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Nachricht vom 07.06.2020
Wirtschaft
IHK: Wirtschaftsdynamik deutlich eingebrochen
Die konjunkturelle Dynamik im IHK-Bezirk Koblenz hat durch die Corona-Pandemie einen deutlichen Einbruch erlitten. In beispielloser Geschwindigkeit breitete sich eine Wirtschaftskrise weltweit aus, die ebenso die Stimmung der regionalen Wirtschaft einbrechen ließ.
Koblenz. Der Einbruch geht aus der aktuellen Konjunkturbefragung (25. Mai bis 5. Juni) der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz hervor, die sich auf Antworten von rund 341 Unternehmen mit rund 53.000 Beschäftigten stützt. Danach bricht der IHK-Konjunkturklimaindikator – als zusammenfassender Wert der aktuellen und zukünftig erwarteten Geschäftslage – von 110 Punkten auf 79 Punkte ein. Damit ist der Konjunkturklimaindikator auf den gleichen Wert gefallen wie zum Jahresbeginn 2009, zur Hochphase der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise.

„Unsere Konjunkturumfrage zeigt, wie drastisch die Stimmung bei der regionalen Wirtschaft eingebrochen ist“, kommentiert Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz, die Ergebnisse der Umfrage. „Die bereits zuletzt ins Stocken geratenen Konjunkturlokomotive Industrie hat noch einmal deutlich an Schubkraft eingebüßt. Auch wenn noch jedes dritte Industrieunternehmen eine gleichbleibende Geschäftsentwicklung erwartet, rechnet jedes zweite Industrieunternehmen mit einer schlechteren Entwicklung und nur jedes sechste Unternehmen geht von einer Verbesserung seiner Geschäfte aus.“

Als kleinen Hoffnungsschimmer lassen sich die Beschäftigungspläne deuten. Hier ist der Saldowert aus positiven und negativen Erwartungen mit -17 zwar deutlich negativ, trotzdem vermelden 74 Prozent der Unternehmen, dass sie ihre Beschäftigtenanzahl in den kommenden 12 Monaten nicht verringern wollen. Hier stellt das Kurzarbeitergeld eine wirksame Unterstützungsmöglichkeit für die Unternehmen dar, wie auch 78 Prozent der Unternehmen in unserer 2. Corona-Blitzumfrage Ende März berichteten.

In Krisenzeiten werden weniger notwendige Investitionen häufig in die Zukunft verschoben. Dies bestätigen die Ergebnisse der Umfrage: bei 44 Prozent der Unternehmen hat sich die Investitionsabsicht verringert, 38 Prozent plant unverändert und bei 18 Prozent haben sich die Investitionsaussichten verbessert.

Am stärksten haben sich die Exporterwartungen der Industrie eingetrübt. Hier erwartet mit 48 Prozent fast die Hälfte der Unternehmen eine Verschlechterung, 42 Prozent erwarten eine gleichbleibende Lage, nur 10 Prozent rechnen mit einer Verbesserung im Außenhandel. Für die exportstarke rheinland-pfälzische Industrie, die zuletzt 55 Prozent ihrer Umsätze im Ausland machte, sind das keine guten Aussichten.

Die Ergebnisse lassen erkennen: Die Wirtschaftszweige zeigen sich unterschiedlich stark betroffen, denn der Handel (Saldo: -26 Punkte) – darunter Großhandel (Saldo: -12 Punkte) und Einzelhandel (Saldo: -21 Punkte) – und die Industrie (Saldo: -5 Punkte) berichten über konjunkturelle Einbrüche. Auch im Dienstleistungssektor bricht die Geschäftslage ein (Saldo: -10 Punkte). Das Baugewerbe zeigt sich über alle Branchen am robustesten, hier beurteilen 59 Prozent der Unternehmen die Lage als gut, nur 14 Prozent bewerten die Lage als schlecht (27 Prozent als gleichbleibend, Saldo: 45 Punkte).

Fabian Göttlich, Geschäftsführer Interessenvertretung bei der IHK Koblenz, erläutert: „Die Corona-Pandemie hinterlässt tiefe Bremsspuren durch die Branchen hindurch – einzig die Baubranche gibt sich robust. Besonders die eingebrochenen Konjunkturmeldungen der Industrie mit ihren negativen Erwartungen für den Außenhandel sind für die exportstarken Unternehmen der Region ein Grund zu Sorge. Ein kleiner Hoffnungsschimmer zeigt das Geschäft mit China, was nach einem abrupten Einbruch langsam wieder hochfährt.“

Starke Veränderungen zur Vorumfrage zeigen sich auch bei der derzeitigen Wahrnehmung der Konjunkturrisiken. Den neu aufgenommenen Faktor „weitere Entwicklung der Corona-Pandemie“ betrachten vier von fünf Befragten als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens, gefolgt von einer deutlich angestiegenen Sorge um den Inlandsabsatz bei zwei von drei Unternehmen (+24 Prozentpunkte). Sorgen um Fachkräfte, die noch die vergangene Umfrage dominiert haben, haben sich mehr als halbiert.

„Die Sorgen um die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie dominieren derzeit die Unternehmen, das schließt Sorgen um behördliche Maßnahmen wie auch freiwillige Einschränkungen aus Vorsicht mit ein. Nach dem Herunterfahren der Wirtschaft und dem drastischen Einbruch der Stimmung bei den regionalen Unternehmen befinden wir uns nun auf einem Pfad der Lockerungen, das gibt Hoffnung. Dennoch steht die Wirtschaft unter hohem Druck, deswegen bedarf es weiterer struktureller Verbesserungen der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und eines Belastungsmoratoriums für die Unternehmen.“, so Arne Rössel.

Der vollständige Konjunkturbericht steht zum Download bereit.


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