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Nachricht vom 06.06.2025
Wirtschaft
Weltschiedsrichter Markus Merk als Motivator beim Jahresempfang der Westerwälder Wirtschaft
Der Jahresempfang der Westerwälder Wirtschaft ist ein fester Bestandteil im Kalender der regionalen Unternehmen. In diesem Jahr bot die Elektro Jung GmbH aus Westerburg den Rahmen für das Event, bei dem der ehemalige Weltschiedsrichter Dr. Markus Merk als Hauptredner auftrat.
Dr. Markus Merk hält einen Vortrag beim Jahresempfang der Westerwälder Wirtschaft. (Fotos: Wolfgang Rabsch)Westerburg. Für die Westerwälder Unternehmen ist es inzwischen eine liebgewonnene Tradition, am erstmals 1995 durchgeführten Jahresempfang der Westerwälder Wirtschaft teilzunehmen. Gastgeber des Jahresempfangs sind wechselnde Unternehmen aus der Region des Westerwaldkreises. In diesem Jahr war als Veranstalter die Elektro Jung GmbH aus Westerburg auserkoren, sich zu präsentieren und dem Ganzen einen würdigen Rahmen zu verleihen. So wunderte es nicht, dass sich knapp 400 Besucher, ausschließlich aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, im Festzelt auf dem Firmengelände einfanden, die, soviel sei vorab verraten, ihr Kommen in keiner Weise bereuen sollten.

Unterstützer des Jahresempfangs waren wie fast immer, die IHK Koblenz - Geschäftsstelle Montabaur, Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald, Westerwälder Zeitung, die Wirtschaftsjunioren Westerwald-Lahn und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Westerwaldkreis mbH. Die planmäßige Durchführung einer solchen Veranstaltung liegt in den Händen des Gastgebers, in diesem Falle die Elektro Jung GmbH in Westerburg-Sainscheid, die im Nachgang von allen Seiten mit Lob überschüttet wurde.

Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Westerwaldkreises bewarb den Jahresempfang folgendermaßen: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, heißt es beim Jahresempfang: Erst kurz zuhören und spannende Impulse mitnehmen, um dann selbst aktiv zu werden und sich kennenzulernen, auszutauschen, zu diskutieren, zu lachen und irgendwann, hoffentlich mit dem Kopf voller neuer Ideen, heimzufahren.

Landrat Achim Schwickert hatte die Ehre und das Vergnügen, den Jahresempfang zu eröffnen und die Besucher zu begrüßen, darunter Landes- und Kommunalpolitiker sowie Vertreter der veranstaltenden Institutionen. Schwickert, der in seiner beliebten Art, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, dabei auch harte Kritik an manchen Dingen übt, schiebt die positiven Dinge des Lebens nicht beiseite. Als er auf den Bürokratiewahnsinn zu sprechen kam, sprach er Reiner Meutsch, den Gründer der Stiftung "Fly & Help", an, der unter den Besuchern weilte und sagte: "Reiner, du baust (bald die tausendste Schule), ich muss planen." Die unsichere Weltlage mit den Protagonisten Trump, Putin und Xi bereitete dem Landrat große Sorgen, weil Europa nur diskutiert und nicht handelt. Zur künstlichen Intelligenz (KI) vertrat er die Meinung, dass die KI einen Vorschlag machen könne, aber der Mensch selbst entscheiden müsse.

30-jähriges Firmenjubiläum der Elektro Jung GmbH
Anschließend hatten Bernd und Steffen Jung, beide Geschäftsführer und gleichberechtigte Gesellschafter der Elektro Jung GmbH Gelegenheit, sich und ihre Firma zu präsentieren. Mit berechtigtem Stolz berichteten sie im Wechselspiel, wie sich die Firma im Laufe der 30 Jahre ihres Bestehens weiterentwickelte und in der Region zu einem gefragten Unternehmen und zuverlässigen Arbeitgeber gewachsen ist. Dabei hielten sie einen flammenden Appell für das Handwerk, machten sich Sorgen wegen des Fachkräftemangels und der aktuell diskutierten Work-Life-Balance, "Die Viertagewoche sei kein Aspekt für Wohlstand und Wachstum". Ihre Azubis würden sie fördern, aber auch fordern. So müssen sie wöchentlich ihre Berichtshefte sowie die in der Berufsschule geschriebenen Arbeiten vorlegen.

