NR-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Kreis Neuwied
Nachricht vom 24.10.2021
Region
Laub ist kein Müll!
Am Wochenende war vielerorts anhaltendes Dröhnen zu hören, weil pünktlich zum Beginn des Laubfalls Laubsauger oder -bläser im Einsatz waren. Doch die Geräte schaden Umwelt und Gesundheit, Lärm und Schadstoffe stören den Naturhaushalt. Laub sollte besser bis zum Frühjahr liegen gelassen werden.
Laub ist gut für die Bodenstruktur. Foto: Wolfgang TischlerRegion. Die Nutzer der Geräte tragen zum Eigenschutz oft Gehörschutz, Nachbarschaft und Passanten müssen den Krawall ungeschützt ertragen, in der Regel bei sonnigem Wetter, das man gern im Freien nutzen möchte, besonders ausdauernd und laut. Der Schallpegel entspricht mit über 100 Dezibel der Lautstärke eines Presslufthammers. Schon ab einem Lärmpegel von 85 Dezibel kann es bei Dauerbelastungen zu Hörschäden kommen.

Hinzu kommt, dass Laubsauger und -bläser mit Verbrennungsmotor gesundheitsschädliche Abgase wie Kohlenwasserstoffe, Stickoxide und Kohlenmonoxid ausstoßen. Natürlich wird durch Laubsauger auch die Bodenzusammensetzung gestört, weil sowohl Kleintiere wie Spinnen und Insekten als auch Pflanzensamen aufgesaugt, gehäckselt und getötet werden.

Im deutschen Ordnungsbewusstsein ist das Aufsammeln von Laub verankert, da reicht es, die Laufflächen aus Gründen der Verkehrssicherheit zu räumen. Dafür reichen Laubrechen und Besen aus. Wer keinen Komposthaufen besitzt, kann das Laub über die entsprechende Bio-Tonne entsorgen. In den Müll gehören nur kranke Blätter mit Pilzbefall wie Apfelschorf oder Mehltau und Kastanienblätter mit Miniermottenbefall

Im Garten Laub vom Rasen zu sammeln und zu entsorgen, ist überflüssig, denn Laub ist kein Abfall, sondern ein wertvoller Rohstoff. Rasen liebt sogar Blätter: Dazu sollte man während des Blattfalls ein bis zweimal mit dem Rasenmäher drüberfahren, kleinhäckseln und liegen lassen. Dadurch wird der Abbau beschleunigt und die Bodenlebewesen bilden wertvollen Humus. Und auf die Herbstdüngung mit einem Mineraldünger kann man dann getrost verzichten!

Am sinnvollsten ist die Nutzung des Falllaubs im eigenen Garten als Kompostmasse. Entweder als Flächenkompostierung: Das Laub wird einfach als Schicht auf den abgeernteten Beeten ausgebracht. Ein Festmahl für die Regenwürmer, die die Blätter in ihre Gänge ziehen und verspeisen! Im nächsten Frühling ist der Boden locker, nährstoffreich und bereit zur Bepflanzung. Oder Laub einfach mal liegen lassen: Unter großen Bäumen kann das Laub - genauso wie im Wald - liegen bleiben. Die Natur zersetzt es mit Milliarden von nützlichen Mikroorganismen. Der Baum und darunter gepflanzte Stauden freuen sich über diese lebenswichtige Humus- und Nährstoffgabe.

Eine weitere Möglichkeit ist: Blätter lagenweise auf den Komposthaufen geben, maximal zehn Zentimeter dick aufgeben, abwechseln mit anderen Materialien. Auf jede Schicht immer eine Schaufel reifen Kompost oder Gartenerde zum „Impfen“ streuen.

Tierliebhaber richten in einer ungestörten Ecke ein „wildes Eck“ mit Igelversteck ein: ein paar Steine, alte Bretter oder Schnittholz mit reichlich Laub abgedeckt sind attraktiv für Igel und andere Nützlinge als Winterquartier.

Das Falllaub ist Teil eines natürlichen Garten-Kreislaufs. Auch hier gilt: Weniger ist mehr! Man muss nicht ständig ordnend eingreifen. Mit Rücksicht auf die Natur und die Nachbarschaft sollte auf Laubsauger und -bläser grundsätzlich verzichtet werden. (htv)

Nachricht vom 24.10.2021 www.nr-kurier.de