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Nachricht vom 19.01.2020
Region
Fuchsjagd ja oder nein - Die Meinungen gehen weit auseinander
Der Landesjagdverband Kreisgruppe Neuwied ruft für die Woche vom 2. bis 9. Februar zur Jagd auf den Rotfuchs auf. Dies hat das Aktionsbündnis Fuchs auf den Plan gerufen und die Tierschützerin Daniela Augustin hat alle betroffenen Bürgermeister angeschrieben und dem NR-Kurier eine Kopie übersandt. Sie fordert die Jagd abzublasen und den Fuchs zu schützen.
Jagen ja oder nein? Foto: Wolfgang TischlerNeuwied. Von den Bürgermeistern erhielten wir die Information, dass sie hierfür nicht zuständig seien. Wir haben den Landesjagdverband Neuwied um Stellungnahme gebeten und listen nachstehend die gravierendsten Vorwürfe auf und die jeweilige Stellungnahme dazu.

Fuchswochen während der Paarungszeit
„Es ist absolut unverantwortlich während der füchsischen Paarungszeit derart intensiv Füchse zu bejagen. Man nutzt hier nicht nur die Unachtsamkeit der paarungsbereiten Tiere aus, sondern nimmt darüber hinaus billigend in Kauf hochträchtige Tiere oder gar Elterntiere zu töten. Im Jahresverlauf gesehen töten Jäger in der Paarungszeit die meisten Füchse“, konstatiert die Tierschützerin.

Der Landesjagdverband hält dagegen: „Die Paarungszeit des Fuchses findet auch in den Monaten Januar und Februar statt. Insoweit ist schon der Hinweis, dass tragende Fähen durch die Jägerschaft erbeutet werden nicht zutreffend. Die Fuchsbejagung orientiert sich zum einen an der durch den Gesetzgeber vorgegebenen Jagdzeit und endet hier bei uns im Kreis Neuwied spätestens Mitte Februar. Keinesfalls werden trächtige Fähen im März, April oder Mai geschossen, wenn diese hochträchtig sind oder bereits gesetzt haben.“

Üben am Fuchs?
Darüber hinaus werden Revierinhaber darum gebeten besonders revierlosen Jägern und Jungjägern die Chance auf die Fuchsjagd zu ermöglichen. Es beschleicht einen der Gedanke, dass die Unerfahrenen an den Füchsen üben dürfen. Man könnte meinen, dass beim Fuchs Fehlschüsse beziehungsweise "waidwund geschossene Tiere" nicht so tragisch sind.... Erschwerend hinzu kommt, dass revierlose Jäger ohnehin nicht viel Bezug zum jeweiligen Revier und den dort heimischen Tieren haben.

Landesjagdverband: „Gerade Jungjäger, die ihre Jagdscheinausbildung mit anschließender Prüfung hinter sich gebracht haben und nun in den Revieren jagen dürfen sind sowohl was die theoretischen als auch die praktischen Kenntnisse der Jagd angeht bestens ausgebildet und selbstverständlich in der Lage, sicher zu schließen und Wildtiere nach den Grundsätzen des Tierschutzes und der Waidgerechtigkeit zu erlegen. Keinesfalls kann hieraus der Rückschluss gezogen werden, dass es sich dabei um „Jäger 2. Klasse“ handele, die ihr Handwerk nicht verstehen. Diese Annahme ist falsch und entbehrt darüber hinaus jeglicher Grundlage.“

Sündenbock Fuchs
Füchse müssen leider für viele Missstände in unserer Kulturlandschaft als Sündenbock herhalten. Stattdessen sollten sinnvolle und nachhaltige Konzepte zum verbesserten Umwelt-, Natur-, Arten- und Wildtierschutz erarbeitet und gegen die Unvernunft anderer Interessengemeinschaften durchgesetzt werden. Aktivitäten wie beispielsweise die Jagd, haben bisher in keinster Weise zu den gewünschten Ergebnissen geführt! Dies lässt sich beispielsweise anhand verschiedener Streckenzahlen der Jagdverbände deutlich belegen.

