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Nachricht vom 11.05.2014
Region
Gut leben im Alter
Die Verbandsgemeinde Rengsdorf und die Landeszentrale für Gesundheitsförderung hatten gemeinsam zu einem interessanten Vortrag eingeladen. Der Referent Pfundstein hatte das Thema „Gut Leben im Alter - Neue Möglichkeiten und Beispiele gemeinschaftlicher Unterstützung in der Gemeinde“ im Gepäck.
Ortsbürgermeisterin Heike Schmitz (links) berichtet über die Aktivitäten der Ortsgemeinde Rüscheid. Foto: Wolfgang Tischler
Rüscheid. In der Verbandsgemeinde Rengsdorf sind 28 Prozent der Bevölkerung älter als 60 Jahre, ließ Verbandsbürgermeister Hans-Werner Breithausen die Besucher bei der Begrüßung im Dorfgemeinschaftshaus Rüscheid wissen. Den anwesenden Ortsbürgermeistern, Ratsmitgliedern und Besuchern legte Breihausen nahe, dass die „Politik, Verbandsgemeinde und auch die Ortsgemeinde zu diesem Thema gefragt sind“. Ein Eckpfeiler sind die Pflegedienste, aber auch privates und ehrenamtliches Engagement ist vonnöten.

Es steht fest, dass keine Generation bisher insgesamt so alt wurde. Der Ruhestand ist zu einem eigenen Lebensabschnitt geworden. Die Familien sind im Wandel und die Mobilität ist wesentlich größer als früher. Ebenso hat sich die Rolle der Frau verändert. Über 70 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt. Die Zahl derer, die Unterstützung brauchen, wird durch den demografischen Wandel deutlich zunehmen.

Die Pflege ist nicht nur die Körperpflege, obwohl sie einen wesentlichen Teil ausmacht. Es sind die Aktivitäten am täglichen Leben, der Einkauf, wenn kein Auto mehr da ist und vieles mehr. Es muss eine Suche nach neuen Lebensformen in Selbstbestimmung und in der Gemeinschaft geben. Es muss eine Weiterentwicklung der wohnortnahen Hilfe im Verbund geben. Die Bereitschaft der Hilfe auf Gegenseitigkeit, quasi ein Netzwerk der Hilfe. Es wird ein Hilfemix aus Familie, Nachbarn, engagierten Ehrenamtlern und Fachkräften zum Tragen kommen müssen.

Der Referent Thomas Pfundstein stellte einige Prinzipien für das Alter auf:
- Barrierefreiheit als Prinzip, in und außerhalb der Wohnung.
- Begegnungen ermöglichen, das Quartier als Lebensraum.
- Mobilität auch ohne Auto.
- Das Dorfnetz – Was will ich und was kann ich, gegenseitige Hilfen.
- Gemeinsam, statt alleine – kollektive Wohnformen, möglichst mit gegenseitiger Hilfe, aber bitte mit Selbstbestimmung.
- Nichts geht von alleine! Ein bisschen Organisation muss sein. Verantwortungsgemeinschaften bilden.

Eine Möglichkeit sind betreute Wohngruppen. Ein abgeschlossener Wohnraum für mehrere Personen, der sich in Privat- und Gemeinschaftsbereiche gliedert. Erhalt einer Gruppe von Menschen, die sich gemeinsam unterstützen und/oder zugekaufte Leistungen erhalten. Hierzu gibt es bereits eine gesetzliche Regelung im Landesgesetzt über Wohnformen und Teilhabe (LTWG). An vier Beispielen zeigte Pfundstein unterschiedliche Möglichkeiten auf.

Die Ortsbürgermeisterin Heike Schmitz informierte über die Aktivitäten für die Bevölkerung über 60 Jahre, deren Anteil in Rüscheid bei 29,6 Prozent liegt. Hier hat die Gemeinde bereits eine Reihe von Aktivitäten auf die Beine gestellt. Bei den Aktionen werden aber auch junge Leute mit integriert, zum Beispiel das Dorfcafé, der Treffpunkt für Jung und Alt.

Heike Schmitz meinte, dass das betreute Wohnen eine schwierige Aufgabe sei. Hier will das Kirchspiel Anhausen eng zusammenarbeiten. Gemeinsam hat man einen Investor, der derzeit auf der Suche nach einem geeigneten Standort ist.

Der anwesende Ortsbürgermeister Claus Gördes sprach das große Problem des „Wechsels im Alter von Eigentum in ein betreutes Wohnen“ offen an. „Dies ist eine enorme Hemmschwelle, darüber müssen wir uns im Klaren sein.“ Wolfgang Tischler
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