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Nachricht vom 02.06.2014
Region
Mit Meisen gegen die Miniermotte
Mit einer ungewöhnlichen Aktion rücken die Servicebetriebe Neuwied (SBN) gegen Baumschädlinge vor: Sie haben 100 Meisennistkästen aufgehängt. Die Vögel sind die natürlichen Feinde der Miniermotte, deren Raupen die mächtigen Rosskastanien regelrecht aussaugen.

100 Nistkästen haben die SBN im Stadtgebiet an den Rosskastanien zur Schädlingsbekämpfung aufgehängt. Blau- und Kohlmeisen sollen helfen, die gefräßigen Raupen der Miniermotte zu reduzieren. 
Foto:privatNeuwied. Rosskastanien gehören zum Stadtbild von Neuwied und zieren die Grünflächen. Die prächtigen Bäume finden sich im Schlosspark, am Jüdischen Friedhof, sie zieren Parks und Alleen. Doch ein kleines Insekt macht seit etwa 20 Jahren den Bäumen zu schaffen. „Die Kastanienminiermotte legt ihre Eier ab dem Frühling auf die aufgehenden Blätter ab“, erklärt Jan Kronenberger von den SBN. „Die Raupen fressen dann regelrechte Tunnel in die Blätter und saugen das Blattgrün heraus.“ Die Folge: Schon im Sommer sehen betroffene Bäume herbstlich braun aus. Kein Wunder, denn bis zu drei Generationen des gefräßigen Schädlings machen sich jedes Jahr über die Bäume her. „Die letzte fällt im Herbst ab, überwintert verpuppt im Laub und im Frühjahr geht das Drama wieder los.“ Motten sind daher ein zusätzliches Problem, denn sie verschärfen das sogenannte „Kastaniensterben“, das seit einigen Jahren durch ein Bakterium hervorgerufen wird.

Doch Kohl- und Blaumeisen haben die Miniermotte, die ursprünglich auf dem Balkan zuhause war, als exotische Delikatesse für den Speiseplan der Familie entdeckt: Sie picken Larven und Puppen des Insekts aus den befallenen Blättern und füttern damit ihre Jungen im Nest.

Im Heinrich-Haus haben die SBN daher 100 Nistkästen aus massiver Fichte und mit wetterfester Abdeckplatte anfertigen lassen: „Sie können einmal jährlich leicht gereinigt werden“, sagt Kronenberger. Die „Unterbringungskosten für die neuen SBN-Mitarbeiter“ sind gering: 1500 Euro wurden für die Nistkästen investiert. „Gemessen an dem Schaden, den die Motten an den Bäumen anrichten, ist das nichts. Wenn wir nur eine Kastanie nicht fällen und ersetzen müssen, hat sich die Anschaffung gelohnt“, ergänzt SBN-Bereichsleiter Thomas Riehl. Und es gibt weitere wirtschaftliche Vorteile: „Um die Motten wirksam zu bekämpfen, kann man eigentlich nur Insektizide einsetzen oder übers ganze Jahr das Laub sammeln.“ Einfaches Kompostieren reicht aber nicht, weil die Puppe der Plagegeister nur bei sehr hohen Temperaturen vernichtet wird. Ein Riesenaufwand. Nicht zuletzt betonen beide, dass ihnen bei jeder gefällten Kastanie das Herz blutet: „Wir brauchen die Bäume als grüne Lunge für die Stadt“, sagt Riehl. Für Kronenberger machen die Bäume einen Teil der Lebensqualität in der Stadt aus - und ergänzt schmunzelnd: „Wenn wir auf natürliche Art erhalten können, dann lassen wir uns gerne nachsagen, dass wir ´ne Meise haben. Aber sie ist besonders hilfreich!“

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