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Nachricht vom 03.07.2022
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Ausstellung in Asbach-Ehrenstein: "Die Farbigen Wächter des Lebens" entdecken
Im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums des Neuwieder Hospizvereins und Ambulanten Hospizes Neuwied (22 Jahre) wurde die Ausstellung "Die Farbigen Wächter des Lebens" im Park des Klosters Ehrenstein eröffnet. "Die Farbigen Wächter des Lebens" - das sind Seelenbretter der Künstlerin Bali Tollak. Bis September sind die Werke zu sehen.
Die Seelenbretter sind mit unterschiedlichen Zitaten und Symbolen gestaltet. (Fotos: Neuwieder Hospizverein)Asbach. Die Seelenbretter der Künstlerin sind keine Toten- oder Bahrbretter, die in der Frühzeit zur Aufbahrung und Beerdigung der Verstorbenen verwendet wurden. Auf ihren Brettern hat kein Verstorbener gelegen.

"In Oberbayern aufgewachsen, waren für mich Nachkriegskind alte Begräbnisriten noch etwas Alltägliches. Wir Kinder trafen uns öfters auf dem Dorffriedhof und schauten in die damals noch üblichen Leichenschauhallen, ob es wieder eine neue Leich´ geben würde. Ich schaute auf die gelbwachsene Haut der Verstorbenen, die gefalteten Hände und bewunderte die Würde in ihren Gesichtern, als wären sie im Paradies gebettet. Auch später habe ich als Mensch und Künstlerin nie den Tod ausgeschaltet, weder im Denken noch in meinen Werken. Für mich ist das Leben insgesamt eine Dualität von Geborenwerden und Sterben, von Werden und Vergehen", so die Künstlerin bei der Vernissage in der Klosterkirche Ehrenstein.

Dann sei sie irgendwann auf die Idee der Bemalung der Bretter gekommen. "Ich hatte schon zehn Jahre zuvor Bretter bemalt mit Symbolen der Naturvölker, die auch Tod und Leben beinhalteten. Durch eine Fernsehsendung über Totenbretter im Bayerischen Wald wurde ich zur christlich-abendländischen Variante angeregt", so die Künstlerin.

Welt von Leben und Tod gehören zusammen
Sie habe sich von Reisen in die Welt unserer Ahnen einfangen lassen und ihre Bretter weder
nur den Toten noch ausschließlich den Lebenden zugeordnet. "Ich habe sie Seelenbretter genannt, um beide Welten, die wir heute strikt trennen, symbolisch wieder anzunähern. Wer sich näher mit diesen Dingen befasst, merkt schnell, dass beide Welten zusammengehören. Die lebenden Seelen sind nicht getrennt von den Verstorbenen". In diesem Sinne lud Bali Tollak die Besucher der Vernissage zu einer Entdeckungsreise ein. Die rund 40 Seelenbretter in der idyllischen Kulisse des Klosters sollen den Betrachter anregen zum Innehalten und Sinnieren, zum Stillwerden in unserer lauten und hektischen Zeit.

"Wenn wir uns wieder einlassen, uns auf Besinnlichkeit und Symbole einschwingen, hier in Ehrenstein oder draußen, an Malen und Kreuzen, die uns auf unseren Wanderungen durchs Leben begegnen, werden wir reich beschenkt", sagte Tollak. Untermauert wurden ihre Worte durch den Kirchenmusiker Martin Monter, der mit Klangschalen die Ausstellungseröffnung stimmungsvoll musikalisch begleitete.

Aufgrund der großen Resonanz wird die Ausstellung im Park des Klosters Ehrenstein, die am 1. Juli eröffnet wurde, bis Sonntag, 18. September verlängert und ist täglich von 10 bis 18 Uhr zu bewundern. Der Eintritt ist frei.

(PM)
   
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