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Nachricht vom 25.06.2022
Kultur
Begeisterndes Star-Konzert mit Jan Josef Liefers & Radio Doria in Rommersdorf
Dass Jan Josef Liefers ein begnadeter Schauspieler ist, wissen seine Fans schon seit vielen Jahren, aber davon, dass er ein ebenso guter Musiker ist, konnten sie sich am Freitagabend im Englischen Garten der Abtei Rommersdorf überzeugen. Die Veranstaltung mit Jan Josef Liefers und der Band Radio Doria war ein Highlight im großartigen Veranstaltungskalender der Rommersdorf Festspiele 2020.
Fotos: Helmi Tischler-VenterNeuwied. Fünf schwarzgewandete Männer betraten die Bühne und sangen fast a capella, nur mit einer Gitarre begleitet: „Es ist noch gar nicht lange her… Wann wird’s endlich wieder, wie’s früher nie war?“ Danach verteilten sich die Musiker an ihre Instrumente – Timon Fenner ans Schlagzeug, Gunter Papperitz an den Synthesizer, Christian Adameit und Jens Nickel an die Gitarren und Jan Josef Liefers an das Mikrofon – und sangen noch mehr von früher und von ihren familiären Erfahrungen. Ehrliche deutschsprachige Texte aus dem Herzen für die Herzen in rockigem Pop-Song-Gewand.

Gut gelaunt begrüßte Liefers das Neuwieder Publikum und freute sich, dass man sich wegen der Helligkeit einander sehen konnte: Publikum - ein lange vermisster Anblick. Wiederholt lief der Lead-Sänger die Treppe hinab zu den Zuhörern, plauderte mit ihnen oder lud sie ein zum Mitsingen und zum Tanzen auf der Bühne. Partystimmung im Englischen Garten. Immer wieder riss es die Zuhörer von den Stühlen und es wurde oft rhythmisch mitgeklatscht.

Dazwischen erzählte Liefers persönliche Erlebnisse und gab Zweifel preis, zum Beispiel das elterliche Gefühl, dass, egal, was man macht, man es nie richtig genug macht. Daraus entstand das Lied „Was ich dir noch sagen wollte“.

Des Sängers Lieblingsstudie bezog sich auf die Frage: „Wie wahrscheinlich ist es, dass eine liegende Kuh innerhalb der nächsten 20 Minuten aufsteht?“ und so interessant wie tröstlich fand er die Umfrageergebnisse, wer gerettet würde, wenn nur einer gerettet werden könnte. Sein Fazit: „Jeder hat eine Chance!“, festgehalten in dem Lied „Frau liebt Kind, Kind liebt Hund, Hund liebt Mann“.

„Seid misstrauisch, wenn jemand versucht, euch Angst zu machen“, lautete des Künstlers Rat, entstanden aus Veränderungen, die während der Pandemie an Menschen festzustellen waren und aus der Kenntnis, dass in den USA im Fernsehen 24 Stunden täglich Angst gemacht wird und wir uns in dieselbe Richtung bewegen. Liefers begleitete seinen Gesang „Die ganze Welt ist aus den Fugen, Leute… Chaos, wohin ich schau… Nichts kann so bleiben wie es ist.“ mit metallischen Schlägen auf der UFO-ähnlichen Hang.

„Ein Gentleman ist ein Mann, der Banjo spielen kann, es aber nicht tut“, meinte Liefers und spielte trotzdem Banjo zu dem Lied „Wer wir sind und wer wir waren, hängt an einem losen Knopf. Komm, sprich mit mir, erzähl von dir!“ Gerade als Liefers den „emotionalen Höhepunkt des Liedes“ angekündigt hatte, standen ein Mann und seine achtjährige Tochter in der ersten Reihe auf, der Vater legte sein Handy auf die Bühne, nahm das Kind an die Hand und ging weg. Dieser Vorfall brachte den Sänger aus dem Konzept, aber auf Wunsch der Zuhörer fand er wieder in seinen Song. Nach einiger Zeit kamen Vater und Tochter mit Brezeln in der Hand zurück zu ihren Plätzen.

„Wir sagen Danke!“ wurde singend, hüpfend, tanzend, klatschend und mit instrumentalen Soli variiert. Mit dem Lied von den verlorenen Kindern feierte Jan Josef Liefers mit seinen Zuhörern Kindergeburtstag für „das Kind in uns“. Rhythmusbetont spielten die Musiker eine Passage mit Boomwhackers und Drums-Solo.

Zugabe nach eineinhalb Stunden pausenlosen Konzerts war die musikalische Frage: „Kannst du mit mir leben?“ Standing Ovations beendeten das begeisternde Konzert, das trotz ständig drohender Wolken bis zum Ende trocken blieb.

Die nächste Veranstaltung mit dem Titel „Drei Freunde, drei Tenöre“ gestalten Michael Kurz, Thomas Heyer und Stefan Lex mit der Pianistin Sigrid Althoff am Montag, 27. Juni. (htv)
     
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