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Nachricht vom 31.07.2022 |
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Region |
"Rock the Forest" in Rengsdorf präsentierte sich von seiner besten Seite |
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Endlich wieder "Rock the Forest": Zwei Jahre Pause wegen der Pandemie scheinen dem Festival-Spektakel in Rengsdorf nicht geschadet zu haben. Am Samstag (30. Juli) konnten die Rockfreunde Rengsdorf ihre Jubiläumsveranstaltung feiern und zum 40. Mal Rengsdorf mit lauter Musik beglücken. |
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Rengsdorf. "Rock the Forest" ist im gesamten Westerwald das wohl gewaltigste Festival, mit Schwerpunkt auf Hard Rock, Metal, Folk- Rock und Modern Classic Rock. In diesen Kreisen genießt das Festival einen überragenden Ruf, so stimmt es nicht Wunder, dass sich Bands der absoluten Extraklasse in Rengsdorf die Klinke in die Hand geben, um vor einem begeisterten Publikum "die Sau rauszulassen".
Wer gediegenen deutschen Schlager, aber auch Malle-Hits und Schnulzen gerne hört, für den dürfte das Festival ein Gräuel sein. Jedenfalls waren die Festivalbesucher bestens vorbereitet, sich einigen Stunden dem "Mini-Wacken" hinzugeben. Das Festival lebt zusätzlich von der Vielfältigkeit seiner Besucher, alle Altersklassen waren vertreten, manchen "Grauschädeln" war anzusehen, dass sie zum Festival in eine zweite Haut geschlüpft waren. Normalerweise vielleicht in einem Bürojob tätig, wurden Lederklamotten und T-Shirts, die mit Konterfeis der wildesten Hardcorebands bedruckt waren, aus dem Kleiderschrank geholt, um sich dem gediegenen Krawall hinzugeben. Kein Wunder also, dass man nur bestens gelaunte Typen zu Gesicht bekam, die auch kein Problem hatten, zu headbangen oder sich beim wilden Tanz anzuspringen, und zu hüpfen. Auf jeden Fall war immer Bewegung in der Masse.
Traumhaftes Sommerwetter war die Belohnung für die Rockfreunde Rengsdorf, für alle Mühen und Arbeit, die hinter der Organisation und dem Aufbau der Bühne und des gesamten Festivalgeländes steckten. Genug der Vorrede, jetzt geht es an das Eingemachte.
Wie erwähnt, hatten viele, auch internationale Bands zugesagt, um mit ihrer Teilnahme auch den Rockfreunden zum Jubiläum zu gratulieren. Wo fängt man bei so viel Klasse an, um die Bands und ihre Stilrichtung zu beschreiben?
Ohrstöpsel hätten manchem geholfen
"Willy and the poor boys" ist die wohl beste "Creedence Clearwater Revival" – Tribute-Band, die mit den Welthits von CCR ihr Publikum begeisterten, und mit auf eine lange Zeitreise nahmen. "The Vintage Caravan" ist ein junges Rock-Trio aus Island, das mit ihrem psychedelischen und progressiven Stil, verbunden mit Blues und Soul, einen exzellenten Auftritt hinlegte. Nur mit Mandoline, Gitarre und Ukulele-Bass zauberten "Mandowar" gigantische Klänge auf die Bühne. Nils Hoffmann, Sänger und Gitarrist des Trios, hatte alles im Griff, mit verrauchter Stimme, unterstützt von seinen Mitstreitern, zelebrierten die drei von Metallica "Enter Sandman", "Engel" von Rammstein und Alice Cooper – "Poison".
Mit hereinbrechender Dunkelheit wurde es noch heftiger: Waren die Bands zuvor schon nicht gerade zart besaitet, donnerten "Coppelius" und "Ensiferum" wie ein Tornado über das Festivalgelände. Zu beiden Bands größere Ausführungen zu machen wäre so, als wenn man Eulen nach Athen tragen würde. "Coppelius" fand genau den richtigen Mix aus Rock und Kammermusik, den sogenannten Kammercore. Mit klassischen Instrumenten der Kammermusik (Kontrabass, Cello, Klarinette), gekleidet in edlem Zwirn und mit Zylinder als Kopfbedeckung, betrat die Band die Bühne und veranstaltete eine wahrhaftig bizarre Show. Die Songs, die überwiegend in Deutsch vorgetragen wurden, zeigten, dass es sich um etwas ganz Besonderes handelt. "Tragisches Ende eines Luftpiraten", "Risiko", "Aus den Betten", "Operation", und "Handschuh" sprachen für sich. "Coppelius" gelang es ohne Probleme, die Besucher zu faszinieren, und in eine andere Welt mitzunehmen.
Kein Festival für Zartbesaitete
Als Headliner gelang es den Rockfreunden Rengsdorf, "Ensiferum" zu engagieren. Die Folk-Metal-Band aus Finnland gehört zu den bekanntesten Bands dieses Genres, sie ist auf den Bühnen der internationalen Festivals gefragt. Konnte bei „Coppelius“ beim Lärmpegel noch von einem Tornado gesprochen werden, so fegte mit "Eniferum" ein Hurricane über Rengsdorf. Die fünf Jungs aus Finnland haben sich dem Viking-und Folk-Metal vollkommen ausgeliefert und verinnerlicht. Es bleibt festzustellen, dass die Band vom ersten Gitarrenzupfer an, die Bühne zum Beben brachte.
Fliegende Mähnen, zuckender Körper, ekstatische Gitarrenriffs und waghalsige Tanzeinlagen bestimmten das Geschehen auf der Bühne. Ohne Übertreibung kann behauptet werden, dass ist die Band das letzte aus sich herausholt. Die Gitarristen beanspruchten die Saiten ihrer Instrumente so vehement, dass man um deren Reißfestigkeit fürchten musste. Erstaunlich, dass bei allem Lärm, der Gesang nicht zu kurz kam. Trotz allem war es kein sinnloses Gegröle, sogar der mehrstimmige Gesang konnte überzeugen. "Rum, Women, Victory", "Midsummer magic", "Cold Northland", und "Andromeda" sind nur einige Titel, mit denen "Ensiferum" die Fans zum Ausflippen brachten.
Am Ende des Tages muss den Veranstaltern und Organisatoren von "Rock The Forest" bedingungslos bescheinigt werden, dass es ihnen wieder einmal gelungen war, auch unter erschwerten Bedingungen, ein gigantisches Festival aus dem Boden zu stampfen. Ein Festival, das nicht nur Fans aus dem Westerwald, sondern auch aus der gesamten Republik und teilweise sogar aus dem angrenzenden Ausland anlockt und begeistert. (Wolfgang Rabsch) |
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Nachricht vom 31.07.2022 |
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