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Nachricht vom 23.10.2021
Kultur
Roberto Capitoni löst peinliche Probleme
„Peinlich, peinlich!“ sind Eltern grundsätzlich aus der Sicht von Teenagern, die über Nacht aus niedlichen kleinen Kindern zu grauenhaften Höhlenbewohnern mutiert sind. Gemäß des Lebenstipps seines sizilianischen Onkels Luigi: „Wenn du ein Problem hast, dann löse es!“, entwickelte Roberto Capitoni eine todsichere Strategie.
Roberto Capitoni im Bootshaus. Fotos: Helmi Tischler-VenterNeuwied. Comedian Roberto Capitoni, sprach am 23. Oktober zur Erhellung und Erheiterung seines Publikums im Kulturraum des Neuwieder Bootshauses an der Rheinbrücke im „Upgrade“ seines Programms „Italiener schlafen nackt - manchmal auch in Socken", viele Peinlichkeiten an, die sich einerseits aus den widersprüchlichen Wesenszügen des Halbitalieners ergeben, in dessen Kopf Jekyll und Hyde gegeneinander toben - italienisches Amore gegen deutschen Routenplaner -, die andererseits altersbedingt auftreten. Haare sind ein solches Problem: Sie treten als Wanderhaare verstärkt an Körperstellen auf, an denen sie bisher nicht waren und unerwünscht sind und auf dem Kopf werden sie grau. Foltergeräte wie Epilierer sind für den Mann keine Lösung.

Angefangen haben die Probleme bereits mit der Geburt Klein-Robertos, der sich erst mittels eines Bausparvertrags aus Mamas gemütlichem Jacuzzi locken ließ. Nachdem er seine lebensgefährliche Taufe überlebt hatte, genoss der schwäbische Italiener in Isny im Allgäu eine tolle Kindheit mit samstäglichem (Moor-)Bad und Familienshows im Fernsehen, wenn man von den Schikanen und Erpressungen der älteren Geschwister absieht, die er als Nesthäkchen der Familie erleiden musste.

Heutzutage sind die Kinder der SUV-gepanzerten Helikoptereltern ärmer dran, denn sie müssen Dinkelwaffeln essen, die einen Tsunami aufsaugen könnten. Hausarrest ist heute Belohnung statt Strafe.

Neue Probleme ergaben sich mit dem „Taubenring mit Nummer drin“ am Ringfinger, denn dieser Ring zieht den Mann nach unten an das Ende der Nahrungskette, hinter den Hund. Die Gegensätzlichkeit von Mann und Frau sei das Problem, analysierte der Kabarettist haarscharf. Geschlechtsspezifisch unterschiedliches Verhalten vor dem Spiegel, von Capitoni pantomimisch irrwitzig dargestellt, beweist das. Hinzu kommen unterschiedliches Konsumverhalten und gegensätzliche Hobbys, die Frauen als Katzenwesen ausweisen und Männer als Hundetypen.

Da Roberto Capitoni zur Spezies der Jäger und Sammler gehört, hortet er zu Hause die Statussymbole seines Lebens: die alte mechanische Schreibmaschine, den ersten Computer Commodore C64, das erste Nokia-Handy, dessen Akku noch immer zwei Striche aufweist. Oldies, die die Tochter nur verwirren und zu dem Prädikat „peinlich!“ verleiten.

Peinlich und lustig zugleich waren die Probleme mit der Technik, die punktgenaue Sound-Einspielungen verhinderte, dafür aber permanente Disco-Beleuchtung servierte. So stellte Capitoni fest, dass er nach vierzig Jahren auf der Bühne noch Neues erfahren durfte. Der Routinier überspielte alle Störungen mit Humor.

Mit Humor und Kreativität lieferte der Kinofilm-Fan, der während der Corona-Pandemie „Netflix leer geguckt“ hat, als Zugabe Lösungen für langweilig gewordene Filme. Ultimative Filme entstünden durch Rückwärtsdrehen: Titanic rückwärts würde zum Öko-Thriller, der weiße Hai spuckte ständig Menschen aus, aber am schönsten würde sein Hochzeits-Video, in dem er der Frau den Ring abnehmen und am Schluss mit den Kumpels feiern gehen könnte.

Wer einen sehr lustigen Abend erleben möchte, hat am 16. Januar 2022 im Café Hahn Gelegenheit, Roberto Capitoni mit seinem Jubiläumsprogramm zu sehen. (htv)
   
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