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Pressemitteilung vom 18.09.2025
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Inklusionsbetrieb InForma gGmbH Neuwied stellt Insolvenzantrag
Die InForma gGmbH, ein Inklusionsbetrieb in Neuwied, hat Insolvenz angemeldet. Trotz der finanziellen Schwierigkeiten läuft der Betrieb vorerst weiter. Der Fokus liegt nun auf der Erarbeitung einer zukunftsfähigen Lösung.
Neuwied. Am 17. September hat die InForma gemeinnützige GmbH beim Amtsgericht Neuwied einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Das Gericht hat diesem Antrag stattgegeben und Dr. Alexander Jüchser von Lieser Rechtsanwälte als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Inklusion durch Arbeit - Betrieb läuft uneingeschränkt weiter
Die Einrichtung, die dem Dachverband der Diakonie angehört, beschäftigt derzeit 57 Mitarbeitende, darunter 28 schwerbehinderte Personen oder Gleichgestellte. Die Tätigkeitsbereiche umfassen unter anderem eine Kantine für Schulmittagessen, Sortierung und Abfüllung von Waren sowie eine Industrienäherei. Zusätzlich bietet ein Beratungsbereich Dienstleistungen zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe für Menschen mit Hörbeeinträchtigung an. Die Belegschaft wurde über die Situation informiert, wobei die Ansprache des Insolvenzverwalters in Gebärdensprache übersetzt wurde. Die Gehälter sind bis einschließlich November 2025 durch das Insolvenzgeld abgesichert.

Ungleiche Bedingungen bei Beschäftigung von Menschen mit Behinderung
Im Gegensatz zu vielen anderen gemeinnützigen Trägern zahlt InForma reguläre Gehälter inklusive des vollständigen Arbeitgeberanteils zur Sozialversicherung. "Das ist ein bewusst gewähltes Modell - sozial gerecht, allerdings wirtschaftlich deutlich anspruchsvoller", erklärt Geschäftsführerin Sandra Müller. Kerstin Comes, Mit-Geschäftsführerin, ergänzt: "Wir stehen zu unserer sozialen Verantwortung - für unsere Mitarbeitenden und für die Menschen, denen wir eine Perspektive bieten. Dafür kämpfen wir jetzt."

Nur geringe öffentliche Finanzierung
Die wirtschaftliche Schieflage resultiert vor allem aus gestiegenen Fixkosten, wie höheren Mietaufwendungen und Tariflöhnen, sowie den schwierigen Rahmenbedingungen für die Finanzierung gemeinnütziger Arbeit. Während andere Einrichtungen teilweise entlastet werden, unterliegt InForma vollständig der regulären Sozialabgabenpflicht. Eine nicht auskömmliche öffentliche Finanzierung verschärfte die finanzielle Lage zusätzlich. Dr. Alexander Jüchser, vorläufiger Insolvenzverwalter, betont: "Informa steht für eine besondere Form von Inklusion, die mehr leistet als viele andere Wettbewerber im Markt, die Menschen mit Behinderung beschäftigen. Genau darin liegt aber auch die wirtschaftliche Herausforderung."

Ziel ist Erhalt der Arbeitsplätze und Fortführung der Inklusionsarbeit
Der Geschäftsbetrieb wird ohne Einschränkungen fortgeführt. Geschäftsführung und vorläufiger Insolvenzverwalter prüfen die wirtschaftliche Lage und arbeiten an einer nachhaltigen Lösung, um die Arbeitsplätze zu sichern und das einzigartige Inklusionsmodell fortzuführen. "Unsere Mitarbeitenden leisten großartige Arbeit. Wir werden alles daransetzen, die Einrichtung und ihre besondere Mission zu erhalten", sagt Sandra Müller. PM/Red
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