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Nachricht vom 27.01.2013
Kultur
Büb Käzmann begeisterte im Alten Bahnhof Puderbach
Puderbach-Kultur präsentierte das Ein-Mann-Kabarett-Kollektiv Büb Käzmann im Alten Bahnhof Puderbach. Der Kabarettist gab Tipps und Empfehlungen zu allen wichtigen Lebensfragen und strapazierte die Lachmuskeln der Besucher.
Büb Käzmann war auf der Bühne sehr wandlungsfähig. Hier verkörpert er den Sensenmann. Fotos: Helmi Tischler-VenterPuderbach. Wer sich am vergangenen Samstagabend vom Schneefall in der Wohnung festhalten ließ, verpasste einen sehr unterhaltsamen Abend im Alten Bahnhof. Kabarettist Büb Käzmann mit unüberhörbar kölschen Wurzeln war aus Mainz angereist, der Stadt, die wegen ihrer extremen Verschuldung bereits als das Athen des Rheinlands gilt. Er verpasste den Zuschauern genüsslich „Eins auf den Deckel!“.

Das Motto gilt insbesondere für die Politik, die er scharfsichtig und wortgewaltig analysiert. Die Ursache für die Politikverdrossenheit der Bürger sucht er in der Tatsache, dass in unserem Land eine Frau mit der Ausstrahlung einer Buchhalterin regiert, die an jedem Konferenztisch sitzt und nach dem „egna“-Prinzip bestimmt (egna= es geht nicht anders). Die Entstehung von Politikern verdanken wir einem gentechnischen Defekt: Bei Klassensprecher- oder Elternsprecher-Wahlen gehen alle Köpfe nach unten. Nur einer bleibt oben, diesem Menschen fehlt der Omi-Reflex: „ohne mich“!

Leichte Kostümwechsel symbolisieren Themenwechsel, denn zu allen wichtigen und unwichtigen Lebensfragen hat Käzmann Erkenntnisse und Tipps zu bieten: Tai-Chi und Feng-Shui, Alterspyramide („Die Apothekenvorschau ist die Bravo des 21. Jahrhunderts.“), Auto complete und Google sowie das neue Medium „Buch“ mit seinen variablen Anwendungsmöglichkeiten. Auch vor der Durchführung einer stilvollen Scheidungszeremonie schreckt der Kabarettist nicht zurück.

Sein ultimativer Anlage-Tipp: Sammeln Sie Briefmarken! Seine Erfahrungen, die er zusammen mit seinem muslimischen Freund beim Hardcore-Pilgern des Jakobswegs nach Santiago de Kompostela gesammelt hat, erlauben etliche Um- und Schleichwege zu religiösen Themen. Und die die These, dass es nur ein historischer Zufall ist, dass vor 2000 Jahren die Strafe der Kreuzhängung statt der damals ebenfalls üblichen Strafe der Vierteilung gewählt wurde, sonst hätten wir heute in den Kirchen überall Mobiles hängen.

In Rock und Bluse therapiert Käzmann als Supernanny Dr. Priebuck angeblich hochbegabte biestige Schulversager mit nondirektiven Methoden wie dem „Stuhl der Stille“. Durch die nervenaufreibende Arbeit mit den kleinen Kotzbrocken stellt die Supernanny typische Zeichen für Burn-Out an sich fest: „Wenn man auf dem Weg zur Arbeit denkt: Eine längere Gefängnisstrafe - Das wär’s jetzt!“
„Quäl dich, du Sau!“ lautet die Motivationshilfe für die Marathon laufende Ehefrau, die der Motivationstrainer Käzmann bereithält.

Auch der Räuber Hotzenplotz benötigt Hilfe. Diese findet er beim Unternehmensberater Zwackelmann. Am Ende des Lehrgangs mit Garnknäuel und Klebepunkten stellt der Räuber zufrieden fest: „Dank Qualitätssicherung habe ich die Kaffeemühle!“

Auch vor ernsten Themen schreckt der Kabarettist nicht zurück: Tod, Infektionsschutz und Fortpflanzung betreffen schließlich jeden. Die Zuschauer verließen den Alten Bahnhof mit der Erkenntnis, dass es sicherer ist, eine Leiter mit auf das Klo zu nehmen, damit man das Berühren der Toilettentür vermeiden kann. Helmi Tischler-Venter
       
       
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