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Pressemitteilung vom 11.05.2022
Region
Elf Jahre Exotarium im Zoo Neuwied: Experten hoffen auf weitere Zuchterfolge
David Otte steht in einem dunklen, höhlenartigen Raum ohne Tageslicht unter dem Neuwieder Zoorestaurant und schüttelt amüsiert den Kopf: „Ich kann mir kaum noch vorstellen, dass wir hier tatsächlich einmal Reptilien gehalten haben.“ Weil die Bedingungen sowohl für die Tiere als auch für die Mitarbeiter und Besucher alles andere als ideal waren, wurde 2010 mit dem Bau des neuen Exotariums begonnen, das vor genau elf Jahren eröffnet werden konnte.
Zoutpansberg-Gürtelschweife (oben) und Chinesische Weichschildkröten gehören zu den Bewohnern des Exotariums im Neuwieder Zoo. (Fotos: Thorben Maur)Neuwied. David Otte, der damals schon Revierleiter fürs Exotarium war, hat den Bau mit geplant und vor allem bei der technischen Ausstattung und Einrichtung der Terrarien fachkundig selbst mit Hand angelegt. „Ich bin schon seit meiner Schulzeit auch privat leidenschaftlicher Terrarianer“, gesteht Otte lachend, „und dass ich mein langjähriges Hobby zum Beruf gemacht habe, kam und kommt mir bei der Arbeit sehr zugute.“

Das neue ‚Exo‘ wurde lichtdurchflutet geplant, mit individuell gestalteten Großraumterrarien mit natürlicher Bepflanzung. Einige Tiere wie Weichschildkröte Brutus und einige Königspythons haben den Umzug mitgemacht und erfreuen sich noch heute in ihren neuen Terrarien bester Gesundheit. „Einen großen Teil der übrigen Terrarien haben wir damals mit Tieren besetzt, die wir aus Reptilienauffangstationen übernommen haben oder aus Institutionen, wo sie als überzählige Tiere hinter den Kulissen gesessen haben“, erinnert sich der Revierleiter.

Mittlerweile haben jedoch viele Terrarien bereits längst einen neuen Besatz. „Das hat unterschiedliche Gründe“, erklärt der Tierpfleger, „einige Tiere wie die Schönnatter oder der Pazifikwaran waren sehr alt und sind mittlerweile verstorben. Bei anderen Tieren hat erst die Praxis zeigen können, dass wir hier im Haus die nötigen Parameter wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit nicht hinkriegen. Deshalb halten wir mittlerweile keine Australischen Süßwasserkrokodile mehr, sondern haben einem Pärchen Krokodilkaimane aus der Reptilienauffangstation in München ein neues Zuhause gegeben.“

Meist ist der Grund für einen Haltungswechsel aber ein anderer: „Wir sind mittlerweile einfach viel erfahrener, und wollen uns weiterentwickeln. Wir haben das Gebäude und die Technik besser kennen gelernt, mein Stellvertreter und ich sind mittlerweile seit fast sieben Jahren aufeinander eingespielt und wir hatten mit den ‚einfacheren‘ Arten, die häufig gehalten werden und über die man viel weiß, gute Zuchterfolge gehabt. Also haben wir uns nach und nach an anspruchsvollere Arten gewagt.“

Und das hat gut funktioniert: Der Zoo hält mittlerweile zwei Arten der wunderschönen Segelechsen, die sich aufgrund ihres hektischen Naturells in den meisten Terrarien die Schnauzen kaputt stoßen. Im Neuwieder Exotarium hingegen haben sie genug Platz, um sich bei Bedarf zurückzuziehen. 2021 gab es Nachwuchs bei den Trauerwaranen, und in diesem Jahr hatten die Gürtelschweife mit dem schönen Gattungsnamen Smaug, die als schwierig und sensibel gegenüber Veränderungen gelten, erstmals Nachwuchs.

Ist David Otte jetzt zufrieden mit dem, was er in den letzten elf Jahren im Exo erreicht hat? „Jein“, lacht er, „ich bin glücklich und stolz, dass es so gut läuft, aber wir haben natürlich noch viel vor: Noch in diesem Jahr hoffen wir auf den ersten Zuchterfolg bei den Skorpionskrustenechsen, nachdem wir in den letzten Jahren viele Stellschräubchen an deren Haltungsbedingungen perfektioniert haben. Auch die Coloradokröten wollen wir zur Nachzucht bringen, die züchtet nämlich kaum noch Jemand. Das ist auch gar nicht so einfach, da man deren natürliche Lebensbedingungen mit acht Monaten Trockenruhe und temporär austrocknenden Gewässern nicht so einfach simulieren kann. Die Guatemala-Schwarzleguane, die außer uns keine andere Institution in Deutschland hält, haben bald ihre Geschlechtsreife erreicht. Und dann sind da noch die Wickelskinke. Bei denen wäre eine Nachzucht besonders toll, da die selbst Brutpflege betreiben und sich richtig um den Nachwuchs kümmern, das ist super selten bei Reptilien. Das wird zwar noch ein paar Jährchen dauern, bis die soweit sind, aber ich bin ja noch jung.“ (PM)
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