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Nachricht vom 20.04.2013
Kultur
Puderbach erlebte Boulevard of broken Stars
Im Alten Bahnhof Puderbach startete am gestrigen Samstagabend (20.4.) eine ganz besondere Reise, die die Zuschauer einmal rund um die Welt führte. Die selbstgebauten Marionetten, die die Bühne bevölkerten sind wahre Kunstwerke, die die erstaunlichsten Fähigkeiten besitzen. Die Projektgruppe Jugend, Kultur und Soziales der Verbandsgemeinde Puderbach traf mal wieder den Geschmack des Publikums.
Thomas Nieds großer Bühnenauftritt als Arientenor mit Hindernissen. Fotos: Wolfgang TischlerPuderbach. Das „Klapp-Theater“, das Duo Martin Prochaska und Thomas Nied , entführte die sehr zahlreich erschienenen Besucher mit wunderschön detailliert gearbeiteten Puppen und Ein-Mann-Orchester auf eine fantasievolle musikalische Reise. Im witzigen Dialog zwischen dem „Professor“, einer Stabpuppe, und dem Musiker und Sänger „Tom“ wurden die „broken Stars“ auf die Bühne gebeten.

Der Professor traf bei seiner Suche nach dem Ursprung des Phänomens „Rockn’ Roll“ auf den ersten Rockn’Roller, der als Skelett einem schwarzen Sarg entstieg und seine Marionettengelenke skurril und gekonnt zu „Rock around the clock“ schwang. Die Reise führte den Professor weiter nach New Orleans, da der Rockn’ Roll seine Wurzeln im Blues hatte. Eine gemeinsame Blues-Session von Tom und Roger Coolman war die Folge. Mit einer kleinen Mundharmonika trat die Roger Coolman -Marionette auf.

Auf der Suche nach den afrikanischen Wurzeln des Blues musste der Professor mittels schwarzer Heilkräfte von „Madame Voodoo“, einer doppelseitigen Stabfigur, von Pharaos Rache befreit werden. Gegen die Novemberdepression des Professors half die gleichzeitig melancholisch und lustig wirkende Darbietung eines Rollschuh laufenden Marionettenclowns.

Ein Besuch bei seinen geschliffenen Freunden Scotch und Whiskey führte den Professor nach Irland und in das Dorf der Nachbarn Fynn Mc Finnegan und Penny O’Brian, die sich jährlich am St. Patrick’s Day in einem Pub treffen und dort einen Tanzwettbewerb austragen. Gekonnt führte Puppenspieler Martin Prochaska die Spielkreuze und Fäden beider Marionetten gleichzeitig. Bei der Revival-Szene mit Erwin Schleicher, einem schlaksigen John-Lennon-Typ mit langen Haaren und seinem alten Schlagzeug, musste Prochaska sogar mit einer Kopfhalterung für die Marionette arbeiten, um Erwins Schlagzeugsolo zu der Nr. 1 von 66 „Gimme some loving“ authentisch zu performen.

Thomas Nieds großen Bühnenauftritt als Arientenor vermasselte die Handpuppen-Wanze Hans-Dieter. Dafür erfuhren die Zuschauer, dass Wanzen kaum noch Partner finden, weil die Haushalte alle viel zu sauber sind. Der Hans-Albers-Song „Komm doch, süße Kleine“ war allerdings die richtige Wahl, um eine Wänzin anzulocken, die dann gern zum „Letkiss“ die Beinchen schwang. Mit einem entspannten Lächeln im Gesicht verließen die Menschen den Alten Bahnhof, denn
wer sich Fantasie und Poesie bewahrt hatte, wurde mit einem wunderschön unterhaltsamen Klapp-Theater-Programm belohnt. Helmi Tischler-Venter
       
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