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Nachricht vom 14.11.2017
Kultur
Vernissage zur Ausstellung „InnenAnSicht“ in Linz
Zur Eröffnung der Ausstellung „InnenAnSicht“ hatte die Linzer Künstlerin Petra Klutmann-Berger am Freitag, 27. Oktober, in die Kapelle der Senioren-Residenz Sankt Antonius in Linz eingeladen. Der Einrichtungsleiter Sven Lefkowitz begrüßte neben den 150 interessierten Gästen die Künstlerin Petra Klutmann-Berger, die in diesem Jahr schon zum zweiten Mal eine Ausstellung in den Räumen der Senioren-Residenz Sankt Antonius organisierte.
Künstlerin Petra Klutmann-Berger und Einrichtungsleiter Sven Lefkowitz vor dem Werk „Großer Engel“. Foto: PrivatLinz. Bei der vorangegangenen Ausstellung handelte es sich um Kunstwerke ihres verstorbenen Bruders Jürgen Liesenfeld (LfD), von denen auch jetzt noch einige in der Cafeteria und dem historischen Teil des Hauses zu besichtigen sind. Lefkowitz betonte bei seinem Grußwort die herzliche und unkomplizierte Zusammenarbeit mit der Künstlerin und gab seiner Freude über die tolle Atmosphäre Ausdruck, die die Werke in der Einrichtung entfalten. In seinen Dank schloss Sven Lefkowitz ausdrücklich auch Jörg Berger und Gregor Klutmann mit ein, die die Künstlerin tatkräftig bei den Vorbereitungen unterstützten.

Die Laudatio zur Vernissage hielt Chris Paul, die bekannte Autorin und Leiterin des Trauerinstituts Deutschland (TID) in Bonn. Sie erzählte, wie sie den künstlerischen Werdegang von Petra Klutmann-Berger in den letzten Jahren miterleben durfte und drückte ihre Bewunderung darüber aus, welche enorme Kraft und Kreativität in unterschiedlichster Art die Künstlerin auf ihrem Weg durch die Trauer um ihren Sohn Jonas entwickelt habe. In ihrer Ausstellung erlaube Petra den Menschen auf unterschiedlichste Weise einen Einblick in ihr Inneres, wie auch der Titel „InnenAnSicht“ schon aussage. Sie habe durch ihre Kunst versucht, ihrem unheimlichen Schmerz und der Trauer Ausdruck zu geben.

Existentielle Zustände in der Trauer drückten sich in großformatigen Acrylbildern, wie beispielsweise die Bilder „Broken Heart“ oder „Innerer Vulkan“ aus, die in den Anfängen des künsterischen Wirkens entstanden. In einer späteren Phase malte Klutmann-Berger kleine Bilder aus Ölkreide, die sie selbst als ihre „Seelenbilder“ bezeichne und auf „Seelenbrettern“ präsentiert. Diese seien oft nur kurze Momentaufnahmen, schnell als Ventil in schweren Stunden zu Papier gebracht. Die Bretter habe sie bewußt gewählt, befleckt mit Teer und Farbe, denn auch die Seele sei besonders in der Trauer oft grau und voller dunkler Schatten, so sagte. Umso mehr leuchteten daher auch die Farben der Seelenbilder, die ihr in dunklen Stunden Licht gaben und heilend wirkten.
Die weitere Entwicklung der Künstlerin, das Verarbeiten von Holz in Verbindung mit Metall und Stein, faszinierte Chris Paul am stärksten.

Petra Klutmann Berger würde mit Holz quasi kommunizieren, eine Verbindung eingehen und durch ihr achtsames Auge so Vieles sehen, dass den meisten Menschen verborgen bliebe. Wenn die Künstlerin mit dem Holz arbeite – das habe sie selbst als Teilnehmende bei einem Holzworkshop erlebt - sei sie manchmal geradezu hemmungslos. Alles „Verwurmte“, Verfaulte, Schwammige entferne sie , bis der filligrane Kern, das Hartholz übrig bleibe, den sie auch mit dem Inneren Kern in uns selbst vergleicht, an den wir oft nicht so gerne „heranwollen“. Oft brechen bei der Berarbeitung des Holzes auch Teile ab, was ursächlich nicht geplant, aber dann unabänderbar sei. Dadurch entstehe aber nicht selten etwas, was stimmiger sei mit dem Inneren, als das, was man sich vorher gedacht habe. Neben vielen anderen Themen sind Engel ein Motiv, welches sich bei Petras Arbeiten durchziehe, als ein spirituelles und auch schützendes Element. So ist auch der Engel, der am Eingang im Außenbereich steht, mit seiner beachtlichen Höhe von vier Metern, ihr wohl bisher größtes Werk.

Abschließend stellte Chris Paul die Frage: „Was macht eigentlich Kunst aus?“ Nach ihrer Ansicht ist Kunst, wenn die Künstlerin es schafft, etwas aus ihrem Inneren herzustellen, was wiederum zu unserem Inneren spricht, sich dadurch in unserem Inneren etwas regt und wir selbst etwas spüren
- wir quasi zu unserer eigenen „InnenAnSicht“ geführt werden.

Petra Klutmann-Berger hielt anschließend eine sehr persönliche und emotionale Rede, in der sie u.a. darstellte, wie die Kunst ihr auf dem Weg der Trauer als Ventil diente und gleichzeitig heilend wirkte. Sie wies daraufhin, dass in vielen ihrer Werke eine Spirale auftauche, die von Anfang an ein kraftspendendes Symbol für sie gewesen sei, das einerseits das Nachinnengehen für Rückzug und „Bei-sich-sein“ und in die andere Richtung aber auch ein Offenbleiben für die Welt und ein Weiterleben nach dem Verlust symbolisiere. Auch Gedichte zu schreiben, waren in dieser sprachlosen Zeit ein zusätzlicher wichtiger Bestandteil ihrer Trauerverarbeitung. Die Musiker Gregor Klutmann und Johannes Antweiler umrahmten die Vernissage mit ihren Gitarrenklängen und begleiteten die Künstlerin auch musikalisch, als sie am Ende einige ihrer berührenden und traurigen aber auch hoffnungsvollen Gedichte vortrug.

Um auch anderen Menschen den kreativen Umgang mit Trauer- und Verlusterlebnissen zu ermöglichen, bietet die Diplom-Sozialpädagogin und ausgebildete Trauerbegleiterin für Interessierte auch Holzworkshops an.

Die Ausstellung ist noch bis zum 27. Januar 2018 in der Zeit von 9 bis 20 Uhr täglich in der Senioren-Residenz Sankt Antonius, Am Konvikt 6-8, 53545 Linz/Rhein zu besichtigen.
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