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Nachricht vom 05.05.2016
Region
Handwerkskammer Koblenz trauert um Karl-Jürgen Wilbert
Der ehemalige Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz (HwK) verstarb mit 74 Jahren an den Folgen eines Verkehrsunfalls in der Nacht zum 4. Mai. Wilbert galt als starke Stimme des Handwerks in Rheinland-Pfalz, er hinterlässt seine Ehefrau und drei Kinder. Wilbert lebte in Lehmen/Mosel.
Karl-Jürgen Wilbert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz von 1977 bis 2008, verstarb in der Nacht zum 4. Mai im Alter von 74 Jahren. Foto: P!ELmediaRegion/Koblenz. Dr. h.c. mult. Karl-Jürgen Wilbert, von 1977 bis 2008 Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HwK) Koblenz, ist in der Nacht zum 4. Mai mit 74 Jahren an den Folgen eines Verkehrsunfalls verstorben. Mit seinem Tod verliert das Handwerk im nördlichen Rheinland-Pfalz eine führende Persönlichkeit, die innerhalb des Handwerks maßgeblich wirkte und als Netzwerker und kreativer Gestalter Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und vielschichtige gesellschaftliche Gruppen zusammenbrachte. Karl-Jürgen Wilbert, 1941 in Koblenz geboren, lebte in Lehmen an der Mosel. Er hinterlässt seine Ehefrau und drei Kinder.

Der HwK-Hauptgeschäftsführer und Jurist wurde über das Handwerk hinaus, über Partei- und Landesgrenzen hinweg und innerhalb ganz unterschiedlicher gesellschaftlicher und berufsständischer Gruppen als wertvoller Ansprechpartner und Initiator geschätzt. Er galt als weitsichtiger Kosmopolit, der Entwicklungen frühzeitig erkannte, richtig einschätzte und für die weitere Entwicklung des Handwerks effektiv nutzte.

Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn begann er 1971 seine berufliche Laufbahn bei der HwK Koblenz als Geschäftsführer. 1977 wurde er zu deren Hauptgeschäftsführer gewählt. Die Stärkung des dualen Systems lag ihm besonders am Herzen, und so war es folgerichtig, dass er sich dem Auf- und Ausbau von zentralen und regionalen Berufsbildungs- sowie Beratungszentren im Kammerbezirk intensiv widmete. So entstanden das Bauzentrum wie auch das Metall- und Technologiezentrum im Koblenzer Industriegebiet Rheinhafen, anschließend HwK-Standorte in Bad Kreuznach, Rheinbrohl, Herrstein, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Cochem, Simmern (Hunsrück) und Wissen. Auch fachbezogene Einrichtungen wie das Umweltzentrum oder das Zentrum für Kunststoff und Farbe, das Zentrum für Restaurierung und Denkmalpflege, das Kompetenzzentrum für Gestaltung, Fertigung und Kommunikation und zuletzt das Zentrum für Ernährung und Gesundheit fallen in seine Zeit als Hauptgeschäftsführer.

Ganz im Sinne der regionalen Wirtschaftsförderung und Darstellung des Handwerks gegenüber einer breiten Öffentlichkeit öffnete die „Messe am Rhein: Handwerksmesse Koblenz“, initiiert und durchgeführt von der HwK Koblenz, erstmals 1987 ihre Tore und entwickelte sich anschließend im zweijährigen Turnus zum Publikumsmagnet, von dem insbesondere das Handwerk profitierte.

Zwischen 1979 und 1988 sowie 2003 und 2008 brachte sich Wilbert als starke Stimme des rheinland-pfälzischen Handwerks auch im SWR-Rundfunkrat als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der vier Handwerkskammern im Land ein. Ab 2002 war Karl-Jürgen Wilbert Vertreter der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern im Aufsichtsrat der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz. Nach seinem Ausscheiden bei der HwK Koblenz am 31. Dezember 2008 wechselte er nach Trier, wo er das Amt des HwK-Hauptgeschäftsführers kommissarisch ausübte.

Die internationalen Verbindungen Wilberts, insbesondere zu Südosteuropa ab der politischen Wende 1990, fanden große Beachtung. Mehrere Partnerschaftsprojekte der HwK Koblenz wurden aufgebaut. 2003 wurde Karl-Jürgen Wilbert zum Honorarkonsul der Republik Bulgarien in Rheinland-Pfalz ernannt. Projekte zur Stärkung der mittelständischen Selbstverwaltung, Wirtschaftsförderung und Berufsbildung wurden auch in Laos, Kambodscha oder Sri Lanka durchgeführt. Und auch mit westlichen Staaten wurden Partnerschaftsprojekte entwickelt, die in die Bereiche Bildung, Technik, Wissenschaft und Wirtschaft wirkten. Berufsbildungsmaßnahmen wurden mit Großbritannien, Frankreich und den USA vereinbart, was einen Austausch von Jugendlichen und Betriebsinhabern einschloss.

Für sein vielseitiges Engagement wurde Wilbert mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet, so 2002 mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Zuvor schon hatte er 1987 das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold und 1992 das Handwerkszeichen in Gold entgegen nehmen können. Der enge Dialog und eine intensive Zusammenarbeit mit der Bundeswehr im Sinne des Personalübergangs „Soldat-Handwerker“ war Wilbert wichtig, was sich auch mit der Gründung des Beratungszentrums „Bundeswehr-Wirtschaft“ unter dem Dach der HwK Koblenz ausdrückte.

Aufgrund seiner engen Verbindungen zum Hochschulbereich wurde er 1993 zum Vorsitzenden des Freundeskreises der Universität in Koblenz e.V. gewählt, zwischen 2000 und 2013 leitete er als Vorsitzender den Förderkreis Wirtschaft und Wissenschaft in der Hochschulregion Koblenz e.V. und zwischen 2005 und 2014 war er Vorstandsvorsitzender der Stiftung Universität in Koblenz. 2004 ernannte ihn die Universität Koblenz-Landau in Anerkennung seiner Verdienste für den Hochschulbereich ehrenhalber zum Dr. phil., 2005 verlieh die Universität Paisii Hilendarski in Plovdiv (Bulgarien) ebenfalls den Doktortitel ehrenhalber. Als Ergebnis eines akademischen Brückenschlags nach Bulgarien wurde Karl-Jürgen Wilbert 2008 zum Honorarprofessor der Universität Plovdiv ernannt.

Dr. h.c. mult. Karl-Jürgen Wilbert brachte sich in zahlreichen Gremien ein, so in überregionalen Strategiegremien des Handwerks oder als langjähriger Vorsitzender des Beirats „Unternehmensführung im Handwerk“ beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Aus dieser Tätigkeit resultierten auch zahlreiche Veröffentlichungen. Auf regionaler Ebene engagierte er sich unter anderem als Mitglied des Gemeinderates in seinem Wohnort Lehmen.
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