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Nachricht vom 10.11.2019
Kultur
Zweistündige Verjüngungskur mit Bill Mockridge in Waldbreitbach
Zwei Stunden herzhaftes Lachen bei der Kabarettveranstaltung „Je oller, je doller“ machte die Zuschauer eine halbe Stunde jünger als zuvor, rechnete der Kabarettist aus, der laut Geschäftsführer Hajo Reuschenbach „so eine Art Gründungsmitglied des seit 21 Jahren bestehenden Theaters“ ist. Voller Lebenslust und Energie blickte der 72-Jährige selbstironisch auf sein bewegtes Familienleben zurück und bewies, dass Alter nichts mit der Geburtsurkunde zu tun hat.
Fotos: Wolfgang TischlerWaldbreitbach. Bill Mockridge freute sich über sein generationenübergreifendes Waldbreitbacher Publikum: Seine Umfrage ergab, dass die jüngste Besucherin 21 und die älteste 87 Jahre alt war. „70 ist das neue 50!“, postulierte der „Holzfäller“, wie seine Frau, die Schauspielerin und Kabarettistin Margie Kinsky den gebürtigen Kanadier nennt. Seit er 72 sei, behandele ihn seine Frau wie ein alter Knacker und bestimme über ihn mit vegetarischem Essen und Urlaub auf einer Nordsee-Insel. Sie müsse immer Recht haben. Sogar wenn das Butterbrot nicht auf die Butterseite fällt, wirft sie ihrem Mann vor: „Du hast die falsche Seite beschmiert!“

Mockridge gab zu, unter die Brabbler gegangen und vergesslich geworden zu sein, was aber - nach ärztlichem Bulletin - hormonell bedingt sei, weil die innere biologische Uhr auf Winterzeit laufe. Die zweite Pubertät sei identisch mit der ersten Senilität.

Dabei gibt es sehr pfiffige Alte, wie der Künstler mit Anekdoten bewies. Zu denen gehörte auch sein Vater, der für jedes Problem durch Nachdenken und Lebenserfahrung eine Lösung fand.

Früher ging es bei Familie Mockridge mit ihren sechs Söhnen sehr turbulent zu. Wenn seine Frau nicht da war, kochte er sehr gern: ungesund und tierisch lecker. Er sei väterlicher Thermomix, Chauffeur, Nachhilfelehrer, Geldautomat, Fußballtrainer und die neueste Ausgabe der Bravo gewesen. Nun sind die Jungs aus dem Haus, die Multi-Tasking-Phase ist vorbei. Es gibt kein Junkfood mehr und die Eltern haben dauerhaft sturmfrei, mehr Zeit füreinander und viel weniger Stress. Diesen Wandel müsse man genießen. Jedes Alter habe sein Gutes, man müsse es feiern und der „Rheinblick“ sei für Geburtstagsfeiern immer der optimale Ort, wie der Bonner nachvollziehbar argumentierte.

Der agile Springmaus-Gründer hat sich fest vorgenommen, fit zu bleiben und mit 104 glücklich und gesund zu sterben. Das schafft er ganz sicher, denn er tut mit den fünf „L“ einiges für ein gutes Leben: 1. Laufen, mindestens eine halbe Stunde pro Tag, weil Bewegung wichtig ist.
2. Laben, aber beim guten Essen ist weniger mehr.
3. Lernen, weil man lebenslang lernen kann, auch wenn der Umgang mit der Computertechnik für die ältere Generation viel schwieriger ist als für junge Menschen.
4. Lieben, denn Sexualität im Alter ist wunderbar.
5. Lachen: Es gibt so viel zu lachen und es tut so gut.
6. Leben: „Es kommt darauf an, wie man alt wird. Positive Einstellung ist wichtig!“

Sehr positiv gestimmt, bester Laune und in Vorfreude auf den nächsten Auftritt von Bill Mockridge, der „schon in zehn Jahren wiederkommen“ will, verließen die Zuschauer den Rittersaal im Hotel zur Post. htv


     
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