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Nachricht vom 17.09.2025
Region
Debatte um Toiletten-Gebühren in Neuwied: Stadt erklärt Hintergrund der Regelung
Frauen zahlen 50 Cent für die Nutzung der neuen Toilettenanlage auf dem Marktplatz in Neuwied, Männer dagegen nichts - das scheint die öffentliche Wahrnehmung zu sein, über die aktuell eine Debatte entbrannt ist. Die Stadt Neuwied erklärt auf Anfrage, was es mit der Regelung auf sich hat.
Die neue Toilettenanlage auf dem Neuwieder Marktplatz (Foto: Michael Mang)Neuwied. Die Politik hat sich bereits eingeschaltet: In einer Mitteilung kritisiert die SPD die Gebührenregelung, nach der laut Aussage der SPD "das Urinal für Männer kostenlos ist, während Frauen 50 Cent zahlen müssen". Katrin Schulz, Geschäftsführerin des SPD-Ortsvereins Neuwied-Stadtmitte und Irlich, spricht von einer "Unmöglichkeit, dass Männer das Urinal kostenfrei nutzen dürfen, Frauen jedoch zahlen müssen." Davon betroffen seien auch Eltern, die ihr Kind wickeln möchten. Dabei gehe es der SPD nicht um die 50 Cent, "sondern allein um die Tatsache der Ungleichbehandlung." Der SPD-Ortsverein fordert deswegen "eine rasche Lösung, um eine gleichberechtigte Nutzung der Anlage für alle zu gewährleisten."

Auch in den sozialen Medien ist das Thema angekommen. Hier melden sich in den Kommentarspalten auf der Facebookseite des NR-Kuriers allerdings unterschiedliche Stimmen zu Wort. "Wegen 0,50 Euro so einen Aufriss? Ernsthaft? Ich finde es völlig in Ordnung - würde sogar 1,00 Euro zahlen - wenn es immer sauber ist!", kommentiert eine Nutzerin. Eine andere Frau (!) fragt: "Welche Toilettenkabine stinkt, ist zugemüllt mit Toilettenpapier, Windeln, Binden NEBEN der Toilette anstatt im Mülleimer, welche Klobrillen sind bespritzt, wer uriniert selbst im Sitzen daneben und wo klebt der Boden? Richtig: bei den Damen. Egal, wo man hin geht - Restaurant, Bahnhof, Flughafen - es ist IMMER die Damentoilette, vor der man sich ekeln muss." Andere Nutzer wiederum finden, "es ist generell eine Frechheit, für menschliche Bedürfnisse Geld zu verlangen." Und viele andere halten die 50 Cent für gerechtfertigt, allerdings "für Männer auch!" Weiter geht es: "50 Cent ist nicht viel. Aber wenn für alle Männer und Frauen." Eine weitere Nutzerin findet, es müsse "der gleiche Betrag bei Frauen-, Männer- und Behinderten-WCs gefordert werden."

"Es gibt keine unterschiedlichen Gebühren für Männer und Frauen"
Die Stadt Neuwied erklärt die Regelung auf Anfrage ausführlich und für einige vielleicht auch überraschend: "Es gibt keine unterschiedlichen Gebühren für Frauen und Männer." Vielmehr gebe es ein kostenlos nutzbares Pissoir (in der Tat nur für Männer) und eine Unisex-Toilette, für die 50 Cent Gebühr erhoben werden. "Und das hat den einfachen und einzigen Grund, dass wir Vandalismus/missbräuchliche Nutzung einschränken wollen. Es ist ja leider Realität, dass wir (wie alle Betreiber öffentlicher Toiletten) dies doch immer wieder feststellen müssen", so Ulf Steffenfauseweh von der Stadt Neuwied.

Aus diesem Grund habe das Pissoir eine Schwing-/Saloon-Tür. Durch diese seien die Nutzer "mindestens gefühlt nicht gänzlich unbeobachtet. Erfahrungsgemäß hält das davon ab, etwas zu beschädigen oder zu beschmieren." Ulf Steffenfauseweh räumt ein, dass es auch Pissoirs für Frauen gebe. "Das haben wir durchaus in die Betrachtung mit einbezogen. Wir haben uns letztlich aber dagegen entschieden, weil das doch hierzulande sehr unüblich ist und wir alles andere als überzeugt waren, dass dieses dann auch angenommen wird - zumal wenn es ebenfalls eine Schwingtür hätte bekommen müssen aus den genannten Gründen. Und baulich hätte es einen deutlich höheren Aufwand bedeutet."

Die nun gewählte Toilette dagegen sei komplett zu, was für den Zweck ja auch gar nicht anders möglich sei. "Hier erheben wir die Gebühr, weil das erfahrungsgemäß die andere Möglichkeit ist, Vandalismus und Missbrauch einzuschränken. Die Tür steht dann eben nicht die ganze Zeit offen und jeder kann eben mal schnell reingehen und irgendeinen Unsinn anstellen. In der Regel werfen Menschen nicht erst Geld ein, um dann etwas zu zerstören oder zu beschädigen."

Bei der Gebührenregelung an der neuen Toilettenanlage geht es also nicht um die Unterscheidung nach Geschlechtern, sondern darum, Vandalismus zu vermeiden. Bei geschlossenen Türen werden die 50 Cent Gebühr fällig - und dies trifft nun mal in erster Linie die Frauen. Die Gebühren werden wiederum in die Technik der Anlage investiert, um die Toiletten nach Aussage der Stadt "möglichst sauber und hygienisch zu halten". Davon wiederum profitierten auch Eltern, die die Toilettenanlage zum Wickeln ihrer Kinder nutzen und dafür 50 Cent bezahlen müssen. (rm)
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