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Nachricht vom 06.06.2022
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Seelenbretter: "Die Farbigen Wächter des Lebens" im Kloster Ehrenstein entdecken
Im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums der Neuwieder Hospizvereins und Ambulanten Hospiz Neuwied (22 Jahre) wird am Freitag, 1. Juli, um 19 Uhr die Ausstellung "Die Farbigen Wächter des Lebens" im Park des Klosters Ehrenstein eröffnet.
Eine Auswahl der Seelenbretter ist am ab dem 1. Juli im Kloster Ehrenstein zu sehen. (Foto: privat)Kreis Neuwied/Ehrenstein. "Die Farbigen Wächter des Lebens" - das sind Seelenbretter der Oberbayrischen Künstlerin Bali Tollak. Die Seelenbretter der Künstlerin sind keine Toten- oder Bahrbretter, die in der Frühzeit zur Aufbahrung und Beerdigung der Verstorbenen verwendet wurden. Auf ihren Brettern hat kein Verstorbener gelegen. Die Seelenbretter sollen uns Lebende eher die eigene Sterblichkeit bewusst machen. Während früher der Dorfschreiner und Dorfmaler ein Totenbrett ausschließlich für einen Toten anfertigte und verzierte, sind die Bretter der Künstlerin nur an die Lebenden gerichtet.

"Der Brauch, das Totenbrett zu bemalen, geht in einigen Gegenden in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Später kam die Verwendung von Versen hinzu. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten Dorfschreiner und Maler Sprüche, Symbole und Gedichte schon in großer Auswahl zur Verfügung, um ihre Kundschaft daraus wählen zu lassen, sofern sie nicht einen eigenen Vers gemacht hatte", sagt Bali Tollak. Die Künstlerin verfügt derzeit über knapp 400 bemalte und beschriftete Bretter, die unter anderem schon im Künstlerhaus Wien, im niederländischen Kloster Ter Apel, im Magdeburger Dom und auf dem Kölner Melatenfriedhof zu sehen waren.

Inspiriert durch Totenbretter
Begonnen hat Bali Tollak ihre Kunstaktion Seelenbretter im Jahr 2002 zusammen mit ihrem Lebenspartner, dem Fotografen Wolfgang Dennig, wobei beide mit ihren acht Aktionsbrettern reisten und diese in Landschaften an exponierten Orten aufstellten. Inspiriert wurde die Künstlerin zu ihren Seelenbrettern durch Totenbretter in der Oberpfalz und Bayerischen Wald, die dort als Flurdenkmale von vergangenen Bestattungsriten und einer besonderen Art innig besinnlicher Totenehrung künden.

Eine Auswahl ist im Park des Klosters Ehrenstein bis Sonntag, 4. September, täglich von 10 bis 18 Uhr zu bewundern. Bei der Vernissage am 1. Juli ist die Künstlerin anwesend und wird eine Einführung in ihre Arbeit geben. Herr Martin Monter wird die Ausstellungseröffnung musikalisch begleiten. Anschließend findet ein Sektempfang statt. Beim Flanieren durch den Park kann jeder die Seelenbretter auf sich wirken lassen.

Der Eintritt zur Vernissage ist frei, eine Anmeldung ist erforderlich unter Tel.: 02631/ 344 214 oder 344 240 und unter verein@neuwieder-hospiz.de. (PM)
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