NR-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Kreis Neuwied
Nachricht vom 18.03.2020
Region
Coronavirus: Verschlimmert Ibuprofen den Verlauf von Covid-19?
Vor wenigen Tagen ging eine WhatsApp-Sprachnachricht herum, in der behauptet wird, die Einnahme von Ibuprofen führe zur schnelleren Verbreitung des Coronavirus. Kurz darauf folgte das Dementi – nur damit wieder wenige Tage später die Weltgesundheitsorganisation WHO doch vor der Einnahme warnte. Die Verwirrung ist nun perfekt, nachdem die WHO die Warnung zurück nahm.
(Symbolbild: privat)Kreisgebiet. Ohne Frage befinden wir uns derzeit in einer Krise. Deswegen sind gesicherte Informationen umso wichtiger, damit die Corona-Pandemie nicht noch mehr Schaden anrichten kann, damit Menschen sich richtig verhalten und damit keine Panik aufkommt, die das gesellschaftliche Zusammenleben in der ohnehin angespannten aktuellen Situation noch erschwert. Die Meldung zu vermeintlichen Auswirkungen von Ibuprofen auf den Verlauf der Lungenkrankheit Covid-19 führte zu Verunsicherung, genauso wie das darauffolgende Dementi, die dann doch ausgesprochene Warnung der WHO – und deren Rücknahme am Donnerstag, 19. März. Außerdem hatte auch der französische Gesundheitsminister Olivier Véran davor gewarnt, Ibuprofen können die Symptome der Lungenkrankheit verschlimmern.

Die Weltgesundheitsorganisation hatte am Dienstag, 17. März, beim Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus von der Einnahme von Ibuprofen zunächst abgeraten. Erst sei ärztlicher Rat einzuholen. Experten seien dabei, die Auswirkungen des Medikaments im Zusammenhang mit Corona zu prüfen, da es bislang keinen verlässlichen Studien dazu gab, hieß es. „In der Zwischenzeit empfehlen wir Patienten in der Selbstmedikation statt Ibuprofen eher Paracetamol einzusetzen", so WHO-Sprecher Christian Lindmeier am Dienstag (17. März). Er betonte aber auch, dass dies nur für die Einnahme ohne ärztlichen Rat gelte. Das berichtete unter anderem die Nachrichtenagentur dpa; die ARD griff das Thema online in einem Faktencheck von Tagesschau.de auf.

Keine Studie mit stichhaltigen Beweisen
Die Unsicherheit basierte in erster Linie auf einem Beitrag in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“, in dem es heißt, Entzündungshemmer, zu denen auch Ibuprofen zählt, könnten den Verlauf von Covid-19 verschlimmern. Hier ist von einer möglichen negativen Wirkung die Rede. Ibuprofen könne bei Diabetikern und Menschen mit Bluthochdruck ein besonderes Risiko auslösen, sich mit Sars-CoV-2 anzustecken, da sich bestimmte Rezeptoren an Körperzellen vermehren, die es dem Coronavirus erleichtern, dort einzudringen. Die Folge wären eine schnellere Infektion und ein eventuell schwerer Verlauf der Covid-19-Erkrankung. Der Beitrag im Fachmagazin stützt sich dabei auf drei Beobachtungsstudien, eine experimentelle Labor-Überprüfung fehlt.

Experten schätzten diesen Beitrag als eher spekulativ ein. Dennoch wiesen auch die darauf hin, dass es bislang keine Studie gab, die einen verschlimmernden Einfluss von Ibuprofen feststellen konnte, aber auch keine, die eben keinen Zusammenhang sieht.

Nun hat die WHO ihre Warnung vor der Einnahme von Ibuprofen bei Verdacht auf eine Corona-Infektion zurückgenommen. „Auf der Basis der heute vorhandenen Informationen rät die WHO nicht von der Einnahme von Ibuprofen ab“, teilte die WHO am Donnerstag, 19. März, nach Angaben der dpa mit. Es gebe abgesehen von ohnehin bekannten Nebenwirkungen bei bestimmten Bevölkerungsgruppen keine Hinweise auf negative Ibuprofen-Konsequenzen bei COVID-19-Patienten.

Wichtiger Hinweis: Unsere Berichterstattung und Informationen ersetzen keinen ärztlichen Rat und keine professionelle Beratung. Sprechen Sie bei Zweifeln mit Ihrem Arzt! Unsere redaktionellen Inhalte können nicht als Grundlage einer eigenständigen Diagnose und Behandlung dienen.
Nachricht vom 18.03.2020 www.nr-kurier.de