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Nachricht vom 11.03.2017
Kultur
Bezaubernde „Bauchgespräche" mit Typen und Tieren
Tim Becker lockte bei seinem zweiten Gastspiel im Hotel zur Post am 12. März so viele erwartungsfrohe Zuschauer an, dass der Rittersaal ausverkauft war. In einem bunten Programm mit sehr verschieden charakterisierten Handpuppen, Zaubertricks und unter Zuschauermitwirkung bereitete der Bauchredner seinem Publikum einen unterhaltsamen lustigen Sonntagabend.
Fotos: Wolfgang TischlerWaldbreitbach. „Bauchgespräche" - Typen, Tiere, Illusionen lautete das aktuelle Programm, an dessen Anfang der kritische „Monsieur Hand“ durch den Vorhang lugte und „die Wort“ ergriff für „Mister Brain and the voice“. Er fand es sehr mutig von den Zuschauern, für das Programm Geld ausgegeben zu haben. Doch das verdiente sich der Mann mit dem sprechenden Bauch mit lustigen, kessen und skurrilen Sprüchen, die er größtenteils seinen Puppen in die Münder legte. Zum Beispiel dem süßen Donut, der Angst vor dem Vernaschen hatte und sich als Therapeut gegen Lampenfieber bewährte.

Selbstironisch erzählte das geplagte Lehrerkind Tim Becker von seinem schlimmen familiären Hintergrund und seiner kindlichen Einsamkeit, die ihn zu Selbstgesprächen führte und zu Dialogen mit Haustieren. Von diesen hatte er einige mitgebracht nach Waldbreitbach, zum Beispiel das Raubtier Kuno, einen Hahn oder das Waschschweinchen Klaus, eine Mischung aus Waschbär und Meerschweinchen, das in der Hypnose einschlief.

In einer preisgünstigen Wohnung fand er seinen Mitbewohner Joe in einem Koffer: einen kiffenden Alt-Hippie, der seine Entzugserscheinungen in makabrer Anti-Raucher-Lyrik verarbeitete. Ein neuer Charakter aus dem Bereich häuslicher Ungeziefer tauchte in Gestalt der Ratte Konstantin mit Irokesen-Frisur auf, die aus der Berliner Kanalisation stammte und berlinerte, dass sie farbige Hausratten nicht leiden können und nun Musical-Star werden wolle.

Altbekannt dagegen war das piepsige „homo-sensationelle“ rosa Pony mit Gucci-Brandzeichen, das sich für Wolfgang in der ersten Reihe mit einer Federboa hübsch dekorieren ließ und sich auch durch den Verlust eines Beins nicht aus dem Konzept bringen ließ. Im Gegenteil, „Pink Beauty“ machte mit seinem Bauchredner Tim einen Konzentrationstest und hatte auch nichts gegen seine übergewichtigen Rundungen: „Ich bin sozial. Ich gebe Kalorien ein Zuhause!“

Zu Wortspielereien eignete sich „Das Frühstücksei“, welches auf der Flucht vor „Eyecatchern“ im Eisprung und über die Eileiter in den Eierstock verschwinden wollte, um nach neun Monaten mit ganz neuem Aussehen wieder aufzutauchen. Mit Sp-ei-dermann-Verkleidung und Turk-ei-Hut und einer Trump-Ei-Frisur verwandelte es sich in das „Eye oft he Tiger“.

„Schnauze!“ war das Lieblingswort des schlecht gelaunten weißen Kaninchens mit den frechen Sprüchen und dem Berufswunsch Erotik-Darsteller, das Becker aus einem Zylinder zauberte, weil „das Arbeitsamt es dazu verdonnert“ hatte. Zuvor war es Osterhase und Versuchskaninchen gewesen.

Er habe einen Teil seiner Ausstattung vergessen und müsse nun improvisieren, behauptete der Künstler und stieg zum Publikum, aus dem er einen Schwiegervater und seine Schwiegertochter in spe als Bauchrednerpartner auf die Bühne holte. Der „gemeinsame“ Gesang des Lieds „Ein Mops kam in die Küche“ erwies sich als schreiend komische Nummer.

Ganz leise und sacht musste Isabell, die grüne Raupe, geweckt werden. Sie hatte vom Fliegen geträumt. Becker verkündete ein Novum: Das Publikum werde gleich sehen, was Isabell träume - und tatsächlich flatterten in einer ganz zauberhaften Vorstellung aus seiner Hand viele zarte Falter über die Bühne. Ganz bezaubert von den Tieren und Illusionen mit dem Bauchredner verließen die Zuschauer die Vorstellung. htv
       
       
       
       
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