NR-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Kreis Neuwied
Nachricht vom 14.12.2016
Region
Bei der AWO Neuwied gibt es nun einen Defibrillator
Es kann so schnell gehen: Das Herz versagt, ein Mensch bricht zusammen, die Helfer sind ratlos – und nun? Um im Fall der Fälle schnell eingreifen zu können und wertvolle Zeit zu gewinnen, hat der AWO-Ortsverein Neuwied jetzt vorgebaut.
Das AWO-Team um Michael Maur (vierter von links) freute sich, den Defibrillator in Empfang nehmen zu können. Bei der Übergabe waren auch der AWO-Kreispräsidiumsvorsitzende und MdL Fredi Winter (rechts), Neuwieds Oberbürgermeister Nikolaus Roth (vierter von rechts) und Chefarzt Dr. Burkhard Hügl (links) dabei. Foto: PrivatNeuwied. Die Aktiven haben einen Defibrillator angeschafft, der in der Begegnungsstätte in der Neuwieder Nagelgasse seinen festen Platz finden und in der Not Leben retten soll. Wie das funktionieren kann, ließen sich die AWO-Mitglieder bei der offiziellen Übergabe gleich ganz praktisch erklären. Schließlich kommt es im Ernstfall auf jede Minute an. „Der plötzliche Herztod gehört zu den häufigsten Todesursachen in der westlichen Welt“, weiß Dr. Burkhard Hügl, Chefarzt der Abteilung für innere Medizin, Kardiologie und Rhythmologie am Neuwieder Marienhaus-Klinikum.

Allein in Deutschland sind pro Jahr rund 80.000 Menschen davon betroffen. Und für den Experten ist klar: „Wenn am Anfang zu viel Zeit verloren wird, haben auch die besten Profis keine Chance mehr, den Menschen zu retten.“ Dr. Hügls Rat an alle potentiellen Ersthelfer ist deshalb denkbar einfach: „Zögern Sie nicht und tun Sie etwas! Das einzig Falsche wäre, gar nichts zu machen.“

Genau hier kann der Defibrillator, den die Neuwieder AWO nun bereithält, eine wichtige Hilfe sein: „Wer sich getraut hat, ihn einzuschalten, hat schon den größten Schritt gemacht“, sind sich alle Fachmänner einig. Denn das kleine, handliche Gerät aus dem Hause Zoll kann einem Menschen mit Herzstillstand einen lebensrettenden Stromstoß versetzen und führt die Helfer per Sprachansage durch jeden Handgriff der Hilfeleistung. Der Ersthelfer erfährt, wo die Elektroden-Pads anzubringen sind, wo eine Herzmassage angesetzt werden muss und wie schnell und tief es auf den Brustkorb des Bewusstlosen zu drücken gilt, um mittels Herzmassage das unterbrochene Pumpen des Herzens überbrücken zu können. „Dabei muss es erstmal krachen“, beruhigte Dr. Hügl zaudernde Helfer. „Haben Sie keine Angst vor brechenden Rippen. Das kriegen wir leicht in den Griff, ein unterversorgtes Gehirn nicht.“

Im Idealfall zwei Mal pro Sekunde aus dem gestreckten Arm heraus den Brustkorb des Bewusstlosen mindestens fünf Zentimeter tief herunterdrücken: Wieviel Kondition und Kraft das erfordert, konnten die rund 30 AWO-Aktiven, darunter der AWO-Kreispräsidiumsvorsitzende und MdL Fredi Winter und Neuwieds Oberbürgermeister Nikolaus Roth, gleich in der Begegnungsstätte ausprobieren – zum Glück jedoch nur an der Übungspuppe. Der Stromstoß aus dem Defibrillator wirkt bei der Wiederbelebung eines Patienten mit Herzstillstand wie ein Reset-Knopf am Computer: Er bringt alle Muskelzellen im Herzen auf den gleichen Punkt und ermöglicht so, die Pumpfunktion wieder neu aufzubauen. „Eine sofortige Laienreanimation“, so rechnete Chefarzt Hügl vor, „verdoppelt die Überlebenschance des Patienten.“

Eine Chance, die die Neuwieder AWO-Mitglieder auf jeden Fall geben wollen. „Die Idee lag angesichts der Altersstruktur in unserem Ortsverein nahe“, findet der Vorsitzende Michael Maur. Finanziert haben die AWO-Aktiven die Anschaffung aus den Einnahmen ihrer Begegnungsstätte: Die öffnet dienstags bis freitags von 14 bis 19 Uhr und in diesen Zeiten ist auch der Defibrillator leicht zugänglich. Er findet im Hausflur des Gebäudes seinen festen Platz, untergebracht in einem gesicherten Kasten, der bei Entnahme des Gerätes einen akustischen Alarmton hören lässt. Auch die Aktiven des TV Heddesdorf erhalten einen Schlüssel, um schnell auf den mobilen Notfallhelfer zugreifen zu können. Nun hoffen alle Beteiligten nur noch, dass der Defibrillator möglichst selten zum Einsatz kommen muss. Für den Notfall ist man in der Nagelgasse aber ab sofort gerüstet.
Nachricht vom 14.12.2016 www.nr-kurier.de