denn Laub ist kein Abfall, sondern ein wertvoller Rohstoff. Es wird sogar als das „Gold des Gartens“ bezeichnet.
Foto: Helmi Tischler-VenterDierdorf. Deshalb sollte es auch da mineralisiert werden, wo es gewachsen und gefallen ist, nämlich im Garten. Dadurch bleibt die wertvolle organische Masse im geschlossenen Nährstoffkreislauf des Gartens. Es sind vor allem die Nährstoffe Calcium und Eisen, die mit dem Herbstlaub zu Boden fallen. Beginnen sich die Blätter zu zersetzen, tragen sie Humusstoffe ins Erdreich ein, was Mikroorganismen und Regenwürmer zugutekommt. Deren Arbeit wertet den Boden bekanntlich auf und verwandelt ihn in wertvollen Humus.

Humus speichert CO2 und Wasser. Besonders jetzt, in Zeiten des spürbaren Klimawandels mit Hitze, Trockenheit und Dürre kommt dem Humus im Boden eine besondere Bedeutung zu: Er ist ein bedeutender Speicher für klimaschädliches CO2! Darüber hinaus ist Humus ein sehr ergiebiger Wasserspeicher. Von daher lohnt es sich, den Humusgehalt im eigenen Garten durch regelmäßige Gaben von organischem Material wie Blätter, Pflanzenreste oder Holzhäcksel zu erhöhen. Der Gärtner benötigt keinen Torf, der in seinem Ökosystem Moor bleiben sollte und für die Bodenlebewesen ist gesorgt mit organischem Material im eigenen Garten. Denn da gehört es hin!

Die Gartenakademie RLP empfiehlt fünf Möglichkeiten, Falllaub im eigenen Garten zu kompostieren:
1. Regenwurmfütterung durch Flächenkompostierung: Das Laub wird einfach als Schicht auf den abgeernteten Beeten ausgebracht. Ein Festmahl für die Regenwürmer, die die Blätter in ihre Gänge ziehen und verspeisen! So können wir ganz einfach ein neues Beet vorbereiten oder den Boden eines abgeernteten Beetes verbessern. Im nächsten Frühling ist der Boden locker, nährstoffreich und bereit zur Bepflanzung.

2. Einfach mal liegen lassen: Unter großen Bäumen kann das Laub - genauso wie im Wald - liegen bleiben. Die Natur zersetzt es mit Milliarden von nützlichen Mikroorganismen. Der Baum und darunter gepflanzte Stauden freuen sich über diese lebenswichtige Humus- und Nährstoffgabe.

3. Auf den Kompost: Blätter lagenweise auf den Kompost geben. Wichtig: die Laubschichten maximal 10 Zentimeter dick aufgeben, und abwechseln mit anderen Materialien. Auf jede Schicht immer eine Schaufel reifen Kompost oder Gartenerde zum „impfen“ streuen.

4. Rasen liebt Blätter: Während des Blattfalls ein bis zwei Mal mit dem Rasenmäher drüberfahren, kleinhäckseln und liegen lassen (am besten mit dem Mulchmäher). Dadurch wird der Abbau beschleunigt und die Bodenlebewesen fressen das „Fastfood“ ganz schnell weg und bereiten wertvollen Humus. Und ganz sicher: der Rasen geht nicht kaputt, ganz im Gegenteil. Auf die Herbstdüngung mit einem Mineraldünger kann man dann getrost verzichten!

5. Wildes Eck und Igelversteck: Bleibt etwas Laub übrig, richtet man in einer ungestörten Ecke ein „wildes Eck“ mit Igelversteck ein: ein paar Steine, alte Bretter oder Schnittholz mit reichlich Laub abgedeckt sind attraktiv für Igel und andere Nützlinge als Winterquartier.

Das Falllaub ist Teil eines natürlichen Garten-Kreislaufes. Wer es noch immer zusammenkehrt und entsorgt, sollte sein Vorgehen überdenken. Besonders schädlich ist der Einsatz von Laubbläsern und Laubsaugern. Damit lässt sich das Laub gründlich entfernen, aber auch viele Lebewesen in der Laubschicht werden gleich mit entfernt. Käfer, Spinnen, Tausendfüßer, Asseln, Amphibien und andere Kleinlebewesen, die den Boden und die Krautschicht bewohnen, können sich dem extrem starken Luftstrom nicht widersetzen. Laubsauger verletzten die größeren und verschlingen die kleinen Tiere bis hin zu Fröschen und Molchen. Bei Laubsauggeräten mit Häckselfunktion werden sie im gleichen Arbeitsgang zerstückelt. Auch für Kleinsäuger wie Igel und ihre Jungen sind diese modernen Geräte lebensbedrohlich. Darauf weist der NABU hin und bittet alle, auf Laubbläser und vor allem auf Laubsauger gänzlich zu verzichten!

Deshalb: Blätter jetzt im Garten kompostieren. Keine Regel ohne Ausnahme: Vorsicht gilt bei der Kompostierung von krankem Laub. Blattpilze wie Apfelschorf oder Mehltau werden nicht immer ganz bei der Rotte vernichtet. Auch das Laub von Kastanien, die Miniermotten-Befall zeigen, muss im Kehricht entsorgt werden. htv

Nachricht vom 31.10.2020 www.nr-kurier.de