NR-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Kreis Neuwied
Nachricht vom 31.10.2018
Wirtschaft
Bester Wein des Mittelrheins kommt vom Weingut Selt aus Leutesdorf
Bei der Landesprämierung 2018 ging der Leutesdorfer „2017er Riesling Kabinett trocken Goldschiefer“ als bester trockener Wein des Mittelrheins aus der Blindverkostung hervor. Die Gutsabfüllung ist bereits der dritte Siegerwein des Winzers Horst Peter Selt. Dieser ist ein Spätberufener mit Traditions- und Qualitätsbewusstsein: Klasse statt Masse ist seine Devise, für die er lebt und arbeitet. Der Erfolg gibt ihm Recht.
Winzer Horst Peter Selt mit seinem prämierten Riesling vor den Edelstahlfässern, in denen sein Wein optimal reift. Fotos: Wolfgang TischlerLeutesdorf. Horst Peter Selt ist ein sehr freundlicher, kommunikativer Mann, der zwar im 260 Jahre alten Weingut aufwuchs, aber zunächst beruflich andere Wege ging. Als der Vater erkrankte und den Weinbau aufgeben wollte, half der junge Mann nach Feierabend im Betrieb aus und fand zunehmend mehr Gefallen an der Arbeit. Innerhalb von fünf Jahren intensivierte er ständig den Umgang mit Reben und Trauben, bis er schließlich das elterliche Weingut übernahm. Da Elternhaus und Hof viel zu eng waren, kaufte das Ehepaar Selt 1981 ein Fachwerkhaus gegenüber und zehn Jahre später ein Fachwerkhaus nebenan und wieder einige Jahre später noch ein Haus sowie die Fläche zwischen den Häusern. Der Antiquitätenliebhaber Horst Peter Selt restaurierte alle Gebäude liebevoll und stattete sie stilsicher aus.

In diesem Jahr wurde direkt neben der Jugendherberge ein Weinrestaurant / Gutsausschank eröffnet mit urigen und gemütlichen Räumen, mit Sitzplätzen in einem Hof mit Blick auf den Rhein und einer rebenberankten schattigen Laube. Die Gastronomie ist verpachtet und erfreut sich bereits großer Beliebtheit.

Dass das Weingut innerhalb von vierzig Jahren ständig erweitert wurde und auch Rebfläche dazugekauft wurde, bezeugt den Erfolg des Winzers, der mit Leidenschaft und Erfahrung seinem Beruf nachgeht. Am Tollsten findet er, dass er ein Produkt herstellt, bei dem vom Pflanzen bis zum Verkauf alles in seiner Hand liegt, sodass er sich total mit seinem Wein identifizieren kann. Doch Qualität entsteht nicht von allein.

Selt sieht in Leutesdorf ein gutes Potential an Süd-Süd-West-Lagen mit Schieferböden, die hervorragende Trauben hervorbringen sowie ein tolles Klima im Rhein-Canyon, weil die Winde über die Höhen hinweg wehen. Qualität statt Quantität setzt auch in der Außenwirtschaft eine stringente Arbeitsweise voraus: Die Grundlage wird bereits beim Rebschnitt gelegt und setzt sich fort beim Ausbrechen der Triebe bis zur Abfüllung. Das Ausrichten auf Qualität entspricht Selts innerer Einstellung. Er muss viel und oft probieren und erkennen, was er am Most oder Jungwein machen muss. Aber: „Je weniger ich am Wein mache, umso besser ist es.“ Daher werden die gesunden, reifen Trauben spät gelesen, ganz auf die Presse gekippt und schonend ausgepresst und nach einer schonenden Vorklärung gekühlt gären lassen.

Die fünf Hektar Rebfläche werden familiär bearbeitet. Die Weinlese dauert fünf Wochen, anschließend werden die Drähte runtergehängt. Geschnitten werden die Reben mit Rücksicht auf deren Gesundheit erst nach dem Blattfall.

Selt erzeugt zu 70 Prozent Riesling in Leutesdorfer Steillagen. In Flachlagen hat er vor zwei Jahren als Versuchsfläche die wiederentdeckte alte Sorte „roter Riesling“ angebaut, eine Mutation, die sich beständiger gegen Bortrydis und dezenter in der Säure erweist. Selts Liebe zu Altertümchen beschert ihm ein ganz besonderes Schätzchen: Er besitzt seit zwanzig Jahren den ältesten Wingert des Mittelrhein-Gebiets mit mindestens 120 Jahre alten Weinreben auf Goldschiefer. Selt schmunzelt: „Das Liebhaberstück genießt sein Gnadenbrot“. Es bringt nur wenig Ertrag, aber der ist von besonderer Qualität, sodass die Weinbau- und Oenologie-Hochschule Geisenheim vor zehn Jahren Genmaterial von den alten Reben holte.

Für den Winzer war das Sonnenjahr 2018 ein tolles Jahr, obwohl die jungen Anlagen wochenlang intensiv mit Wasser versorgt werden mussten. Es hängen noch einige Trauben an Stöcken für eine hochwertige Auslese, denn mit Eiswein ist wegen der Klimaerwärmung nicht mehr zu rechnen. Auf die besondere Auslese werden sicher schon einige Liebhaber mit Spannung warten. Stammkundschaft und gehobene Gastronomie schätzen die hochwertigen Weine seit langem. 80 Prozent der Flaschen gehen im Umkreis von 30 Kilometern in den Verkauf, 20 Prozent werden deutschlandweit versandt.

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Weingutes. (htv)
       
 
Nachricht vom 31.10.2018 www.nr-kurier.de