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Nachricht vom 24.09.2022
Wirtschaft
Kohlensäure wird knapp, welche Auswirkungen hat dies auf den Getränkemarkt?
Wasser, Limo, Bier und Sekt – sie alle bieten mit der enthaltenen Kohlensäure ein prickelndes Erlebnis. Gerade Erfrischungsgetränke können nicht auf Kohlensäure verzichten und sind eines der wichtigsten Bestandteile von Brausen, Limos und anderen Getränken. Genau dieser Bestandteil droht nun auch wegen der Gasmangellage ein knappes Gut zu werden. Wurde Kohlensäure bisher vor allem als Nebenprodukt aus der Düngerherstellung bezogen, müssen nun alternative Quellen erschlossen werden. Auch die Politik ist dazu schon im Gespräch mit der Industrie.
Foto Quelle: pixabay.com / <a href=https://pixabay.com/de/users/explorerbob-3093227/ target=_blank rel=nofollow>explorerbob</a>Was ist die Kohlensäure im Getränk?
Bei der Reaktion von Wasser mit Kohlendioxid entsteht die prickelnde Kohlensäure. Gerade bei energieintensiven Vorgängen wie der Produktion von Düngemitteln entsteht die Kohlensäure dann oft als Nebenprodukt und kann in der Getränkeindustrie weiterverwendet werden. Durch die Sanktionen gegen Russland, den hohen Energiepreisen und der Mangellage am europäischen Gasmarkt wurde die Düngeproduktion inzwischen stark eingeschränkt. Damit fällt auch eine der Hauptbezugsquellen für Kohlensäure weg. Dort entsteht die Kohlensäure nämlich als Nebenprodukt bei der Produktion von Ammoniak.

Eine Branche warnt
Die Hersteller der prickelnden Getränke warnen jetzt schon von einem Rückgang der Produktionszahlen, sollte sich die Situation weiter verschärfen. Gerade die Brauereien warnen davor, dass die Situation dramatisch ist und ganze Produktionen eingestellt werden könnten. Erste Konsequenzen kann man inzwischen in Italien beobachten, dort setzte das Unternehmen Sanpellegrino die Produktion ihrer Mineralwasser- und Limonadensparte für zwei Tage aus. Die Kohlensäure wird aber nicht nur für die Getränke selbst benötigt, gerade die Brauereien benötigen die Kohlensäure, zum Vorspannen ihrer Fässer. Die Fässer werden dann vor dem Befüllen mit Kohlensäure gefüllt und erst in einem weiteren Schritt mit Bier. Durch diesen Prozess kommt das Getränk nicht mit Sauerstoff in Kontakt. Inzwischen ist am Markt aber nur noch 30 bis 40 % der üblichen Kohlensäure Menge vorhanden.

Welche Getränke sind besonders betroffen?
Die Auswahl an Getränken, die mit Kohlensäure versetzt sind, ist groß. Nicht nur Mineralwasser und Bier wird damit zu dem charakteristisch prickelnden Getränk. Auch die Hersteller von verschiedenen Limonaden, Energy-Drinks, Cola und Schaumwein sind betroffen. In der Lebensmittelindustrie wird Kohlensäure aber auch für andere Prozesse verwendet. So findet man technische Kohlensäure auch in Trockeneis und in Materialien, die für die Synthese in der Lebensmittelindustrie verwendet werden, zudem wird sie auch eingesetzt, um Lebensmittel wie Obst länger haltbar zu machen.

Kohlensäure und die Gesundheit
Bezüglich der gesundheitsschädlichen Wirkung rund um die Kohlensäure halten sich schon lange verschiedenste Gerüchte. Der Hauptgrund für verschiedene Mythen hat der leicht saure pH-Wert von mit Kohlensäure versetzten Mineralwasser im Vergleich zu stillen Wasser. Der pH-Wert liegt dort nämlich mit einem Wert von ca. 5,1 leicht niedriger als der neutrale Wert von 7 bei stillem Mineralwasser. Die Stiftung Warentest kommt aber zu dem Schluss, dass die Kohlensäure viel zu flüchtig ist, um einen Effekt zu haben. Generell ist die Kohlensäure völlig unbedenklich für die Gesundheit, solange man einen gesunden Magen hat. Für Menschen mit empfindlichem Magen, kann die Kohlensäure zu unangenehmen Aufstoßen führen, wodurch dann Magensäure in die Speiseröhre steigt. So entsteht leicht unangenehmes Sodbrennen.

Trends bei Getränken
Die Deutschen setzten in den letzten Jahren immer häufiger auf gesündere Getränke. Vor allem zuckerfreie Getränke sind im Trend, bzw. solche, die einen niedrigen Zuckeranteil besitzen. Auch bei klassisch eher ungesunden Getränken wie Energy-Drinks wird immer mehr auf die Gesundheit geachtet. So sprießen inzwischen immer mehr gesunde Alternativen aus dem Boden, seien es verschiedene Mate-Tee Produkte, oder Energy-Drinks ohne Zucker und mit gesunden Zusätzen. Auch Smoothies können sich in letzter Zeit über immer mehr Beliebtheit freuen, bei ihnen steht ein konstantes Wachstum von 4,41 Prozent.

Alkoholische Produkte weniger beliebt
In den letzten zwanzig Jahren hat der Alkoholkonsum dagegen konstant abgenommen. Gerade die Anzahl der Konsumenten, die täglich Alkohol konsumiert haben, ist in dieser Zeit um 10 Prozentpunkte gesunken. Auch bei den Jüngeren werden alkoholische Getränke immer unbeliebter. Vor allem die Coronakrise hat bei den Brauereien für starke Einschnitte in deren Vertrieb gesorgt. Durch die Schließung von Kneipen, Bars und dem Ausbleiben von Großveranstaltungen war der Verkauf von Bier, Wein und Sekt auf einem Tiefpunkt der letzten Jahre.

Fazit
Die Gasknappheit hat auf breiter Front Auswirkungen auf den gesamten Wirtschaftsbereich Europas. So wird nun auch direkt die Getränkeindustrie getroffen. Durch das Rückfahren der Ammoniakproduktion fehlen große Produktionskapazitäten von Kohlendioxid. Nun müssen alternative Quellen erschlossen werden, so wird nun über die Abzweigung von Kohlendioxid aus der Zementproduktion diskutiert. Da der Ukrainekrieg, die Sanktionen und auch das Zurückfahren der Gasexporte seitens Russland unabsehbar lange dauern werden, ist das Finden von alternativen Quellen für die Getränkeindustrie unabdingbar. (prm)
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