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Nachricht vom 20.09.2021
Region
Ritter Heinrich von der Isenburg erklärt seine Burg
Ritter Heinrich von der Isenburg-Grenzau alias Burgführer Rolf Schmidt erwartet an jedem dritten Sonntag im Monat Besucher, die er kenntnisreich und kostenlos durch die Ruinen des Anwesens führt.
Ritter Heinrich erklärt gerne die Isenburg. Fotos: Wolfgang TischlerIsenburg. Die regelmäßigen Führungen wird es ab dem 15. Mai 2022 geben. Zurzeit ist es ein Glücksfall, wenn man Schmidt auf der ständig zugänglichen Isenburg antrifft. Mit Freude registrierte er am 19. September bereits mittags einen regen Besucherstrom. Führungen waren für diesen Tag nicht angekündigt, sondern als Probelauf gedacht. Die Burg ist bei Einheimischen als spannende Lokation für Kindergeburtstage und bei Durchreisenden wegen ihrer exponierten Lage beliebt.

Die durch die drei Täler der drei Bäche - Ommels-, Wiebels- und Iserbach, die im Ort Isenburg mit dem Saynbach zusammenfließen - geschützte Lage auf einem etwa 190 Meter hohen Felskopf, die die Burg im Mittelalter uneinnehmbar machte, veranlasste die Erbauer Gerlach und Reinbold, an dieser Stelle eine Wohn- und Schutzburg zu errichten. Für das Jahr 1103 wird ihre Fertigstellung erwähnt. Die Isenburg ist somit eine der ältesten Burgen am Mittelrhein und die zweitälteste Burg im Kreis Neuwied (nach der Burgruine Hammerstein).

Die Herren von Isenburg erbauten ihren Stammsitz im Gebiet einer Grundherrschaft der Abtei Fulda. Aufgrund der sehr frühen Verzweigung des Geschlechts in mehrere Linien hatte sie sehr bald den Charakter einer Ganerbenburg, das heißt einer Burggemeinschaft von Mitgliedern verschiedener Familienstämme, die meist in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zueinander stehen.

Im 13. Jahrhundert standen hier vier Wohnhäuser: das isenburgische oder alte Haus, das Kobernhaus, das Haus Wied und das Frauen- oder runkelsche Haus. Das Frauenhaus wird auch als Haus Grenzau bezeichnet. Gemeinsam nutzte man Bergfried, Tore und Brücken. Im Jahre 1625 war die Burg noch bewohnt. Sie diente zu dieser Zeit in erster Linie als Witwensitz. 1633 war sie von spanischen Truppen besetzt, aber nicht zerstört worden. Als 1664 Graf Ernst ohne Nachkommen verstarb, war sie anschließend dem Verfall preisgegeben. Danach erfolgte kein Wiederaufbau mehr, sodass die Burg im Laufe der Jahrhunderte immer weiter verfiel.

Die obere Linie der Isenburger existiert noch, weiß Burgenführer Schmidt. Heute gehören Burg und umliegendes Areal dem Fürstenhaus zu Wied. Vom „Eugen Wasser Plateau“ aus hat man einen weiten Blick auf das Wiedsche Jagdhaus auf dem gegenüberliegenden Bergrücken, dieses Haus wird von der Fürstenfamilie als Wochenendhaus genutzt.

Der in 2005 gegründete Förderverein Freundeskreis der Isenburg e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, die Burgruine der Nachwelt zu erhalten und der Öffentlichkeit wieder voll zugänglich zu machen. Nachdem die völlig zugewucherte Burgruine freigelegt worden war, wurde ein neuer Zuweg über den Burgberg angelegt. Geplant ist die Wiederherstellung des historischen Burgwegs, der vom Parkplatz vor der Kirche zur Burg hinaufführt.

Die mit Pferden begehbare Rampe entstand unter dem Einfluss der Kreuzzüge. Die Kreuzritter brachten aus dem Morgenland architektonische Ideen mit. So wurde auch die europäische Romanik durch die Gotik abgelöst. Am dritten Kreuzzug des Kaisers Friedrich I Barbarossa nahmen auch Diedrich (Theoderich) von Wied, Eberhard II und Heinrich II von Sayn teil.

Die historische Bedeutung der Burganlage zeigen die Beteiligung der Universität Mainz, die die Ausgrabungen begleitet und die Förderung durch die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz in Höhe von 1,2 Millionen Euro, von der bisher 600.000 Euro für die Renovierung verbraucht wurden. Der Bau einer historisch korrekten Frontmauer verschlang allein 160.000 Euro.

Der Bergfried, der an der höchsten Stelle steht und als ältester Bauteil gilt, wurde 2005 wegen seines sehr desolaten Zustands von den Isenburgern vor dem Verfall gerettet. Der Wehrturm weist eine Mauerstärke von circa 1,90 bis 2,10 Metern bei einer Höhe von circa 17 Metern auf. Er hatte vier Stockwerke. Putzreste belegen, dass der Bergfried innen und außen verputzt war. Im untersten Geschoss befand sich ein Verließ. Als letzte Zufluchtsstätte war er auch mit Vorrats-, Waffen- und Wehrkammer ausgestattet.

Der anschließende Palas ist laut Forschung das Isenburgische oder Alte Haus und wohl älteste Burghaus. Dafür sprechen seine romanischen Bauelemente sowie ein Ergebnis einer dendrochronologischen Untersuchung eines Eichenbalkens. Es handelt sich wohl auch um das größte der vier ehemaligen Geschlechterhäuser, in einer Höhe und Länge von circa 17 Metern und vier Stockwerken. Diese enthielten traditionell von unten nach oben: Keller, Küche, Rittersaal und Kemenate. Aufgrund von seltenen Innenputzflächen, die auf einen sehr reichen Bauherrn hinweisen, hat sich die Landesdenkmalpflege zu einer aufwendigen Putzsanierung entschlossen.

Es gibt Reste von drei weiteren Wohngebäuden. Wegen Streitigkeiten zwischen den vier Familien wurde 1334 ein Burgfriede geschlossen. Um 1400 wurde auch das Dorf Isenburg befestigt. Man sieht heute noch die „Porz“ am Fuß des Burgbergs und ein anderes Tor.

Der Burgführer wies die interessierten Besucher auf Besonderheiten wie einen Kaminzug, erkennbar an dem angesetzten Tuffstein, Reste von Innenputzen und einen kleinen quadratischen Abortturm hin. Aktueller Burgbewohner ist ein Turmfalke.

1772 war nur noch eine Burgruine vorhanden, die in der Folge von den Bewohnern Isenburgs ausgebeutet wurde. Vergeblich sucht man daher nach Geheimgängen und Schätzen in der Isenburg.

Immer samstags von 10 bis 13 Uhr arbeiten Mitglieder des Fördervereins an ihrem Projekt. Den Fortschritt der Sanierungsarbeiten kann man auf der Homepage verfolgen: www.freundeskreis-isenburg.de.

Im nächsten Jahr wird der Zugang zur Burg noch einfacher sein und der Burgführer Ritter Heinrich von der Isenburg-Grenzau seinen gewogenen Gästen regelmäßig zu Diensten sein. (htv)
       
       
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