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Nachricht vom 17.07.2025
Region
Mit dem Gästeführer auf dem Pfad der Bergmänner in Niedersteinebach
Mehr als zwei Dutzend Wanderer und drei Hunde haben einen Blick in die bewegte Bergbaugeschichte des Westerwalds geworfen. An zwölf Stationen informierten sie sich über die Arbeit und das Leben im Bergbau.
Heimatforscher Albert Schäfer (links) informierte in der Pfarrkirche Peterslahr über die Religiosität der Bergleute. (Foto: Martina Beer und Archiv-Repro Bergbauförderverein)Niedersteinebach. Die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld hatte am vergangenen Wochenende zur Wanderung "Bergmännische Relikte am Bergmannspfad" eingeladen. Die Wanderung startete für 26 bergbauinteressierte Teilnehmer und drei Hunde am Dorfgemeinschaftshaus in Niedersteinebach. An zwölf Stationen lernten die Wanderer viel über die bestehenden Bergbaurelikte und erhielten einen Einblick in die bewegende Bergbaugeschichte des Horhauser Gangzugs.

Geleitet wurde die Gruppe von Alexander Schürt, Gästeführer und Geolotse des Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus. Er wurde von Gästeführerin Roswitha Fischer und dem Heimatforscher Albert Schäfer begleitet und unterstützt. Die Wanderung führte über sechs Kilometer von Niedersteinebach über die ehemaligen Grubenstandorte Louise und Lammerichskaul auf den Harzberg, entlang des Rennwegs zur Bildeiche und anschließend über den Bergmannspfad zur Pfarrkirche St. Petrus nach Peterslahr.

Die Gästeführer informierten über die große Bedeutung des Eisenerzbergbaus in den früheren Jahrhunderten, denn dieser sicherte in dieser kargen Gebirgsregion vielen Westerwäldern das Überleben. Zudem lieferte es den Grundstock für die wirtschaftliche Entwicklung des vorderen Westerwalds. Auch wenn die Arbeit der Bergmänner schwer und gefährlich war, sorgte sie für viele Arbeitsplätze. In ihren Hoch-Zeiten arbeiteten auf Grube Louise rund 450 Menschen. Überdies sorgte der Bergbau für den Ausbau von Straßen, wie etwa die "Steinstraße".

Stollen mit 1.546 Meter Länge
Der Abtransport des Eisenerzes wurde durch die Kruppsche Schmalspurbahn ab 1884 erleichtert. Zunächst erfolgte der Transport zum Bahnhof Seifen und nach Verladung auf die Reichsbahn zu den Hüttenanlagen im Rheintal. Vorerst erfolgte der Transport von den Gruben Louise und Lammerichskaul, ab 1899 nach Bau der Pohligschen Drahtseilbahn auch von Grube Georg. So konnte nicht nur die Fördermenge deutlich gesteigert, sondern auch gleichzeitig Kohle, Koks und Waren für den Kruppschen Konsum angeliefert werden.

Bis zur Stilllegung der Grube Louise im Jahr 1930 wurden dort rund 3,5 Millionen Tonnen Eisenerz abgebaut. Die tiefste Sohle lag bei 450 Metern.

Auf dem Harzberg erfuhren die Teilnehmer von der Bedeutung des Alvenslebenstollens für die Grube Louise und die besondere bergmännische Leistung dieses schnurgeraden Stollens. Dieser erreichte nach 29 Jahren Bauzeit im Jahr 1864 eine Länge von 1.546 Metern. Nach der Entwässerung unter dem Harzberg wurde zudem ein tieferer Abbau in der Grube Louise ermöglicht. Der Alvenslebenstollen kann als einziger Stollen im Horhauser Gangzug noch heute auf einer Länge von rund 400 Metern besichtigt werden.

Bergleute und die Religion
Die Gästeführer berichteten, dass die Brüder Christoph und Andreas Eul mit ihren archäologischen Untersuchungen viele Verhüttungs- und Meilerstandorte lokalisierten, die eine über 1.000-jährige spätmittelalterliche Erzverarbeitung belegen. Die mittelalterliche, aufwändige Verhüttung des Eisenerzes in Rennöfen lernten die Wanderer über Skizzen und Fotos kennen.

Links und rechts des Bergmannspfads sind noch immer alte Pingen, Mulden und Trichter des oberflächlichen Erzabbaus gut sichtbar. Weitere Spuren, wie bergbauliche Mineralien und alte Gusseisenkreuze der Alten Hütte (bei Borscheid), sind auf dem Friedhof in Peterslahr zu bestaunen.

Wissenswertes über die Religiosität der Bergleute erfuhren die Teilnehmer in der Pfarrkirche. Belege dafür sind die schöne Statue der Heiligen Barbara und die Sammlung alter Grubenlampen. Viele Peterslahrer arbeiteten Anfang des 20. Jahrhunderts auf Grube Louise und gingen täglich den Bergmannspfad.

Die 26 Wanderer zeigten großes Interesse und stellten viele spannende Fragen. Einige von ihnen glänzten sogar mit bergbaulichem Wissen.

Die Wanderung war kostenfrei und dauerte drei Stunden. (Mariam Nasiripour, M.A)
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