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Nachricht vom 06.03.2012
Region
Betroffene Menschen fordern: Schluss mit Bahnlärm
Pro Rheintal und IG BOHR starten bundes- und europaweite Kampagne gegen Bahnlärm – Buchvorstellungen in Erpel und Neuwied

Region. 108 Seiten, die sich für eine moderne Bahn und gegen Bahnlärm aussprechen, umfasst das neue Kompendium „Bahnlärm macht krank“, das die Initiativen des Rheintals mit Unterstützung weiterer bundesweit angesiedelter Initiativen jetzt vorgestellt haben.
Aus Sicht der betroffenen Menschen an den Bahnstrecken ist klar: Bahnlärm macht krank! Eine neue Schrift liefert dafür die Argumente. Jeder Bundestagsabgeordnete, jeder Landtagsabgeordnete, jeder EU-Parlamentarier und natürlich alle mit dem Thema befassten Ämter, Ministerien, Minister und Staatsbeamten erhalten ein Exemplar der Aufklärungsbroschüre kostenlos zugestellt.

Laut Frank Gross, Vorsitzender des Bürgernetzwerks Pro Rheintal und Autor des Kompendiums, geht es darum, die Komplexität des Themas zu reduzieren und die teilweise verworrenen Zusammenhänge von Gesundheit, Recht, Physik und Technik auf eine verständliche Form herunterzubrechen, damit Politiker in der Kürze der Zeit, die ihnen für ein solches Thema zur Verfügung steht, zu einem Gesamtüberblick und damit zu einer klaren Einschätzung kommen können.

Nachdem die IG BOHR (Interessengemeinschaft Bahnprotest an Ober- und Hoch-Rhein) mit ihren Sprechern Roland Diehl und Adalbert Häge in ihrer Region die wesentlichen Ziele hinsichtlich eines bürgerfreundlichen Ausbaus des Güterverkehrskorridors bereits erreicht haben, will Pro Rheintal jetzt zusammen mit Landes- und Bundespolitikern am Mittelrhein ebenfalls einen Projektbeirat ins Leben rufen.

Ziel ist, mit Bund und Bahn, Land und Kreisen, Kommunen und Initiativen sowohl eine zukunftsweisende Verkehrslösung als vor allem auch eine menschengerechte Lösung des Lärmproblems zu finden. Dabei soll nicht nur der Obere Mittelrhein, sondern die gesamte Region von Köln-Bonn bis Mainz-Wiesbaden mit einbezogen werden.

Durch das Kompendium werde sich der Druck auf die Verantwortlichen bei Bund und Bahn weiter erhöhen, erläutert Gross. Denn der Beweis, dass Lärm krank macht und dadurch eine Körperverletzung darstelle, sei inzwischen erbracht. Die Versäumnisse des Gesetzgebers hätten zu einer untragbar gewordenen rechtlichen Situation geführt, nicht nur aus Sicht der Bürgerinitiativen. Auch höchste Richter am Bundesverwaltungsgericht sprechen von einer „verfassungsrechtlich bedenklichen gesetzgeberischen Abstinenz“.

Erfreulich sei, dass es durchaus „kurze Wege“ aus der Lärmmisere gebe, die in punkto Kosten erschwinglich seien. Damit sei zwar noch nicht die langfristige Realisierung eines bürgerfreundlichen Güterverkehrskorridors erreicht, jedoch dem Rheintal und seinen Menschen eine wieder erträgliche Umgebung garantiert. Für das abnorme Lärmproblem im Mittelrheintal und Rheingau brauche es jetzt vor allem den politischen Willen auf Bundes-, Landes- und EU-Ebene.

Da sich inzwischen bundesweit immer mehr Druck durch Lärmbetroffene aufbaut, sei für den Brennpunkt Mittelrhein eine Lösung unabdingbar, wenn man nicht den letzten Rest an Glaubwürdigkeit in Lärmfragen verlieren wolle.

Lange genug habe man den Bürgerinnen und Bürgern ein X für ein U vorgemacht, indem man die Bahn als besonders umweltfreundlich dargestellt habe. Tatsächlich sei das Unternehmen in Sachen Lärm der größte Umweltsünder, und auch Bahntransportkunden sähen darin einen großen Nachteil und ein Übel. Am Mittelrhein würde man den Menschen Lärmwerte zumuten, die ein Dreifaches über den gesundheitsverträglichen Werten lägen, ohne dass es überhaupt einen Anspruch auf Schutz vor Lärm gäbe oder jemand Anstalten machen würde, daran etwas zu ändern. Lärm sei inzwischen zum größten Umweltproblem der heutigen Zeit geworden, weil immer mehr Verkehr und immer höhere Anforderungen die Menschen buchstäblich nicht mehr zur Ruhe kommen ließen.

Deshalb passe der „rollende Donner der Eisenbahn“, der nicht nur störende, sondern in höchstem Maße bedrohliche Geräusche und Erschütterungen - vor allem nachts - verursache, überhaupt nicht mehr in unsere Welt. Die Bahn müsse umgehend ihre Fahrzeuge instand setzen oder es müssten Nachtfahrverbote und Langsamfahrstellen eingerichtet werden. „Notfalls müssen die höchsten Gerichte das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit bestätigen und dann ist Schluss mit den alten rostigen Güterbahnkarren“, sagt Johannes Baumgärtner von der IG BOHR.

Das neue Kompendium wird unter anderem am heutigen Mittwoch (7.3.) in Erpel und am kommenden Montag (12.3.) in Neuwied auf Vortragsveranstaltungen zum Thema Bahnlärm vorgestellt.

Weitere Informationen unter:
Pro Rheintal e. V. Bürgernetzwerk
Frank Gross, 1. Vorsitzender
Simmerner Straße 12
56154 Boppard
Tel: 06742 801069-0
E-Mail: info@pro-rheintal.de
www.pro-rheintal.de
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