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Nachricht vom 04.07.2015
Kultur
Feuriges Kabarett in Kleinmaischeid
Eine heiße Veranstaltung erlebten die Besucher des Dorfgemeinschaftshauses Kleinmaischeid am Samstagabend, 4. Juli. Bei heißem Wetter draußen spielte drinnen der Schauspieler Manfred Kessler in verschiedenen Rollen und Kostümen "Helden - Voll durchs Feuer!"
Der Mülltonnenbrand im Kleinmaischeider Bürgerhaus war schnell mit Bier gelöscht. Fotos: Helmi Tischler-VenterKleinmaischeid. Der rheinland-pfälzische Kultursommer machte seinem Namen alle Ehre, und die Kleinmaischeider genossen den unterhaltsamen Abend. Man trug halt wetterbedingt leichte Kleidung, selbst Ortsbürgermeister Philipp Rasbach begrüßte das Publikum im „Bieranzug“, als er darauf hinwies, dass der Erlös des Abends für die Jugend des Spielmannszuges bestimmt sei: „Die Jugend ist wichtig, sie ist unsere Zukunft!“

Das Stück begann mit der Durchsage, vor der Feuerwehrzufahrt sei widerrechtlich ein blaues Damenfahrrad abgestellt worden, Marke „Vaterland“, welches umgehend zu entfernen sei, weil es sonst kostenpflichtig abgeschleppt würde. Es wurde auch pflichtgemäß auf die Sicherheitsmaßnahmen hingewiesen: Feuerlöscher und Notbeleuchtung (Taschenlampe oder Feuerzeug).

Die Handlung drehte sich um „etwas Großes, Einmaliges“, den braven Feuerwehrmann Heinz Schmelzenbach, den „Mann, der durchs Feuer ging“. In einer Multi-Media-Show erlebte das Publikum Schmelzenbachs Leben mit, von der Geburt – in Comiczeichnungen -, über seinen schulischen Werdegang in ständiger Konkurrenz mit Freund Paul Gläser – als Fotostory – bis zu seinem Eintritt in seinen Traumberuf „Feuerwehrmann“. Diesmal war Heinz die treibende Kraft und Paul ging mit. Doch das Schicksal spielte dem kleinen Mann immer wieder übel mit: Paul machte Karriere, Heinz dagegen blieb fünfzig Jahre lang einfacher Feuerwehrmann, immer zuverlässig, pünktlich, treu.

Der Rote Hahn, „größter Brandstifter des Jahrhunderts“ und übermächtiger Gegner des biederen Feuerwehrmannes, terrorisierte Schmelzenbachs oberhessischen Heimatort Nesselborn mit perfiden Brandanschlägen. Bei der Jubiläumsfeier der Feuerwehr wurde auch das fünfzigjährige Dienstjubiläum Schmelzenbachs auf der Bühne geehrt. Von seiner heimlichen Liebe Lieselotte erhielt er ein „Kochbuch für den Junggesellen“ und einen Tauchsieder. Nun fühlte sich der kleine Mann ganz groß. Die Zuschauer erlebten „Geschichten aus fünfzig Jahren Feuerwehrdienst“, wobei die Dialoge mit seinem Alter Ego auf der Leinwand ausgetauscht wurden. Mit hessischem Einschlag prahlte der Jubilar von „fünfzig Jahren Notfälle und Katastrophen ohne Ende“. Als der Jubilar entdeckte, dass der Rote Hahn hinter dem Festzelt die Mülltonne in Brand gesteckt hatte, kannte er kein Pardon und löschte den Brandherd beherzt mit Bier.

Ganz heiß wurde die Handlung aber, als sich Schmelzenbach auf die Nachtruhe vorbereitete und dazu auf der Bühne entkleidete. In weißer Doppelripp-Unterhose demonstrierte er detailliert, wie ein „vorbildlicher Alarmstuhl“ auszusehen hat: Uniformjacke über die Stuhllehne, linker Ärmel, rechter Ärmel, linker Schuh unter das linke Hosenbein, rechter Schuh unter das rechte Hosenbein, Helm rechts daneben – so ist der gute Feuerwehrmann immer blitzschnell einsatzfertig.

Leider verpasste Schmelzenbach trotzdem den nächtlichen Einsatz, bei dem es um einen Großbrand in der örtlichen Puddingfabrik ging. Als Folge drohte Paul Gläser mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde, „eine Entlassung ist leider nicht auszuschließen“. Für den verhinderten Helden brach die Welt zusammen. Seine Laune besserte sich schlagartig, als er den Koffer des Roten Hahns in Händen hielt mit den Brandteufelutensilien und einem Notizbuch, in dem alle Brandstiftungen genau notiert sind. In einem Tauschgeschäft bietet der Rote Hahn an, das Rathaus zu verschonen. Da der Feuerwehrmann sich auf den Handel einlässt, ist er im richtigen Moment zur Stelle, um aus der Hausmeisterwohnung des brennenden Rathauses ein Baby zu retten. Für seinen lebensgefährlichen Einsatz, seine große, tapfere Tat gebührt dem Helden das oberhessische Verdienstkreuz. Das Feuerwehrkabarett endete mit dem Kanon „Der Hahn ist tot.“ Aber ist er wirklich tot?

Über diese Frage konnte der durchgeschwitzte Schauspieler Manfred Kessler am Bierstand mit den Besuchern noch lange Zeit diskutieren, denn dort war es inzwischen nicht mehr heiß sondern angenehm warm, die Getränke waren schön kalt und die Würstchen heiß. Schließlich diente der Verzehr dem guten Zweck. (htv)
       
       
 
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