Landesjagdverband: „Es sei vorangestellt, dass die Fuchspopulation über viele Jahrzehnte hinweg stabil ist und darüber hinaus auch fortgesetzt ansteigt. Keinesfalls ist es so, dass der Fuchs im Kreis Neuwied gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht ist. Insbesondere die milden Winter der letzten Jahre haben dazu geführt, dass die Fuchspopulation stetig angewachsen ist. Vor diesem Hintergrund ist auch eine intensive Bejagung des Fuchses notwendig.

Die Notwendigkeit der Fuchsbejagung ergibt sich zum einen daraus, dass der Fuchs die Wildart ist, die für die Übertragung von teilweise gefährlichen Erkrankungen maßgebend verantwortlich ist. Die Tollwut, die Fuchsräude und auch der Fuchsbandwurm sind Erkrankungen, die insbesondere auch für den Menschen, Hunde und andere Wildtiere gefährlich sein können. Die stetig gestiegene Fuchs-Population führt so auch dazu, dass Krankheiten schneller beziehungsweise leichter übertragen werden. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass gerade aktuell die Fuchsräude im nördlichen Teil des Landkreises Neuwied deutlich zugenommen hat.

Eine starke Fuchspopulation bedeutet jedoch auch große Nachteile für die in ihrem Bestand nicht mehr so reichlich vorkommenden Niederwildarten. Die Flurbereinigung der vergangenen Jahrzehnte und eine Intensivierung der Landwirtschaft haben es gerade für Feldhasen, Rebhühner, Fasane und andere der Wildarten deutlich schwieriger gemacht, in der Feldflur zu überleben. Eine starke Fuchspopulation mit vielen Nachkommen bedeutet jedoch auch, dass die Füchse intensiv jagen und beim Niederwild Beute machen.“

Stabile Population in Nationalparks

Die Naturschützerin verweist darauf, dass die Population in Nationalparks stabil sei und die Füchse dort weniger Junge bekämen. Zusammenfassend „kann man nur zu dem Schluss kommen, dass die Fuchsbejagung nicht nur sinnlos, sondern sogar kontraproduktiv und aus ökologischer, gesundheitlicher sowie ethischer Sicht abzulehnen ist!“, so Daniela Augustin

Landesjagdverband: „Ein besonderes Augenmerk gilt natürlich kranken Füchsen und solchen, die eher schwach oder kränklich erscheinen. Soweit Frau Augustin sich auf wissenschaftliche Erhebungen, Gutachten und Untersuchungen bezieht, so können wir hierzu leider mangels hinreichender Anknüpfungstatsachen nicht konkret Stellung nehmen. Die Untersuchungen, die von Frau Augustin erwähnt werden, müssten konkret benannt und offengelegt werden, damit nachvollzogen werden kann, inwieweit die dort gewonnenen Ergebnisse überhaupt auf die Jagdreviere im nördlichen Rheinland-Pfalz übertragen werden können.

Gleiches gilt auch für die Vergleiche der Populationen mit den Populationen in einem Nationalpark. Lebensumstände, Topographie und die Bewirtschaftung der jeweiligen Lebensräume in einem Nationalpark können nicht mit den Gegebenheiten außerhalb eines Parks verglichen werden. Lassen Sie uns damit zusammenfassend feststellen, dass die Jägerschaft im Kreis Neuwied nach den Maßgaben des Bundes - und Landesjagdgesetzes jagt, Jagd - und Schonzeiten selbstverständlich beachtet und darüber hinaus tierschutz- und waidgerecht jagt. Die Bejagung der Füchse ist aus den eingangs dargestellten Gründen notwendig, sie dient insgesamt der Erhaltung eines artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie der Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen.“
woti
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