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Nachricht vom 18.01.2020
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20. Januar ist Sebastianustag
Der Hl. Sebastian ist der Schutzpatron der Schützenbruderschaften und - was weniger bekannt sein dürfte - auch der Schutzpatron der Soldaten, Jäger, Büchsenmacher, Zinngießer, Steinmetze und - neben Florian - der Feuerwehrleute. Sein Name bedeutet: Der Ehrwürdige, der Erhabene. Sein Festtag wird von den Schützen auch heute noch feierlich begangen. In vielen Orten wie in Leutesdorf am Rhein gehen die Schützen in ihren Uniformen zum Gottesdienst in die Pfarrkirche. Danach finden ein Frühschoppen und am Nachmittag die Generalversammlung statt.
Der Heilige Sebastian ist den Schützen sehr verbunden. Symbolfoto: Wolfgang TischlerLeutesdorf. Der Heilige Sebastian wurde in Narbonne in Gallien geboren und wuchs in Mailand, dem Heimatort seiner Mutter auf. Er war Oberst in der Leibgarde des Kaisers Diocletian, der durch seine grausamen Christenverfolgungen bekannt wurde. Sebastian wurde wegen seines Glaubens gemartert. Zunächst wurde er an einen Baum gebunden und von den Pfeilen einer afrikanischen Bogenschützentruppe durchbohrt - so wird er immer wieder dargestellt. Als er davon jedoch wieder durch die Pflege der Witwe Irene genas und seinen Glauben erneut vor dem Kaiser bezeugte, wurde er durch Stockhiebe am scheußlichsten Ort Roms, der großen Kloake, getötet. Er starb im Jahre 288. An dieser Stelle errichtete Papst Damasus I. (366-384) eine große Basilika. Der Leichnam wurde an der Via Appia, wo sich die Sebastianuskatakombe befindet, bestattet. Papst Sixtus II. (430-440) erbaute ein Kloster und förderte die Sebastianusverehrung. Sein Gedenktag ist der 20. Januar.

Sebastianus wird zu den vierzehn Nothelfern gezählt. Er war der große Helfer bei der Pestepidemie 680 in Rom. So wird er seither als Patron gegen Pest und Cholera angerufen, weil er mit Pfeilen durchschossen wurde und die Pest und Cholera in ihrem plötzlichen unvorhergesehenen Auftreten mit dem ungeahnt durch die Luft schwirrenden Pfeile verglichen wird. Im Psalm 90, Vers 6 heißt es: "Vor dem Pfeile, welcher flieget am Tage, vor dem Verhängnisse, das schleichet in der Finsternis, erlöse mich, o Herr."

Als im Jahre 1666 die Pest im Rheinland wütete, kam die Verehrung des hl. Sebastianus und des hl. Rochus auf. So findet sich zum Beispiel in Hammerstein ein wiederaufgebautes Rochusheiligenhäuschen. Bis zum Ausbau der B 42 an der Rheinbrohler Ley befand sich dort in einer Weinbergsmauer das Sebastianuskreuz mit der Jahreszahl 1667 - heute im Weinberg. An Stelle des Gekreuzigten ist dort Sebastianus im Kreuzbalken dargestellt.

Auch in Leutesdorf gab es früher ein Sebastianusheiligenhäuschen. Es stand am Weg von der Marienburg zur Straße "Im Kalk". Da es ruinös war, wurde es 1872 abgerissen. Emil Blank, Besitzer der Marienburg, auf dessen Grundstück es stand, stiftete dafür der Pfarrkirche 100 Taler.

Im Eifelstädtchen Hillesheim gab es vor mehr als 200 Jahren die Zunft der Schneider, (Walk-)Müller und Leineweber. Am 14. September 1751 erließ Kurfürst Franz Georg von Schönborn in seiner Residenz für diese eine Zunftordnung. Diese Zunft hatte sich den Hl. Sebastian zum Patron gewählt. An seinem Festtag wurde daher eine feierliche Messe mit "darzu gehörigen geleuchts" gehalten, zu der alle Zunftmitglieder erscheinen mussten. Wer das versäumte, musste - wie auch beim Nichterscheinen zum Begräbnis eines Zunftgenossen - 1/2 Pfund Wachs stiften. Wachs war wegen der zahlreichen Kerzen bei solchen Gelegenheiten wichtig und mangels Ersatzstoffes nicht ganz billig. Jährlich am Sebastianstag wurden auch zwei Zunftmeister gewählt, die weitgehende wirtschaftspolizeiliche Vollmachten besaßen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Rechnungsprüfung im Beisein des kurtrierischen Amtsverwalters vorgenommen, der dafür einen Gulden erhielt.

"Fabian und Sebastian (20. Januar) lassen schon den Saft in die Bäume gan", so heißt es in einem Wetterspruch. Der Tag galt also unseren bäuerlichen Vorfahren als ein Tag auf dem Wege zum Frühling. An der luxemburgischen Grenze gingen daher die Kinder von Haus zu Haus und sammelten Gaben für eine große Kerze, die das stärker werdende Sonnenlicht symbolisieren sollte und die in der Kirche aufgestellt wurde.

An der Mittelmosel ließen sich am Sebastianustag die an Ostern aus der Schule kommenden Burschen beim Brudermeister der Sebastianusschützen als Schützenjungen einschreiben. Die auswärtigen Bruderschaftsmitglieder kamen am Sebastianustag möglichst in ihr Heimatdorf zur Feier ihres Patrons.

Schließlich ist noch zu erwähnen, dass auch Orte nach dem Heiligen benannt sind, das ist in unserer Nähe St. Sebastian am Rhein. Seit 1699 wallfahrtet die Pfarrei Eich aus Anlass einer Pestepidemie hierhin.

In der Rhein-Wied-Zeitung, Linz/Neuwied, vom Samstag, dem 4. Februar1893, fand der Verfasser des Berichtes ein Lied "Zum Feste des hl. Martyrers Sebastianus, des Patrones gegen Pest- und Cholera-Gefahr."
Werner Schönhofen
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