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Nachricht vom 06.10.2025
Kultur
Waldbreitbachs Comedy-Fans feiern Ralf Senkel und seinen Witz im Alltag
"Einen ganz Ruhigen, bei dem man genau gucken und zuhören muss", kündigte Hajo Reuschenbach am Sonntagabend (5. Oktober) an. Der Künstler Ralf Senkel aus Neustadt-Rotterheide bestätigte die Einschätzung, indem er sich ganz bescheiden und zurückhaltend auf einen Stuhl setzte. Von dort plauderte er gelassen über Alltagserlebnisse, die ganz unspektakulär und zum Schreien komisch waren. Sein Programmtitel "Der hat gesessen!" brachte es auf den Punkt.
Fotos: Wolfgang TischlerWaldbreitbach. Der Mann mit Brille und bunter Polyesterjacke hat kein „Stoffwechselproblem“, wie ihm bisweilen unterstellt wird. Da er seit vier Jahren „berufsuntätig“ ist, ist er der Einzige im Haus, der die Postpakete annehmen kann. Die Menge ist „posttraumatisch“ und erfordert einen eigenen Lagerraum. Durch die Paketsendungen weiß er sehr viel über seine Nachbarn, er kennt den mit „Vibrationshintergrund“ genauso wie den mit dem Riesenschlauchboot auf Pump.

Ralfs Berufsuntätigkeit ist der Lumbago geschuldet, die klingt wie aus der Werbung, ist jedoch schmerzhaft. Vorher war er nie krank, sodass seine AOK-Clubkarte ein Guthaben aufweist. Einer der Höhepunkte seines Alltags ist das Chinalokal, in dem man für zwölf Euro an einem Riesenbuffet so viel Glutamat essen kann wie möglich, nur der Glückskeks ist extrem trocken. Beim Chinamann gibt es eine lustig sprechende Bedienung, aber wenig Fisch. Den gibt es beim Japaner. Der Sushi-Fisch ist kalt, weil er stundenlang im Kreis fährt. Auch die Fernseh-Nachrichten fahren im Kreis mit ewig gleichen Themen: Putin/Ukraine und Orange-Utan Trump.

Spontane Wechsel vom Alltag zur Politik, Wortspiele und kreative Vergleiche sind Senkels Spezialität. So nennt er kräftige Männer „Elektriker“, weil jeder Hemdenknopf eine andere Spannung hat. Er philosophiert über „Haartransplatzierung“, „Quantenphysik“ für passende Schuhe, das „Orakel von Selfie“ und das „Knypsilon-Chromosom“. Jesus war der erste Influencer, der von Anfang an zwölf Follower hatte und an Weihnachten ein Posting machen wird: „Schöne Grüße an alle, die gestern an meinen Geburtstag gedacht haben!“

„Manchmal liegen Glück und Unglück ganz nah beieinander“ ist eine Erkenntnis vom Stammtisch beim Bäcker, denn dort gibt es nur ein Klo. Didis Rosenkrieg wird in einen Dosenkrieg umgewandelt und der Doseninhalt führt bei Elektriker Didi zu Fehlleistungen und zu der Überzeugung, dass Ökostrom aus Windkraft Blähungen verursacht. Die Stammbäckerei hat leckere Teilchen im Angebot, aber Omas Pudding-Pflaume ist schon etwas älter.

Montagmorgens beim Ärztestammtisch auf Wippstühlen im Wartezimmer eröffnen sich den Berufsuntätigen ganz neue Erfahrungen, die sie gern weitergeben. So lautet der ultimative Tipp, den Becher für die Urinprobe vorher zu beschriften mit Namen und Geburtsdatum.

Zum Schluss gab Ralf Senkel sein Feedback ans Publikum, das mit knapper Not zwei Stunden Begeisterung und Dauerlachen überstanden hatte. Des Künstlers Appell, weiterhin Kulturveranstaltungen die Treue zu halten, kann leicht erfüllt werden: Am Sonntag, 16. November spielt Joab Nist „Notes of Berlin“ – Die lustigsten Zettel Deutschlands live auf der Bühne des Hotels zur Post in Waldbreitbach. htv
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