Großer Wert würde auf ein intaktes Betriebsklima gelegt, dazu gehöre selbstverständlich, dass alle Mitarbeiter gratis Kaffee und Wasser erhalten würden, wenn am Wochenende gearbeitet wird, wären auch noch "50 Euro für eine warme Fleischwurscht" übrig. Teamgeist, so versicherten beide unisono, wäre bei ihnen keine hohle Floskel. Beide Geschäftsführer dankten ihren Frauen für deren Unterstützung, denn nur mit einer starken Frau im Rücken könne erfolgreiche Arbeit geleistet werden.

Bernd Jung hatte scherzhaft mit dem Festredner des Empfangs, noch ein "Hühnchen zu rupfen", denn Dr. Markus Merk, der weltbekannte Schiedsrichter, hatte seinem Lieblingsverein Schalke 04, in der Bundesliga Saison 2000/2001, am letzten Spieltag die sicher geglaubte Meisterschaft vermasselt, als er in der überlangen Nachspielzeit beim HSV einen irregulären Freistoß für Bayern München gab, der verwandelt wurde und Bayern München durch das Unentschieden deutscher Meister vor Schalke 04 wurde. Er sei aber mit Merk im Reinen, da er diesen als guten Menschen bei der "Vor-Tour der Hoffnung", die Spenden für krebskranke Kinder sammelt, kennengelernt hat. Das Honorar, das Merk für seine Impulsvorträge normal erhält, hätte Merk sofort der "Vor-Tour der Hoffnung" zur Verfügung gestellt, dafür gab es Beifall.

Impulsvortrag von Dr. Markus Merk, der begeisterte
Ja, da stand er nun, der viel gescholtene, ehemalige Weltschiedsrichter. Mit weit ausgebreiteten Armen begrüßte er die Gäste im Zelt und spannte einen Bogen von damals zu heute, mit den Worten: "Vor Jahren vor 98.000 im Stadion 'Camp Nou' in Barcelona in die 'Arena Jung' in Westerburg, das gefällt mir". Merk ging auch kurz auf das Spiel HSV gegen Bayern München ein und konnte den Frust der Schalke 04-Fans verstehen, er sei aber auch heute noch überzeugt, dass seine damalige Entscheidung richtig gewesen wäre. Wenn man ihn ansprechen würde, wäre er auch bereit, seinen Vortrag bei Schalke 04 zu halten.

Merk erwies sich als wahrer Motivationstrainer, der immer wieder Parallelen von dem Druck im Hochleistungssport mit dem im alltäglichen Berufsleben der Menschen zog. Er, der Spiele mit den Weltstars Zidane, Messi, Ronaldo, Beckham und Figo pfiff, berichtete auf unterhaltsame Art und Weise, wie er mit dem Druck umging, der häufig bereits vor den Spielen begann, aber auch von den Versuchen der Starfußballer, die ihn während des Spiels zu manipulieren versuchten. Gegenseitige Achtung, Ehrgeiz, Fairness, Anerkennung und Wertschätzung sollten sowohl im Sport als auch im praktischen, alltäglichen Leben Priorität haben. Die Fußball-Hymne "You´ll never walk alone" (Du sollst nie alleine sein oder gehen) wäre sein Lieblingslied, weil es auf den Sport, wie auf die Realität zutreffen würde.

Mitglieder der "Vor-Tour der Hoffnung" hatten Gelegenheit, ihr Hilfsprojekt vorzustellen und um Spenden für krebskranke Kinder zu bitten.

Nachdem der offizielle Teil des Jahresempfangs endete, ging der Wunsch der Organisatoren in Erfüllung: lange blieben die Gäste noch zusammen, um beim gemütlichen Small Talk und bei gutem Essen sich privat und geschäftlich auszutauschen und zu unterhalten. (Wolfgang Rabsch)
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