NR-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Kreis Neuwied
Nachricht vom 07.02.2020
Sport
Bären entzaubern den Meister aus Herford
13,5 Jahre liegen Jeff Smith und Kirill Litvinov auseinander, aber diese Szene hatte etwas vom stolzen Vater, der seinen Sohn herzt. Der Topscorer der Neuwieder Bären hier, der 17-jährige Youngster da – beide strahlend Arm in Arm, beide überglücklich.
Mehr als 14 Monate musste Tobias Etzel (rechts) auf ein Regionalliga-Tor warten. Gegen Herford erzielte er innerhalb von neun Minuten zwei ganz wichtige zum 3:1 und 5:1 für den EHC. Sein Sturmpartner Maximilian Herz (links) setzte den Schlusspunkt zum 7:1. Foto: VereinNeuwied. Der Auslöser: Litvinov hatte kurz zuvor in der 60. Minute des Pre-Playoff-Spiels des EHC gegen den Herforder EV seinen besonderen Gänsehautmoment vor 837 Zuschauern. Er passte, Maximilian Herz schoss, und der Jüngste im Kader der Gastgeber kam zu seinem ersten Scorerpunkt in der Eishockey-Regionalliga. Der Litvinov-Assist war der finale Neuwieder Coup beim furiosen 7:1-Heimsieg über den amtierenden Meister in einer Partie, die so viele Geschichten beinhaltete, dass sie gefühlt kaum in 60 Eishockey-Minuten passen.

Kapitel eins: die beendete Serie
Fünf Anläufe hatte Neuwied in dieser Saison gegen den Titelverteidiger genommen, fünfmal unterlag der EHC den Ice Dragons. „Ich kann meiner Mannschaft nur gratulieren und habe zwei Drittel lang eine sehr gute Leistung gesehen", freute sich Trainer Leos Sulak diesmal. Mit starker Chancenverwertung, viel Präsenz vor dem Tor von HEV-Schlussmann Kieren Vogel, starkem Einsatz und souveräner Abwehrarbeit hielten die Bären die Ostwestfalen in Schach. „Ich habe eine Mannschaft gesehen, die den Wille hatte, das Spiel zu gewinnen und heute alles richtig gemacht hat", beschrieb Herfords Trainer Jeff Job die Leistung des verdienten Siegers, während er die Leistung seines Teams folgendermaßen beschrieb: „Im zweiten Drittel haben wir total geschlafen, drei schnelle Gegentore bekommen und unsere Chancen nicht genutzt. Neuwied hat verdient gewonnen und uns eine Lehre ins Sachen Eishockey erteilt."

Kapitel zwei: Hutt ohne Punkt
Um die Drachen an die Leine zu legen, muss man Topscorer Killian Hutt in den Griff bekommen. In seinem 20. Saisoneinsatz blieb der flinke Torjäger erst zum zweiten Mal ohne Scorerpunkt, was nicht nur der Verdienst der Zweikampfstärke und des guten Stellungsspiels der EHC-Abwehr, sondern auch der Paraden Justin Schrörs' war. Vor allem im ersten Abschnitt spielte der 25-Jährige überragend. „Wir können uns bei Justin bedanken, dass wir nach 20 Minuten 2:1 vorne und nicht 2:5 hinten lagen, weil wir viel zu weit von den Leuten weg waren und die Positionen nicht richtig gehalten haben", monierte Sulak.

Kapitel drei: Neuwied trifft in den wichtigen Momenten
Keine zwei Minuten war die Begegnung alt, da machte Jeff Smith bereits den frühen Anfang mit dem 1:0. Diese Führung glich Justin Unger zwar aus (6.), und Herford hätte danach durchaus nachlegen können, aber in Überzahl legte Smith nach (14.). Als die Bären dann eine Unterzahlsituation überstanden hatten, und Tobias Etzel mit einem Doppelpack (23., 32.) sowie Kapitän Fröhlich per großartigem Solo durch die halbe Herforder Mannschaft (27.) trafen, zog der EHC den Gästen den Zahn.

Danach bestimmte Neuwied die Partie mit großer Selbstsicherheit und beeindruckender Selbstverständlichkeit. „Wir haben ab dem zweiten Drittel fast nichts mehr zugelassen", lobte Sulak sein Team, das durch Smith (47.) das Ergebnis weiter in die Höhe schraubte und durch Maximilian Herz (60.) den Endstand herstellte. Es war das Tor, nach dem Kirill Litvinov unter seinem Vollvisier strahlte, weil er genau wusste, dass er auf dem Spielberichtsbogen gerade seinen ersten Regionalliga-Scorerpunkt vermerkt bekam. Dass Litvinov und das zweite Eigengewächs Sven Asbach gegen den entzauberten Angstgegner gerade in den letzten fünf Minuten überhaupt so viel Eiszeit erhielten – Asbach spielte sogar in Unterzahl -, davon konnte man vor der Partie nicht zwangsläufig ausgehen.

Kapitel vier: Der doppelte Etzel
Tobias Etzel ist ein Spieler, der sich immer in den Dienst der Mannschaft, und in der dritten Reihe an der Seite von Deion Müller sowie Maximilian Herz nicht zwangsläufig die Aufgabe hat, für Angriffsspektakel zu sorgen. In der Regionalliga traf er zuletzt am 30. November 2018 – und nun gegen Herford binnen neun Minuten gleich doppelt und vorentscheidend zum 3:1 und 5:1. Es war die komplette Mannschaft, die diesen Sieg mit Ausrufezeichen gleichermaßen herausarbeitete und herausspielte.

Neuwied: Schrörs (Köllejan) – Pering, Hellmann, Morys, Neumann, Klingsporn – Fröhlich, Wasser, Aminikia, Smith, Aulie, Wilson, Herz, Müller, Etzel, Litvinov, Asbach.
Herford: Vogel (Allendorf) – Schürstedt, Martin, Gehring, Naud, Brinkmann, Hilgenberg, Rempel – Unger, Linnenbrügger, Bohle, Berezovskij, Staudt, Chmelkov, Häufler, Droick, Hutt.
Schiedsrichter: Markus Eberl.
Zuschauer: 837.
Strafminuten: 8:8
Tore: 1:0 Jeff Smith (Aulie) 2', 1:1 Justin Unger (Naud, Martin) 6', 2:1 Jeff Smith (Wasser, Aulie) 14', 3:1 Tobias Etzel (Klingsporn) 23', 4:1 Stephan Fröhlich (Hellmann, Pering) 27', 5:1 Tobias Etzel (Müller, Klingsporn) 32', 6:1 Jeff Smith (Klingsporn, Wilson) 47', 7:1 Maximilian Herz (Litvinov, Asbach) 60'.
Nachricht vom 07.02.2020 www.nr-kurier.de