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Nachricht vom 26.05.2020
Region
Eine Bücherkiste als Erste-Hilfe-Box für besondere Bedürfnisse
Stadtbücherei und Jugendamt der Stadt Bad Honnef unterstützen die Partner des Netzwerks Frühe Hilfen Bad Honnef mit einer besonderen Leistung: Ab sofort ist eine umfassende Bücherkiste als fachliterarische Erste-Hilfe-Box für die Netzwerkpartner abrufbar, die mit Hilfe ausgewählter und passgenauer Fach-, Kinder- und Jugendbüchern einen leichteren Zugang zu Kindern in Familien mit besonderen Herausforderungen erhalten können.
Stephanie Eichhorn, Leiterin der Stadtbücherei (links), und Marion Kramer vom Jugendamt der Stadt Bad Honnef haben die neue Bücherkiste zusammengestellt. (Fotos: Stadt Bad Honnef)Bad Honnef. Krankenkassen, Gesundheitsexperten und Fachverbände beobachten seit Jahren steigende Fallzahlen an Menschen mit psychischen Erkrankungen. Angststörungen, unipolare und depressive Störungen sowie Störungen der Psyche durch Alkohol- oder Medikamentenkonsum zählen dazu. Erkrankungen, die den Betroffenen spürbar und meist Jahre, Jahrzehnte oder ein Leben lang belasten, aber auch im Umfeld einer betroffenen Person wahrgenommen werden.

Während Erwachsene die Veränderungen und Auffälligkeiten einer anderen Person erkennen, verstehen und selbstständig einen Weg des persönlichen Umgangs damit finden können, brauchen Kinder psychisch erkrankter Eltern dabei besondere Unterstützung, sagt Marion Kramer vom Jugendamt der Stadt Bad Honnef. Sie ist kommunale Koordinatorin des 2008 gegründeten Netzwerks Frühe Hilfen – einem multiprofessionellen Netzwerk mit Partnern der Kinder- und Jugendhilfe, der Familienberatung, Schwangerschaftsberatung, Frühförderung und des Gesundheitswesens.

Ziel der Partner ist es, Familien, die vor unterschiedlichen und belastenden Herausforderungen stehen, frühzeitige Zugänge zu individueller, nachhaltiger und vertrauensvoller Unterstützung zu ermöglichen. Dazu zählen auch Kinder psychisch erkrankter Eltern, erklärt Marion Kramer: „Kinder sind sehr feinfühlig und spüren, dass Mama oder Papa vielleicht anders sind als andere Eltern, dass es ihnen nicht gut geht, dass sie viel schlafen, oft weinen oder auch schneller aufgebracht sind.“ Es ist eine Herausforderung, die Besonderheiten psychischer Erkrankungen den Familien und insbesondere den Kindern verständlich zu erklären, erklärt Marion Kramer: „Kinder lieben ihre Eltern über alles. Und das soll und darf sich nicht ändern. Wir verstehen Jugendhilfe in der Stadt Bad Honnef als Hilfe. Also haben wir im vergangenen November für das Netzwerk Frühe Hilfen Bad Honnef unsere Kollegin Karin Maisel-Höhne gebeten über ihre Arbeit im Sozialpsychiatrischen Zentrum mit dem Schwerpunkt des Angebots für Kinder psychisch kranker Eltern berichtet hat.”

Im anschließenden fachlichen Austausch über die tägliche Praxis der Netzwerkpartner kristallisierte sich heraus, dass es oft lange dauere, bis sich die Kinder erkrankter Eltern öffneten und ihre Nöte berichteten. „Kinderbücher können hier ein wesentlicher Schlüssel sein”, resümiert Marion Kramer, die nach dem Netzwerktreffen in Kontakt zu Stephanie Eichhorn, der Leiterin der Stadtbücherei Bad Honnef, trat: „Gemeinsam haben wir zunächst eine Liste und anschließend eine echte Bücherkiste mit Fach- und Kinderbüchern erstellt, mit die auf verschiedene Herausforderungen in Familien mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Altersstufen eingehen.”

Präsentiert wurde die Bücherkiste, die ab sofort den Familien , Netzwerkpartnern aber auch allen anderen Interessierten den zur Verfügung gestellt wird, im Rahmen eines weitere Netzwerktreffens im Rathaus der Stadt Bad Honnef. Alle Institutionen im Netzwerk möchten die Familien ermutigen gerade in der aktuellen Zeit sich darüber hinaus Hilfen und Unterstützung zu suchen.
 
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